Denn diese konnten nicht nur vorzüglicher und sehr abwechslungsreicher sinfonischer Blasmusik lauschen, sondern auch mit einer begleitenden Bildpräsentation in die Geschichte der deutschen Demokratie in den vergangenen 75 Jahren und sogar noch weiter zurück eintauchen. Dabei kamen auch besondere Menschen der Region zu Wort, wie mit der in wenigen Tagen 97 Jahre alt werdenden Roswitha Verhülsdonk quasi eine der Mütter des Grundgesetzes, wie Moderator Bernhard Meffert betonte.
Begleitet wurden die Musiker, von denen allein bei dem Rennert-Werk eine große Zahl immer wieder auch ihre ausgeprägte solistische Qualität hören lassen durften, von dem meist aus dem Off erklingenden sphärischen Gesang der jungen Sarah Pfaff aus Oberwies bei Nassau. Und mit einer farblich wechselnden Lichtinstallation, die sich den vom Komponisten gewählten Themen anpasste, bekam die Aufführung eine ganz besondere Wirkung.
Dazu trug natürlich das punktgenaue Dirigieren des Westerwälders Christoph Engers bei, der die riesige Zahl von Akteuren mit ihren vielfältigen Instrumenten gekonnt und dabei noch unauffällig unter Kontrolle hatte. Die Sprechrolle in dem Werk übernahm der Minister für Wissenschaft und Gesundheit Clemens Hoch. Der Andernacher hatte zuvor den Musikerinnen und Musikern für ihren tatkräftigen Einsatz für die Demokratie gedankt.
Aber die dem Konzert seinen Titel gebende Komposition von Guido Rennert – mit dem die ehemalige Postmusikkapelle immer wieder erfolgreich zusammenarbeitet – war nur ein Teil des abendfüllenden Programms. In bester Blasmusikmanier war das Orchester mit dem Nibelungenmarsch von Gottfried Sonntags aus dem Jahr 1876 ins Konzert gestartet. Aber auch bei der „Transcendent Journey“ von Rossano Galante ging es nicht nur mit Pauken und Trompeten weiter, sondern Christoph Engers konnte auch sehr geschickt die Musiker mit ihren Instrumenten abwechslungsreich durch gefühlvolle Passagen dirigieren, die dem wunderbaren Stück bestens standen.
Dramatische Musik – und sogar Gesang – präsentierte das Orchester beim nächsten Stück, von Michael Geisler komponiert. Mit dem Untergang des Luftschiffes „Hindenburg“ war aber auch der Anlass der Komposition ein dramatischer und aus der deutschen Geschichte kaum wegzudenken. Bei der Titelmelodie von „Babylon Berlin“ lagen die Musiker im Sinne von „Zu Asche, zu Staub“ genau so richtig wie beim „Wind of Change“ von Klaus Meine, beides arrangiert von Guido Rennert,
Ein Solo für vier Saxofone von Jimmy Giuffre intonierten zwar nicht „Four Brothers“, sondern dafür um so gekonnter Julia Weinmann, Christina Wickert, Christian Franzen und Judith Höhn-Engers mit unterschiedlichen Instrumenten. Die Komposition, die übrigens wenig älter als das Grundgesetz ist, erlaubt es erfreulicherweise auch jedem „Bruder“, sein beziehungsweise ihr perfektes Spielen auch solistisch zu beweisen.
Der abschließende Knaller war dann der sehr gefühlvoll und äußerst abwechslungsreich interpretierte „Symphonic Piano Man“ als Tribute an Billy Joel. Für den und das prächtige Frühjahrskonzert 2024 insgesamt bedankte sich der ganze Saal mit tosendem Applaus. Bei den Zugaben durften sich die Zuhörer dann noch einmal über den Gesang von Sarah Pfaff freuen und schließlich zur Musik des Konzertorchesters „Einigkeit, Recht und Freiheit“ singen.
Ein Promenadenkonzert gibt das Orchester am Sonntag, 12. Mai, 15 Uhr, am Café Rheinanlagen.
Michael Göddertz zum Ehrenvorsitzenden ernannt
Eine Überraschung gab es beim Konzert für den ehemaligen Vereinschef des Konzertorchesters Michael Göddertz. Er wurde von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Laudation auf den Mann, der nicht nur seit vielen Jahren Tuba spielt, sondern den Verein auch mehr als anderthalb Jahrzehnte leitete, hielt der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner. Er lobte nicht nur den persönlichen Einsatz von Göddertz, sondern insbesondere den aller Musiker für die Demokratie.