25 Jahre Tafel Koblenz
Verdiente Feier für hunderte ehrenamtliche Helfer
In den Ausgabestellen werden die Lebensmittelspenden auf Kisten verteilt.
Picturecolada/Niklas Marhöfer

Die einen würden Essen wegwerfen (und für die Entsorgung Geld bezahlen), die anderen brauchen es: Die Tafeln verteilen Lebensmittel um, helfen denen, die knapp bei Kasse sind. In Koblenz läuft das seit 25 Jahren – und alles rein ehrenamtlich.

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Tafeln, im englischsprachigen Raum auch „Food banks“ genannt, gibt es in zahlreichen deutschen Städten. Das Prinzip ist so einfach wie gut: Freiwillige Helfer sammeln Lebensmitteln, die noch zum Verzehr geeignet sind, von Spendern ein und verteilen diese an bedürftige Menschen.

Nach der Gründung der ersten deutschen Tafel in Berlin wurde die Idee schnell in anderen Städten und Regionen übernommen. Manche dieser Tafeln befinden sich in Trägerschaft von sozialen oder kirchlichen Vereinigungen. Andere setzen gänzlich auf freiwillige Helfer – wie etwa die Tafel Koblenz, ein gemeinnütziger Verein. Und das seit 25 Jahren.

Peter Bäsch ist Gründungsmitglied und nun Vorsitzender der Tafel.
Peter Bäsch

Einer der Gründer, Peter Bäsch, berichtet, wie es dazu kam, dass auch in Koblenz eine Tafel entstand. „Vermutlich Mitte 1999 ging das los. Ein Freund von mir, Bernd Neitzert, hat damals die Tafel in Berlin entdeckt. Er hatte dann den Wunsch, so einen Verein auch hier zu gründen. Und weil er wusste, dass ich mich als Hobbykoch viel mit Lebensmitteln beschäftige, hat er mich gefragt, ob ich mitmachen will“, erinnert sich Peter Bäsch.

Für eine Vereinsgründung braucht man hierzulande aber sieben Personen. „Also haben wir unsere Ehefrauen mit ins Boot geholt, noch drei Freunde dazu, und dann haben wir 1999 erst mal geprüft, ob wir das überhaupt machen können. Die offizielle Gründung war dann im Jahr 2000,“ beschreibt Bäsch die Ursprünge der Tafelarbeit in Koblenz.

Hinter den Kulissen sorgt eine ausgefeilte Logistik dafür, dass die Lebensmittel auf die Ausgabestellen verteilt werden.
Picturecolada/Niklas Marhöfer

Ganz zu Anfang habe man begonnen, Lebensmittel einzusammeln und in Einrichtungen wie etwa das Frauenhaus oder das städtische Übernachtungsheim zu liefern. Mit der Zeit haben sich aber immer mehr bedürftige Menschen und weniger die Obdachlosen als eigentliche Zielgruppe herausgestellt, so das Gründungsmitglied der Tafel weiter.

Über die Jahre hat man sich bei der Koblenzer Tafel immer weiter professionalisiert und auch vergrößert. Mittlerweile betreibt man neben den Ausgabestellen in Koblenz selbst auch Stützpunkte in Urmitz, Bendorf, Vallendar und Lahnstein.

Aktuell werden knapp 3000 Menschen jede Woche versorgt

„Derzeit partizipieren in unserem Einzugsgebiet etwa 1000 Haushalte an unserem Angebot. Pro Haushalt rechnet man 2,8 Personen, sodass wir auf rund 2800 bedürftige Menschen kommen, die wir einmal wöchentlich an einer unserer Ausgabestellen mit Lebensmitteln beliefern können“, rechnet der Vereinsvorsitzende vor.

Damit dies alles reibungslos gelingt, ist einiges an Organisation erforderlich. Jeden Morgen um 8 Uhr fahren Teams von Lebensmittelsammlern die Spender mit sechs Kühlfahrzeugen ab. Sind alle Lebensmittel eingesammelt, geht es zu den Ausgabestellen, wo die Ware zur Abholung durch die Tafelkunden vorbereitet wird.

Die Mitarbeiter der Tafel Koblenz sammeln täglich Lebensmittel im Koblenzer Stadtgebiet mit ihren Kühlfahrzeugen ab.
Picturecolada/Niklas Marhöfer

„Seit Corona packen wir für unsere Kunden die Lebensmittel in Kisten vor“, erzählt Bäsch. Dabei bekommen man schon längst nicht mehr nur Lebensmittel gespendet. Ein großer Koblenzer Versandhändler etwa habe einmal 500 Stehleitern an die Tafel übergeben.

Ohne die 260 ehrenamtlichen Helfer geht gar nichts

Bleiben an einer Ausgabestelle Lebensmittel übrig, so werden sie eingesammelt, und an einem anderen Ort verteilt. „Generell sind wir bemüht, so wenige Lebensmittel zu verschwenden, wie eben möglich“, beschreibt Peter Bäsch die Philosophie der Tafel, deren Rückgrat die rund 260 ehrenamtlich tätigen Helfer sind. Bäsch legt großen Wert darauf, dass niemand bei der Tafel Koblenz irgendein Gehalt bezieht. „Bei uns arbeitet jeder freiwillig und ehrenamtlich mit.“

Insofern sind 25 Jahre Tafel Koblenz für Peter Bäsch schon ein Grund zum Feiern, auch wenn es immer wieder grundlegende Kritik gibt, dass die Tafeln überhaupt nötig sind. „Aber eine Feier haben sich die Mitarbeiter nach 25 Jahren einfach verdient. Für uns ist das ein Zeichen der Dankbarkeit ihnen gegenüber, und auch für die Spender“, ist Bäsch überzeugt.

Der Münzplatz wird zur langen Tafel für alle

Gefeiert wird am Mittwoch, 21. Mai, ab 11 Uhr auf dem Koblenzer Münzplatz. Umrahmt von einem kleinen Programm wird eine lange Tafel aufgebaut, an der gemeinsam gegessen wird. Für Tafelempfänger ist das Essen kostenlos, alle anderen werden gegen eine Spende verköstigt. Angekündigt zu diesem Termin haben sich unter anderem der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner und Ministerpräsident Alexander Schweitzer.

Wer kann bei der Tafel Lebensmittel bekommen?

Wer vom Angebot der Tafel Koblenz partizipieren möchte, muss zunächst einmal einen Antrag ausfüllen, in dem Einkünfte und Ausgaben angegeben werden. Hierzu werden ein aktueller Einkommens- oder Sozialbescheid benötigt. „Wir sind dabei, die Antragsstellung komplett digital durchzuführen“, berichtet Peter Bäsch. Dies sei natürlich für ältere Menschen zunächst schwierig, man arbeite aber daran, diese Hürde zu senken, beispielsweise durch ein Patensystem. Denn gerade Rentner, die von Altersarmut bedroht sind, sind in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus der Tafeln gerückt.

Menschen, die sich für die Tafel und ihr Angebot interessieren, finden alle nötigen Informationen auf www.tafel-koblenz.de.

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