Die Chrubasiks, das sind Vater Günther (59), Mutter Elke (53) sowie die beiden Kinder Pia (21) und Jan (19). Keiner von ihnen ist Winninger, nicht mal Rheinland-Pfälzer, Vater Günther ist in Kassel geboren, seine Frau Elke in Bremen, der Sohn in Den Haag, die Tochter in Berlin, seit 2006 leben sie in Winningen, in Koblenz studiert der Nachwuchs. Mit dem gastronomischen Bereich haben nur die Kinder in Nebenjobs bisher Erfahrung gesammelt, Günther und Elke Chrubasik sind sozusagen gastronomische Quereinsteiger.
Dennoch war da immer der Wunsch: „Wir haben schon längere Zeit damit geliebäugelt vielleicht mal ein kleines Café aufzumachen“, sagt Günther Chrubasik, insbesondere am Weinhof, weil „das einfach ein wunderschöner Platz ist“. Als die Vinothek einen neuen Betreiber suchte, hätten sie zunächst nicht damit gerechnet, eine Chance zu haben. Erst als das Haus länger leer stand, hätten sie noch mal Interesse beim Verein bekundet. So kam eins zum anderen, sodass sie im Frühjahr eine Schanklizenz beantragten. Innen waren keine Arbeiten nötig. Das Haus sei in einem ausgezeichneten Zustand, habe Charakter, die Innenarchitektur spreche für sich: „Es wäre traurig gewesen, wenn das nicht bewirtschaftet werden würde.“
Vinothek, Kultur und Information
Das Haus laufe unter dem Konzept Vinothek, Kultur und Information, sagt Chrubasik, dies wollen sie weiterführen und eventuell sogar ausbauen: „Meine Frau ist unheimlich kreativ und hat viele Ideen, was sie alles umsetzen möchte.“ Gleich bei Eröffnung wollen sie mit einem Vortrag und Musik deutlich machen, „dass es sich nicht nur auf Weinverköstigung und -verkauf beschränken soll“.
Die Vinothek vereine das Beste unter einem Dach: Kultur, Information und Wein, so sieht es auch Thomas Richter, Erster Vorsitzender des Vereins Winninger Spital, der sich seit seiner Gründung 2004 dem Ziel unterstellt hat „dem Haus Leben einzuhauchen“. Das ehemalige Wohnhaus ist vor 20 Jahren von der Gemeinde aufgekauft und nach einem Konzept zur Vinothek umgebaut worden. Seither stellt die Gemeinde das Gebäude dem Verein zur Verfügung, der das Konzept mit einer ausgesuchten Person oder Familie erfüllt.
Das Gros des bisherigen Betriebs hatte das Ehepaar Kröber aus Winningen in Händen, die 20 Jahre wollten sie eigentlich voll machen, sagt Richter, doch gesundheitliche Gründe sorgten dafür, dass sie sich nach 19 Jahren aus der Vinothek zurückziehen mussten. Ein halbes Jahr stand das Haus leer, denn die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich laut Verein schwierig. Zwar gab es mehrere Interessenten, aber die wollten vom Verein angestellt werden. Doch die Betreiber der Vinothek seien Selbstständige, die auch eine Ausschanklizenz beantragen müssten und ähnliches: „Wir wollten jemanden, der für das Konzept einsteht und brennt“, sagt Richter. Die Vinothek könne man nicht nebenbei betreiben, ist er sicher.
Das Aufgabenpaket ist vielfältig: Standesamtliche Hochzeiten finden in dem Gebäude statt, kulturelle Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Vorträge, Lesungen oder Konzerte, Ortsführungen werden zusammen mit der Touristinfo koordiniert und durchgeführt, und Touristen mit Infos über den Ort sowie gastronomische Angebote informiert. Und dann ist da noch das Hauptstandbein, der Wein. Es werde „richtig viel Wein“ über die Vinothek abgesetzt, weiß Richter. Winzer aus Winningen und Hatzenport stellen hier ihre Weine aus, bereit zum Probieren. Und: „Wir würden gerne noch mehr Weingüter innerhalb der Verbandsgemeinde hinzugewinnen.“
Das denkmalgeschützte Haus befindet sich seit etwa 20 Jahren im Besitz der Gemeinde, erläutert Thomas Richter. An dem zentralen Platz in Winningen wollte man so verhindern, dass „Schindluder damit passiert“.Deswegen gibt es die Vinothek Winningen
Denn darum geht es: „Wir verstehen uns als Headquarter der Terrassenmosel“, fasst Richter zusammen und erklärt: Kommen kleine Gruppen, eventuell mit nur vier Personen, und wollen die örtlichen Weine probieren, kann es für manchen eine Hemmschwelle sein, direkt beim Winzer nach einer Weinprobe zu fragen – und für manchen Winzer kann es nicht lukrativ genug sein, eine kleine Gruppe zu bewirten. Denn die touristenstarken Monate fallen oft in die Hauptarbeitszeit für Winzer. In der Vinothek könne man sich unkompliziert einen Überblick über das Angebot verschaffen. „Wir wollen, dass die Gäste gut betreut werden und sich wohlfühlen an der Terrassenmosel.“
Man sei stolz auf das, was die Familie Kröber bisher geleistet habe, auch in Punkto Wirtschaftlichkeit, die Familie Chrubasik stehe nun am Anfang. Eine Affinität zum Wein sei da und die Familie habe schon länger überlegt, etwas in Richtung Gastronomie zu machen, sagt Richter, das habe der Familie auch den Zuschlag verschafft: „Man merkt, dass sie nicht blauäugig an die Sache herangehen, sondern alles sehr gut durchdacht und einen Top-Plan haben.“
Die Vinothek hat mittwochs bis sonntags von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Die Eröffnungsfeier ist heute, Samstag, von 16 bis 18 Uhr.