Von unserem Redakteur Ingo Schneider
Um den Wandel, der sich vollzieht, zu verstehen, muss man mehr über das Amt und seine Aufgaben wissen, als es bei den meisten der Fall sein dürfte. Denn dass dieses in der öffentlichen Wahrnehmung eher ein Schattendasein führt, ist dem Präsidenten bewusst.
Geregelt sind die Aufgaben des Vermessungswesens in einem Landesgesetz. Es geht zum einen darum, die sogenannten Geobasisinformationen zu erheben und darzustellen. Jede Position im Land soll nach ihrer Lage und Höhe genau bestimmt werden können. Zudem werden landschaftsbeschreibende Daten, geotopografische Informationen, erhoben und auf aktuellem Stand gehalten.
Die Daten bilden eine wichtige Grundlage für die Arbeit vieler Behörden, aber auch von Unternehmen wie Google Maps, Garmin, Deutscher Bahn oder Vodafone. Und: Das Amt selbst verwertet diese Daten für die Herausgabe einer Vielzahl von Karten: von amtlichen und topografischen Karten bis hin zu historischen Karten.
Genau an dieser Stelle aber vollzieht das LVermGeo, wie sich die Behörde selbst abkürzt, gerade einen Wandel. Wurden bislang amtliche Karten in großer Auflage gedruckt und aktualisiert, soll es künftig dahin gehen, dass sich der Kunde seine Karte bestellt und sie dann im Wunschmaßstab individuell gedruckt erhält – oder auch nur in digitaler Form. Waren bisher vor allem Behörden mit Sicherheitsfunktion oder die Bundeswehr Abnehmer der gedruckten Karten, werden diese dort heute auch nicht mehr in der Stückzahl benötigt. Die amtliche Karte als solche ist kein Produkt mehr, das in sechsstelliger Auflage gebraucht wird.
Eine ganz konkrete Auswirkung dieser Tendenz: Die Offsetdruckerei, die das Landesamt bislang betreibt, wird es am neuen Standort nicht mehr geben. Dort wird man auf digitale Reproduktion setzten – nicht mehr auf gedrucktes Massengeschäft.
Neben der Funktion als Datendienstleister ist eine weitere Aufgabe der Vermessungs- und Katasterämter die Sicherung des Grundeigentums durch die Bildung von Flurstücken und die Bestimmung und Markierung von Grenzen. Und auch der obere Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Rheinland-Pfalz ist mit seiner Geschäftsstelle beim Landesamt angesiedelt. „Die Aufgaben werden immer mehr“, berichtet Otmar Didinger, „der Markt für Geodaten explodiert.“ Die Ressourcen werden dabei aber immer knapper.
Eine Einsparung hat der Rechnungshof jetzt angesichts der Lage dem Landesamt ins Stammbuch geschrieben, die Auswirkungen für viele Vereine haben wird – und die Otmar Didinger sehr bedauert. Bislang gab es eine breite Palette von Wander- und Sonderkarten, die in engem Kontakt mit den Vereinen entstanden und die schließlich im Landesamt gedruckt wurden. Das wird künftig nicht mehr möglich sein. Didinger: „Der Rechnungshof hat festgestellt, dass das nicht zu unserem gesetzlichen Auftrag gehört.“ Die Sorge der Geodäten jetzt: Werden die Karten künftig nur noch von (gewinnorientierten) Firmen angeboten, werden diese sich auf die ohnehin florierenden Regionen konzentrieren. Dort aber, wo der Tourismus erst angekurbelt werden muss, könnte es bald keine oder kaum noch Karten geben.