Bei Rheinkilometer 595,3 befindet sich am rechten Ufer zwischen Fluss und Bahngleisen ein von außen recht unscheinbares Gebäude. Wer es in letzter Zeit vom Rhein oder Niederwerth aus erblickt hat, dem dürfte vielleicht der neue blaue Anstrich aufgefallen sein. Der Hausherr, der Freie Wassersportverein (FWV) Vallendar, hat sich für den Sommer rausgeputzt. Und das aus gutem Grund: Denn in diesem Jahr feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Für den Jubiläumsfestakt am Samstag, 28. Juni, will man sich von seiner besten Seite präsentieren.
Die Vallendarer Wassersportler haben durchaus eine besondere Beziehung zu ihrem Bootshaus am Rheinufer. „Seit der Vereinsgründung im Jahr 1925 lagert der FWV Vallendar hier seine Boote“, erläutert Wolfgang Henzler. Er ist nicht nur seit den 1990er-Jahren Mitglied im FWV, sondern hat in Vorbereitung auf die Jubiläumsfeierlichkeiten auch ausgiebig die Vereinschronik studiert.

„Vor 100 Jahren hat alles mit elf jungen Männern angefangen. Der besondere Name mit dem Adjektiv ‚frei‘ zielte wohl darauf ab, dass man sich bewusst als von jeglichen politischen, gewerkschaftlichen oder kirchlichen Einflüssen unabhängig erklären wollte. Es gab sogar den Schlachtruf ‚Frei Heil‘, der etwa am Ende von Vereinsversammlungen ausgerufen wurde“, berichtet Henzler aus seinem Wissensschatz.
Schmunzelnd fügt er hinzu, dass in den Anfangsjahren eine inoffizielle Aufnahmebedingung wohl handwerkliches Geschick gewesen sein dürfte, da die ersten Boote allesamt selbst zusammengebaut werden mussten. Gelagert wurden die Wassergefährte schon damals bei Rheinkilometer 595,3, wobei das Gebäude damals noch nicht die heutige Größe besaß. „Der Überlieferung nach handelte es sich um einen spärlichen Schuppen. Wann dieser gebaut wurde oder wie er vorher genutzt wurde, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren“, sagt Chronikkenner Henzler.

Sicher ist indes, dass das Vereinsleben während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten zum Erliegen kam. Schon 1946 durften die Vallendarer aber wieder vereinsmäßig zurück aufs Wasser – damals musste die Genehmigung noch bei der französischen Militärbehörde eingeholt werden. In der Folgezeit entwickelte sich der FWV prächtig. „Wir sind heute 140 Mitglieder stark, besitzen rund 40 Boote und haben ein tolles Vereinsheim“, frohlockt die Vereinsvorsitzende Beate Kerberger. Neben den Lagerräumen für die Kajaks und Zubehör sowie Umkleiden und Duschen verfügt das Bootshaus auch über einen großen Aufenthalts- und Gesellschaftsraum samt Küche, eine eigene Turnhalle und sogar einen Fitnessraum.
Auch an Land ein sehr reges Vereinsleben
Beim FWV wird auch viel Wert auf das Vereinsleben an Land gelegt. Daher werden beispielsweise auch Work-out- oder Yogakurse durch ausgebildete Trainer angeboten. Außerdem gibt es immer wieder Vereinsausflüge, bei denen dem Wassersport genauso viel Bedeutung geschenkt wird wie dem Beisammensein in der Gruppe. „Kajakfahren ist eine Betätigung für jedes Alter“, findet Henzler, „und ein wichtiges Merkmal unseres Vereins ist die gute Gemeinschaft über alle Generationen hinweg.“ Um auch für die Jüngsten attraktiv zu bleiben, hat der Verein sich mittlerweile auch dem Trendsport Stand-up-Paddling verschrieben.

Neben der Kameradschaft hebt Henzler auch hervor, dass man als FWV-Mitglied Sport an der frischen Luft treibe, vom Wasser aus den Blick in die Natur oder auf schöne Ortschaften genießen könne und das Paddeln mit Muskelkraft umweltfreundlich sei. „Und auch wenn ich mich selbst da rausnehme“, schließt er den Gedanken mit einem Augenzwinkern ab, „können Hartgesottene mit der entsprechenden Kleidung auch ganzjährig aufs Wasser gehen.“ Er selbst bevorzuge aber die Sommermonate. Wie passend, dass auch das Jubiläumsfest am Samstag, 28. Juni, mit Schnupperpaddeln für jedermann (ab 11 Uhr) in den Sommer fällt.