Nach einer schnellen Auszählung steht fest: In zwei Wochen wird es eine Stichwahl mit zwei Einzelbewerbern geben. Im ersten Wahlgang konnte Adi Schneider mit einem Anteil von 38,9 Prozent die meisten Stimmen auf sich vereinen. Auf dem zweiten Platz landete Uli Zimmermann mit 38,1 Prozent. Nicht gereicht hat es für Dominik Pretz (SPD), der einen Anteil von 23 Prozent erzielte.
Davon, dass einer der drei Kandidaten bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen würde, waren wohl die Wenigsten ausgegangen. Bei ihren öffentlichen Auftritten als Bewerber gab es keine groben Schnitzer, die drei Kandidaten präsentierten sich sachlich und gut vorbereitet. Vor allem aber blieben sie fair. Ihr Wahlkampf war von moderaten Tönen geprägt.
Am Ende setzten die Wähler offenbar auf Erfahrung. So lässt sich zumindest erklären, dass der erst 27-jährige SPD-Kandidat abgeschlagen auf dem dritten Platz landete.
Eine unangenehme Überraschung ist die geringe Wahlbeteiligung von lediglich 40,5 Prozent. In Zahlen heißt das: Von den insgesamt 12.360 Wahlberechtigten in Vallendar, Urbar, Weitersburg und auf dem Niederwerth gaben nur 5005 ihre Stimme ab. Davon waren 4982 gültig. Auf den „Etappensieger“ Adi Schneider entfielen 1939 Stimmen, auf Uli Zimmermann 1898. Für Dominik Pretz entschieden sich 1145 Wähler.
Erwartungen nicht erfüllt
Angesichts des hohen Publikumsinteresses bei den Veranstaltungen im Vorfeld der Wahl wurden somit die Erwartungen in Sachen Beteiligung nicht erfüllt. Woran es gelegen hat? Sicherlich nicht am Wetter. Der Sonntag war angesichts der bescheidenen äußeren Bedingungen ideal für einen Besuch im Wahllokal. Beobachter der Szene sagen, dass der Wahlverlauf vor allem am Vormittag schleppend war.
Und wie verlief der Tag der Kandidaten bis zur Auszählung? „Entspannt“, sagen die drei Kandidaten. „Meine Familie war aufgeregter als ich“, bekannte Dominik Pretz, der sich über die vielen aufmunternden Worte freut. Der Sozialdemokrat selbst hatte ein Sonntagsprogramm gewählt, das ein wenig Ablenkung versprach. Dazu gehörte vor allem der Besuch des Spitzenspiels der Kreisliga A zwischen dem FC Urbar und dem TuS Niederberg.
Zuvor hatte der Beamte im Dienst der Bundeswehrverwaltung die Helfer in den Wahllokalen besucht. Und abends versammelten sich seine Unterstützer im Lokal „Herzog von Nassau“ in der Höhrer Straße. Gegen 19.30 Uhr ging es dann weiter ins Rathaus.
„Durchweg positiv“ bewertete Dominik Pretz den Verlauf seines Wahlkampfes. Er verweist auf die vielen Gespräche bei Vereinen und Institutionen sowie die positiven Reaktionen bei seinem Haustürwahlkampf. Warum es dennoch nicht geklappt hat, will er nun in den kommenden Tagen analysieren. „Es ist sehr schade“, lautete sein knappes Fazit.
Am Dienstag wird er wieder ganz normal im Dienst sein. Heute heißt es für ihn zunächst einmal: Wahlplakate abhängen. Und mit Blick auf den zweiten Wahlgang am Sonntag, 9. Oktober, hat er eine klare Empfehlung: Adi Schneider – „weil er viel Erfahrung hat“.
Stets das Gespräch gesucht
Direkt mit potenziellen Wählern ins Gespräch kommen wollte auch der unabhängige Kandidat Uli Zimmermann, der von der CDU und den Grünen unterstützt wurde. Was man ihn zuerst gefragt hat, als er von Tür zu Tür ging? „Welcher Partei ich angehöre“, so die spontane Antwort des Rechtsanwalts, der auch darauf hinweist, dass die große Politik bei den Gesprächen nicht die entscheidende Rolle spielte.
Vielmehr ging es um die Themen, die die Menschen in der Stadt Vallendar und den drei Nachbargemeinden bewegen. Dabei werde in der Regel jedoch nicht entschieden, was in der Zuständigkeit der VG liegt und was Sache der Gemeinden ist. Und so wurde er immer wieder mit Fragen zum geplanten Hotelneubau oder dem Bauprojekt auf der Kaiser-Friedrich-Höhe konfrontiert, die eigentlich Sache der Stadt sind.
„Es ist alles gemacht. Jetzt liegt es in der Hand der Wähler“, betonte Uli Zimmermann, der nach seinem Besuch im Wahllokal den Wahltag überwiegend im Kreis seiner Familie verbrachte. Mit Spazieren gehen und gemeinsamem Kochen lenkte er sich nach eigener Aussage ab.
Als um 18 Uhr die Wahllokale schlossen, war die Anspannung dann doch da, räumt Uli Zimmermann ein. Der Einzelbewerber konnte dann aber schnell aufatmen, weil es gut für ihn gelaufen ist. „Es hat heute begonnen“, antwortete er auf die Frage, wann für ihn die Vorbereitungen auf die Stichwahl anfangen.
Er habe versucht, sich die „fröhliche Gelassenheit“ zu bewahren, erklärte Adi Schneider, der ebenfalls Einzelbewerber ist, und erklärte für den Fall, dass es trotz des guten Ergebnisses beim ersten Wahlgang am Ende vielleicht nicht reichen würde: „Das Leben geht weiter.“ Trotzdem bleibt er bei seiner klaren Ansage: „Ich will nicht nur gewinnen, sondern auch gestalten.“
Was er tagsüber gemacht hat? „Ich bin Frühaufsteher, und da meine Frau Frühdienst hatte, habe ich zunächst im Büro gearbeitet“, so der Unternehmer und Reserveoffizier, der dann eine Tour durch die sieben Wahllokale unternommen hat – als Zeichen der Anerkennung der Leistungen der ehrenamtlichen Wahlhelfer. „Das kam gut an“, sagt Schneider und verweist darauf, dass er in dieser Funktion selbst lange im Einsatz war.
Vor allem bei seinen beiden Stationen in Vallendar ist Adi Schneider mit Wählern ins Gespräch gekommen. Worum es dabei ging? Nicht nur um Politik, sondern auch um Heimatgeschichte, auch deshalb, weil Adi Schneider Autor mehrerer heimatkundlicher Bücher ist.
Viele positive Reaktionen
Auf einen Haustürwahlkampf hat Adi Schneider auch wegen seiner starken beruflichen Belastung verzichtet. Trotzdem verweist er auf positive Reaktionen potenzieller Wähler auf sein Faltblatt, in dem er sein Profil und seine wichtigsten Ziele zusammengefasst hat – und natürlich auf seine Teilnahme an den öffentlichen Präsentationen, auf die er sich nach eigener Aussage gründlich vorbereitet hat. Dass er am Sonntag vorn lag, hat ihn angesichts des starken Rückhalts der Mitbewerber dennoch überrascht.