Aus der Gesellschaft verdrängt
Die Bücher jüdischer Autoren brennen an Schulen, Juden werden aus Vereinen geworfen. All das sei nicht irgendwo, sondern in Koblenz passiert, betont der Verein Mahnmal Koblenz. An konkreten Beispielen schildert Hennig, wie Juden in Koblenz immer weiter aus der Gesellschaft gedrängt wurden.
Jüdische Richter wurden entlassen, jüdische Schüler stark beschränkt. Das blieb nicht ohne Folgen: Manche Juden flüchteten aus Koblenz. Andere blieben. Sie konnten (noch) nicht glauben, dass Hitlers Regierung sie tatsächlich auslöschen will.
In Koblenz taten sie sich in der Folge zusammen. In Sport- oder anderen Vereinen. Der Jüdische Kulturbund wurde gegründet. Anfang 1935 folgte eine zweite antisemitische Welle. „In zahlreichen Orten rund um Koblenz wurden Fenster in jüdischen Wohnungen eingeworfen, Häuser beschmiert, Juden misshandelt“, schreibt der Verein Mahnmal Koblenz.
Das kurz danach eingeführte „Reichsbürgergesetz“ machte Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ erfand den Straftatbestand der „Rassenschande“. Hennig, selbst Richter a.D.: „Das öffnete Denunzianten Tor und Tür. In der Folge verurteilte auch das Koblenzer Landgericht zahlreiche jüdische Männer wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Beziehungen zu ‚Arierinnen‘ zu Zuchthausstrafen.“
Das Schicksalsjahr 1938
Mit der dritten antisemitischen Welle 1938 begannen auch in Koblenz die ersten Massenverhaftungen. Am Ende dieses Schicksalsjahres, im November vor 85 Jahren, inszenierten die Nazis das Novemberpogrom. Es war das Ende der Synagoge im Bürresheimer Hof. Und für viele Juden der Weg ins Konzentrationslager.
Geschichte zum Download
Was jüdischen Kindern, Schülern, Eltern, Großeltern und Geschäftsleuten in Koblenz zwischen 1933 und 1938 passiert ist, schildert Joachim Hennig an ganz konkreten Biografien. Dieser insgesamt dritte Teil der Geschichte der Juden in Koblenz kann im Internet heruntergeladen werden unter www.mahnmalkoblenz.de