60 Organisationen und Vereine informieren in der Rhein-Mosel-Halle -Intensive Gespräche, viel Leben und Kontakt zu Entscheidungsträgern
Viel Leben und intensive Gespräche: Koblenzer Demokratiefest lockt viele Besucher an
Das Koblenzer Demokratiefest in der Rhein-Mosel-Halle hat viele Besucher angezogen.
Wolfgang Lucke

Kommt ein Fest der Demokratie in Koblenz an? Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort, wenn man das große Publikumsinteresse und Engagement der rund 60 Organisationen und Vereine aus allen gesellschaftlichen Bereichen betrachtet an diesem Samstag in der Rhein-Mosel-Halle.

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Die Halle vibrierte vor Leben und Kommunikation, war gefüllt mit intensiven Gesprächen an vielen Infoständen, mit spontanen Begegnungen, einem eindrucksvollen Bühnenprogramm und Möglichkeiten der hautnahen Kontaktaufnahme mit Entscheidungsträgern. Ganz im Sinne der acht privaten Organisatoren, deren Motivation Klaus Haars erläuterte: „Wir wollen die Breite der Zivilgesellschaft zeigen und Menschen motivieren, die Demokratie aktiv zu unterstützen.” Von A wie Amnesty International bis W wie „Wohnen für Hilfe” reichten die Angebote der Infostände.

In einer Gesprächsrunde erläuterte der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) sein Verständnis von Demokratie: „Ich mag die Aussage nicht, mit der Personen, die politische Verantwortung tragen, immer wieder konfrontiert werden: ,Ihr müsst doch mal!'” Jeder habe die Chance, sich zu engagieren, die Dinge in seinem Sinn zu beeinflussen.

Sonst könnte ich ja bei jemandem, den ich nicht leiden kann, einfach eine höhere Miete festsetzen.

David Langner

Er könne als OB „zum Glück” nicht schalten und walten, wie er wolle. Nicht nur bei der immer wieder gestellten Frage nach der Festsetzung von Wohnungsmieten durch die Verwaltungsleitung sei diese Regelung unschlagbar. Langner sagte: „Sonst könnte ich ja bei jemandem, den ich nicht leiden kann, einfach eine höhere Miete festsetzen.” Er plädierte für das Engagement in Parteien: „In unserer demokratischen Struktur findet dort die Zielsetzung, Meinungsbildung, Entscheidungsvorbereitung statt.”

Langner räumte ein, dass es in einer Partei dauern könne „bis ich für meine Ideen eine Mehrheit finde”. Es könne auch sein, dass diese eine Partei dann doch nicht die Erwartungen erfülle. „Das alles spricht aber nicht dagegen, einfach mal hinzugehen und das Gespräch zu suchen. Demokratie lebt vom Mitmachen.” Dies werde von vielen Menschen aber leider nicht mehr als Chance begriffen, sondern vielmehr als eine lästige Pflicht.

Mich motiviert die Möglichkeit, auch schon ohne Wahlrecht Einfluss nehmen zu können.

Der 15-jährige Aaron

Beispiele, die den Weg ins Engagement bereits gefunden haben, sind schnell in der Rhein-Mosel-Halle zu finden. Am Stand von des Koblenzer Kinder- und Jugendbüros kommt man mit Mira Nießen, Aaron Karnath und Aurelius Wintermeyer ins Gespräch, Mitgliedern des Jugendrats. „Demokratie muss nicht erst mit 18 beginnen”, sind sie sich einig. Mira sagt: „Man sollte den Erwachsenen in Erinnerung rufen, die Jugend ernst zu nehmen. Politische Beteiligungsprozesse sollten früh eingeübt werden.”

Der Infostand des Kinder- und Jugendbüros.
Wolfgang Lucke

Der 15-jährige Aaron ist schon seit vier Jahren im Jugendrat engagiert: „Mich motiviert die Möglichkeit, auch schon ohne Wahlrecht Einfluss nehmen zu können.” Aurelius kann von einem Erfolgserlebnis berichten: „Wir haben heute schon zwei Jugendliche überzeugt, sich zur Jugendratswahl aufstellen zu lassen.” Er erinnert an die Jugendratswahlen im Dezember: „Wir brauchen mehr engagierte junge Menschen. Ab zehn Jahren kann man in den Jugendrat gewählt werden.”

Es ist jeden Tag zu erleben: Demokratie ist Anfeindungen ausgesetzt. So gehört auch die Exekutive zu den gefragten Gesprächspartnern. Polizeivizepräsident Jürgen Süs stellt sich den Fragen des Publikums: „Haben Sie denn überhaupt genug Personal?” In Rheinland-Pfalz zähle die Polizei 10.000 aktive Köpfe, so Süs, so viele wie noch nie. In einer nächsten Ausbaustufe werde die Stärke auf 10.500 Stellen erhöht. Man sei allerdings auch mit dem Problem rückläufiger Bewerbungszahlen konfrontiert. Die Frage nach Stadtteilpolizisten wird gestellt: Die gebe es nicht in Koblenz. Aber natürlich schaue man mit genauem Blick in die einzelnen Problembereiche. So habe man in letzter Zeit verstärkt am Hauptbahnhof und am Altlöhrtor Präsenz gezeigt.

Vielseitiges Bühnenprogramm

Auch das Bühnenprogramm trug dazu bei, sich mit Fragen, mit Neuem, bisher vielleicht Unbekanntem auseinanderzusetzen. So traten der iranische Chor Kourosh, die Musikformationen Drei Spur Rekorder und Dream of Gypsy auf, zeigten sich Artem Poetry Slam und das Theater am Werk.

Neben dem großen Angebot in der Halle präsentierte das Fest der Demokratie die Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen”, die Filme „Koblenzerin” und „75 Jahre Grundgesetz”, hatte aber auch vor der Tür schon Spannendes zu bieten: etwa neben der Feuerwehr und dem Demokratiebus der AWO auch den Stand der Landeszentrale für politische Bildung.

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