Gastronomie an der Mosel
Vom ersten Tag an ein bisschen anders
Birgitt Schaaf, Gründerin der Gutsschänke Schaaf in Winningen, und der jetzige Besitzer Stefan Pohl freuen sich, das 50-jährige Bestehen des urigen Lokals im Ortskern feiern zu können.
Johannes Kirsch

Gastronom Stefan Pohl hat die Gutsschänke Schaaf in urigen Gemäuern 2007 übernommen. Zusammen mit seiner Vorgängerin feiert er jetzt den 50. Geburtstag des Winninger Lokals. 

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Neugierig sein, scheinbar Altbewährtes hinterfragen und Neues wagen. Trefflicher könnte man Stefan Pohl kaum beschreiben. Aufgewachsen in der Nordeifel, suchte er nach seiner Ausbildung zum Koch das Abenteuer. Während einer Reise durch die Republik mit unbestimmtem Ziel jobbte er mal in der Küche eines Krankenhauses, mal verdiente er im Sternerestaurant sein täglich Brot und ein anderes Mal suchte er in einer Betriebskantine seine Herausforderung. Sein persönlicher Schatz an Erfahrungen war also bereits in jungen Jahren reichlich gefüllt. Doch den wahren Diamanten seiner beruflichen Karriere fand er – erst etwas später – Ende der 1990er-Jahre an der Mosel: die Gutsschänke Schaaf in Winningen, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert.

Damals lebte er – wie heute noch – mit seiner Frau im nicht weit entfernten Rhens, als er durch eine Zeitungsannonce darauf aufmerksam wurde, dass in der Gutsschänke Schaaf ein Koch gesucht wird. Inkognito besucht er die ihm völlig fremde Gaststätte – nicht einmal Winningen habe er damals wirklich gekannt – und lotet an Tisch 32 sitzend ihr Potenzial aus. Das Ambiente zweier historischer Gebäude im alten Ortskern von Winningen sowie der romantische Innenhof haben es ihm gleich angetan – und infolgedessen gab Pohl seine Bewerbung ab. Offenbar traf er genau den Geschmack der damaligen Besitzerin Birgitt Schaaf.

Die Einrichtung ist stilvoll und sorgt für das besondere Ambiente in der Gutsschänke. Inhaber Stefan Pohl legt viel Wert darauf, dass seine Gäste nicht nur zum Essen und Trinken kommen, sondern sich auch wohlfühlen.
Stefan Pohl

Die Winningerin gründete die Gutsschänke Schaaf 1975 gemeinsam mit ihren damaligen Mann als typisch moselländische Straußwirtschaft. „Die Anfänge waren sehr bescheiden und die Einrichtung war noch sehr spärlich“, blickt die Wirtin der ersten Stunde zurück. Ihr großer Trumpf sei die Gastfreundlichkeit gewesen, die sie von ihren Eltern übernommen habe. „Unsere Gäste kamen nicht nur zum Essen und Trinken, sondern auch der Geselligkeit wegen“, sagt Schaaf. Der Winzertochter, die ein ausgeprägtes Gespür für Kunst und Kultur hat und später die Winninger Kunsttage initiierte, war es von Beginn an wichtig, ihren ganz eigenen Stil durchzusetzen und nicht bloß eine Kopie anderer zu sein.

Kein Bier auf der Speisekarte

Einen etwas unkonventionellen Weg bestritt die Gastronomin denn auch, als 1997 ein neuer Küchenchef gesucht wurde. Die Liste der Bewerbungen sei lang gewesen, doch sie traute niemandem der Interessenten zu, die ganz besondere Idee und Vision der Gutsschänke weiterzuführen. Fast niemandem, um genau zu sein. Denn ebenjener Stefan Pohl, der weder Moselaner war noch mit einem Lebenslauf aufwarten konnte, der Beständigkeit und Konstanz suggerierte, konnte die anspruchsvolle Hausherrin von sich überzeugen.

Nachdem er sich zehn Jahre lang in der Küche bewiesen hatte, übernahm er die Gutsschänke im Jahr 2007 sogar. „Er hatte sich zum damaligen Zeitpunkt mehr als profiliert und zählte sozusagen schon zum Inventar“, lobt Schaaf ihren Nachfolger. Dieser blieb beim traditionsreichen Namen, veränderte den Stil des Lokals jedoch hin und wieder mal. „Die Gutsschänke muss sich weiterentwickeln und darf auch weiterhin anders sein als andere Restaurants“, meint Pohl. Das Lokal sei etwa eines der ersten Nichtraucherrestaurants gewesen. Außerdem gebe es kein Bier und der Wein stamme ausschließlich aus der nächsten Umgebung – zum Großteil aus Winningen selbst.

Immer wieder für eine besondere Aktion gut

Gründerin Schaaf, für die die Gutsschänke Teil ihres Lebenswerks ist, ist voll des Lobes, wenn man sie auf die Arbeit des jetzigen Besitzers anspricht: „Er sorgt für die nötigen Veränderungen und trägt gerade so dazu bei, dass der besondere Charme der Gutsschänke erhalten bleibt.“ Übrigens lässt sich der kreative Pohl auch Jahr für Jahr eine Aktion einfallen, mit dem er einen sozialen Zweck unterstützt. So lud er etwa während der Corona-Pandemie Pflegekräfte zum kostenlosen Essen ein. Auch in dieser Hinsicht geht die altehrwürdige Gutsschänke Schaaf also einen eigenen Weg.

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