Moderat sei die Entwicklung, betont Rechtsanwalt Michael Wolf, Präsident des Vermietervereins Koblenz – und unterfüttert das mit Zahlen und Argumenten. Das Immobilienportal Immowelt.de hatte die Mietpreise für angebotene Wohnungen in 80 Großstädten ausgewertet, darunter die von Koblenz. Bei Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern ist der Quadratmeterpreis demnach von 5,30 Euro (2009) auf 7,90 Euro (2019) nach oben gegangen – ein Anstieg um 49 Prozent innerhalb von zehn Jahren.
Wichtig ist Michael Wolf zunächst eine Klarstellung: Bei den Zahlen werden eben auch nur Angebotsmieten bei Neuvermietungen berücksichtigt. Wie die tatsächlichen Mieten nach Abschluss aussehen, sei dem Portal nicht bekannt. Und: Die Analyse berücksichtigt nicht die Mietpreise bei bestehenden Mietverträgen. Die Stadtverwaltung Koblenz erhebt seit Jahren zur Vorbereitung des alle zwei Jahre aktualisierten Mietspiegels die Daten der Immobilienportale, zusammen mit den für die Vermieter- und Mietervertreter beteiligten Verbänden – wie eben auch dem Vermieterverein. Gleichzeitig werden für den Mietspiegel aber auch Vermieter und Mieter befragt. Wolf: „Im Ergebnis stellt sich regelmäßig für Koblenz eine moderate Entwicklung der Bestandsmieten heraus, die sich auch an der Inflationsrate orientiert.“ Und bei der auf Vermieterseite keine Gewinnsteigerung zu verzeichnen ist – angesichts von Inflation, Kostensteigerung bei Bau- und Handwerkerkosten, Mietspiegel, Verwaltungsaufwand und vielem mehr. In den Mietspiegel fließen übrigens gerade nicht Mieten aus den Internetportalen, also keine Neumieten, ein. „Zulässig sind für den Mietspiegel vielmehr nur Bestandsmieten der letzten vier Jahre.“
Aber auch beim Blick auf die Entwicklung der Neumiete, wie sie von Immowelt.de dargestellt wird, zieht der Vermieterverein völlig andere Schlüsse. Eine Steigerung von 2,60 Euro pro Quadratmeter innerhalb von zehn Jahren bedeutet danach schon mehr als einen Inflationsausgleich. Denn inflationsbedingt wäre die Miete von 5,30 Euro auf 6,05 Euro gestiegen – nicht auf die festgestellten 7,90 Euro. Aber, so Wolf, es gebe andere Einflüsse. So seien die Baukosten nach dem Baukostenindex in dem Zehnjahreszeitraum erheblich gestiegen. Würde sich das eins zu eins in den Mietpreisen niederschlagen, so müssten diese bei 11,76 Euro pro Quadratmeter liegen. Wolf: „Davon ist Koblenz weit entfernt, lediglich bei Neubaumieten wird dieser Wert in besten Lagen und interessanten Wohnungsgrößen versucht.“
Überhaupt: Wegen der Preisentwicklung ist es aus Sicht des Vermietervereins „schlichtweg unmöglich, günstig zu bauen“. Und hinzukommen noch die Komplexität der Energie- und Bauvorschriften und die gestiegenen Baulandpreise. Um 15 Prozent sind die Richtwerte für Koblenz in den vergangenen Jahren gestiegen. Wolf: „Der Grundstückskauf wird entsprechend teurer.“
Wolf verknüpft die Reaktion auf die Immowelt-Analyse mit einer aktuellen politischen Forderung. Der Staat müsse Sozialwohnungen massiv fördern – oder besser gleich selbst bauen statt private Bauherren einzuschränken. „Wenn der Stadtrat für Neumietbauten eine Sozialwohnungsquote von 20 bis 30 Prozent vorgibt, erscheint damit eine Neubauverhinderung geschaffen.“ Denn, so Wolf, kein Bauherr könne bei hohen Baukosten günstig vermieten. is