Den hohen Belastungsgrad bringt ein Betroffener auf den Punkt: „Es ist ein anstrengender Beruf, der nicht unbedingt familienfreundlich ist”, sagt Thomas Wirz, Stellvertretender Betriebsratschef in den Koblenzer Verkehrsbetrieben (Koveb). Was abschreckt: In den meisten Verkehrsbetrieben wird per Dienstplan von vorneherein die 40-Stunden-Woche gesprengt. „Wir müssen herunterkommen von diesen Überstunden”, fordert Thomas Wirz. Der Ist-Stand stimmt wenig hoffnungsvoll für die Bedarfsdeckung: „Junge Busfahrer wollen oft lieber eine Teilzeitbeschäftigung, um flexibler zu sein.”
Das spiegelt sich in der Umfrage „Enoplan“ wider, in der mehr als 7000 Fahrzeuglenker von Bus bis Straßenbahn bundesweit ihren Unmut äußern durften. „Im Schnitt sind die Belastungen sehr hoch, mit der Konsequenz, dass viele wieder weggehen”, erläutert Thomas Wunder. Er ist sowohl der Initiator von Umfrage wie „Koblenzer Forum”. Der Unternehmensberater aus Altenkirchen, der Gewerkschaften und Unternehmen berät, fasst die Erwartungen der Busfahrer in zwei Punkten zusammen: „Die Busfahrer wollen, dass trotz Wechselschichtmodell mehr planbare Freizeit für die Familie drin ist. Und sie wollen natürlich einen größeren Schluck aus der Pulle, was das Gehalt betrifft.” Zurzeit bekommen Busfahrer zwischen 2400 und 2800 Euro brutto.
Das Koblenzer Forum dient nicht nur dem reinen Austausch von Meinungen und Know-how, in dieser Plattform werden auch Lösungsansätze erarbeitet. Ein aktuelles Beispiel sind familienfreundliche Schichtzeiten. Dazu soll es bundesweit konkrete Vertriebsvereinbarungen beschlossen werden. E-Busse, Gas-Busse, autonomes Fahren: Die technischen Neuerungen sind vielzählig. Es gehe, so Thomas Wunder, dabei vorrangig „nicht um mehr Technik, sondern um die Menschen, die die Verkehrswende fahren”. Sie müssten mitgenommen werden.
Apropos Verkehrswende: In der Stadt Koblenz und dem Umland soll sie im Dezember eingeläutet werden. Für Betriebsrat Wirz ist dann entscheidend, dass der ÖPNV „in starkem Takt verkehrt”, also der Busverkehr zunimmt. In gleichem Maß müsse der Individualverkehr zurückgeschraubt werden: „Die Autos müssen aus der Stadt raus.” Angesichts des Brückenchaos in Koblenz hat Wirz folgende Beobachtung gemacht: „Auf der Pfaffendorfer Brücke habe ich auf 500 Metern im morgendlichen Schulverkehr fünf Busse gesehen, die im Stau standen. So funktioniert aber ÖPNV nicht.”
Ebenso sehr wie der Autoverkehr habe die Zahl der Radfahrer und der E-Scooter „in erschreckendem Maße” zugenommen. Wirz meint: „Das ist extrem belastend.” Ganz zu schweigen von Respektlosigkeiten im Bus. Das Verhalten der Fahrgäste sei zwar im Allgemeinen ruhiger als früher. Wirz: „Wo früher mal ein Schulranzen quer durch den Bus flog, schreibt man sich jetzt hin und her.” Aber abends und nachts nehmen Übergriffe überhand. Da ist man sich als Busfahrer seines Lebens kaum mehr sicher.
Überhaupt hat das Image gelitten. „Der (Be-)Ruf ist heruntergekommen”, hat Unternehmensberater Wunder registriert. Auch weil seit 25 Jahren permanent eingespart wurde. Jetzt werde der Beruf aufgewertet, inhaltlich, aber auch von der Qualität her. Zumal in Zeiten der Digitalisierung starkes technisches Verständnis ebenso wie mehr Serviceleistungen abverlangt werden. Der Beruf wird komplexer. Auch anerkannter? Thomas Wunder jedenfalls hofft, dass es „eine Ehre sein wird, als Busfahrer zu arbeiten”.