Wie geht es mit dem Standort der Realschule (RS) plus in Weißenthurm weiter? Mit dieser Frage hat sich der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm an diesem Mittwoch beschäftigt. Genauer gesagt ging es darum, ob der Standort RS plus in Weißenthurm auf lange Sicht aufgegeben werden soll und damit alle Schülerinnen und Schüler der Realschule nur noch in Mülheim-Kärlich unterrichtet werden. Von einem Scheideweg in Bezug auf die zukünftige Schulentwicklung in der VG Weißenthurm sprach VG-Bürgermeister Thomas Przybylla (CDU), als er das Thema auf der Ratssitzung einleitete. Bereits entschieden ist die Erweiterung der Schule mit einem Neubau am Schulzentrum Mülheim-Kärlich.
Mit dieser Erweiterung kam dann auch die Frage auf, ob man die beiden Schulstandorte der RS plus – in Mühlheim-Kärlich sowie Weißenthurm – zusammenlegen sollte. Um diese Frage zu beantworten, hat die VG-Verwaltung auf drei Aspekte geschaut: die Wirtschaftlichkeit, die Schulorganisation und die strukturelle Bedeutung des Schulstandortes für die Stadt Weißenthurm.
Die Wirtschaftlichkeit: Einer der Kernknackpunkte, der für die Aufgabe spricht: Das Gebäude des Weißenthurmer Standortes ist sanierungsbedürftig, nicht barrierefrei und zeichnet sich vor allem durch lange Wege zwischen Klassenräumen aus. So geht es aus der Vorlage des Tagesordnungspunktes hervor. Eine entsprechende Generalsanierung würde geschätzte Kosten in Höhe von ungefähr 15 Millionen Euro verursachen – in dieser Rechnung berücksichtigt sind etwaige Baupreissteigerungen bis zum Beginn der hypothetischen Sanierungsarbeiten. Deutlich barriereärmer werde die Schule nach der Sanierung trotzdem nicht, so ein Gutachten der Experten von den Architekten BHP aus Koblenz, trotzdem nicht.
In der Vorlage wird dann gerechnet: Für den Neubau am Schulstandort Mülheim-Kärlich gibt es eine Kostenschätzung der VG in Höhe von 16.950.000 Euro. „Wenn die Kosten für eine Generalsanierung mehr als 75 Prozent der Kosten eines vergleichbaren Neubaus betragen würden, ist ein Neubau wirtschaftlicher als eine Sanierung“, heißt es in der Vorlage. Das würde bedeuten, dass eine Generalsanierung maximal rund 12.375.000 Euro kosten dürfte – die geschätzten 15 Millionen übersteigen diesen Betrag. Eine Zusammenlegung sei also wirtschaftlicher, so die Schlussfolgerung.
Schulorganisation und strukturelle Bedeutung: Von Verwaltungsseite sei aber nicht nur die Wirtschaftlichkeit betrachtet worden, betonte Przybylla auf der Ratssitzung. So hätte man weitere Abwägungen treffen müssen, wenn die Standortaufgabe zulasten der anderen beiden betrachteten Aspekte gefallen wäre. Dem sei aber nicht so: Laut Vorlage würde sich die Standortaufgabe weitere Vorteile etwa in der „Herstellung eines attraktiven Lernumfeldes und zeitgemäßer Lernformen“, „bedarfsgerechter Raumzuschnitte und Raumzusammenhänge“ sowie „Synergieeffekte im Bereich Gebäudeunterhalt und Personaleinsatz“ mit sich bringen.
Momentan werden an der Außenstelle Weißenthurm die 5. und 6. Klassen der RS plus unterrichtet, außerdem findet hier der Nachmittagsunterricht der Realschulklassen statt. Die Schülerinnen und Schüler müssen ebenso wie die Lehrerinnen und Lehrer in den Nachmittagsstunden von Mülheim-Kärlich nach Weißenthurm pendeln. Das verursacht – so die Vorlage – Transportkosten und bedeutet eine zusätzliche Zeit- und Fahrtbelastung. „Durch diese Aufteilung der Ganztagsschulen des Gymnasiums und der RS plus ist eine Auslastung insbesondere der Mensa im Schulzentrum Mülheim-Kärlich nicht gegeben“, heißt es in der Vorlage weiter. „Anzustrebende gemeinsame Ganztagsangebote beider Schulen sind ebenfalls nicht möglich.“
In Vorgesprächen wurde auch seitens der Stadt Weißenthurm grünes Licht für dieses Projekt signalisiert. Das bestehende Gebäude soll dann, wenn der Neubau in Mülheim-Kärlich für die Nutzung bereitsteht und die Zusammenführung der RS plus beginnen kann, anderweitig genutzt werden. Dafür sollen im Laufe der kommenden Jahre weitere Gespräche mit der Stadt stattfinden.
Bis es aber so weit ist, werden wohl noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Es geht hier also um eine langfristige Planung für die Schulentwicklung. „Das ist das größte Projekt, was sich die Verbandsgemeinde Weißenthurm bis jetzt vorgenommen hat“, betonte Przybylla und bezog sich dabei sowohl auf die Erweiterung am Standort Mülheim-Kärlich als auch auf die Zusammenführung der beiden Schulstandorte.
Aus den Fraktionen erhielt die Beschlussvorlage Zuspruch. Natalja Kronenberg (VG-Ratsmitglied und Ortsbürgermeisterin von Bassenheim, CDU) fasste es mit Blick auf die Einlassungen Przybyllas sowie der ausführlichen Vorlage so zusammen: „In der Sache ist, glaube ich, alles gesagt. Wenn die Stadt Weißenthurm einverstanden ist, spricht nichts dagegen.“ Der Beschluss wurde einstimmig angenommen.