Dort lüfteten Manfred Gniffke, Initiator des Projekts, Dirk Zander, Geschäftsführer des Biergartens, und Oberbürgermeister David Langner das Geheimnis um bisher verborgene Stadtansichten. An der Rückseite eines Gastronomiecontainers angebracht vermitteln die drei großen Drucke einen optischen Eindruck von einer längst vergangenen Zeit. Um dem Betrachter die Schwarz-Weiß-Aufnahmen in einem historischen Kontext präsentieren zu können, klärt eine Hinweistafel über Details zur damaligen Architektur auf. So gewährt Bild Eins einen Blick vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Jahr 1937. Sieben Jahre vor den verheerenden Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg präsentiert sich eine vollkommen unversehrte Koblenzer Altstadt.
Bild Zwei zeigt die Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals am 31. August 1897 unter den Augen von Kaiser Wilhem II., dem Enkel des auf den Sockel Gehobenen. Laut Tafel wurden für das Reiterstandbild 350 Zentner Kupferblech verarbeitet, was ein Gesamtgewicht von rund 20 Tonnen ergab. Im März 1945 verursachte eine US-amerikanische Artilleriegranate einen irreparablen Blechschaden, der dazu führte, dass das Denkmal bis 1993 ohne Ross und Reiter verbleiben sollte. In jenem Jahr ist dank des Engagements der Koblenzer Familie Theisen eine Rekonstruktion aufgestellt worden.
Das dritte Bild entstand etwa um das Jahr 1885 und zeigt den Schutzhafen, der unter preußischer Herrschaft an der Moselmündung angelegt worden war. Er diente dem Schutz der Schiffer vor Hochwasser und Eisgang. Ab 1891 wurde der Hafen hauptsächlich mit Schutt der abgerissenen preußischen Stadtbefestigung aufgefüllt. Die dadurch entstandene Landzunge wird heute als „Deutsches Eck“ bezeichnet. Indessen befindet sich sein ursprünglicher Standort an der Stadtmauer in Höhe des Deutschherrenhauses.
Der Text der Hinweistafel ist derart gestaltet, dass er sowohl für die dort entlang kommenden Touristen als auch für die geschichtsbewussten Einheimischen interessante Informationen – gespickt mit Zahlen, Daten und Fakten rund ums Eck – bereithält. Voraussetzung sind allerdings ausreichende Deutschkenntnisse. An einigen Stellen ist auch ein scherzhafter Unterton zu bemerken, wenn etwa in Bezug auf das Reiterstandbild vom „Blechkaiser“ die Rede ist oder dessen Schuhgröße mit 246 angegeben wird.
An etlichen Stellen, an Stelen und in Fenstern, kann man anhand von historischen Bildern sehen, wie Koblenz vor etwa 100 Jahren aussah. Diese sichtbar gewordenen Erinnerungen hat vor ein paar Jahren Manfred Gniffke initiiert und gemeinsam mit etlichen Unterstützern umgesetzt, erzählt er.Auf Spurensuche in der Koblenzer Altstadt: Unterwegs mit Manfred Gniffke
Hinter dem humoristischen Stil steckt übrigens niemand anderer als Manfred Gniffke, der das Projekt „Spurensuche“ vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben hat. So würde man dem Fremdenführer Gniffke die sprachliche Umsetzung des Geschriebenen problemlos abnehmen, wenn auch im Kowelenzer Platt. Bereits 2019 ist ein Buch unter dem Titel „Spurensuche in Alt-Koblenz“ erschienen, das auf einer 24-teiligen Serie basiert, die vorab in unserer Zeitung erschienen war.
In den folgenden Jahren folgte das Aufstellen von sieben Stelen, die an prominenten Orten in der Altstadt platziert sind. Auch sie sind mit Texten und Fotos versehen. Man findet sie auf dem Florinsmarkt, in der Gemüsegasse, in der Kastorgasse, auf dem Kastorhof, am Löhrrondell, in der Rheinzollstraße und in der Weißer Gasse. Zusätzlich haben einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe ihre Schaufenster zur Verfügung gestellt, um Bilder des historischen Koblenz in ihre Auslage zu integrieren.
Hoffnung auf weitere Geschäftsleute
Gniffke hofft mit der erstmals erfolgten Enthüllung von Bildern weitere Geschäftsleute für diese Form der Darstellung gewinnen zu können. Dirk Zander, Betreiber des Königsbacher Biergartens eröffnete den Reigen des neuen Formats an einem nahezu idealen Standort nahe dem Deutschen Eck. Schließlich beziehen sich alle drei Abbildungen auf die unmittelbare Umgebung. Darüber hinaus ist das Peter-Altmeier-Ufer eine stark frequentierte Promenade, die sowohl von den Tagestouristen als auch von den Koblenzern gern genutzt wird. Die „Museumswand“ im Freien entstand in Zusammenarbeit mit der Werbeagentur Pourcom und deren Inhaber Ralf Strassen.
Unmittelbar nach der Enthüllung nahmen auch schon die ersten Promenadenbesucher den neuen Blickfang unter die Lupe. Dank der informationsreichen Präsentation blieben viele von ihnen länger dort stehen, ohne jedoch selbst zur Statue zu erstarren.