Ärgern sich viele Autofahrer in der Region über die Spritpreise? Wir haben nachgefragt
„Unverschämtheit, Katastrophe“: Die Spritpreise steigen, die Laune an den Zapfsäulen rund um Koblenz sinkt
Die Aral-Tankstelle an der Moselstraße bei Treis-Karden: Viele Autofahrer machen sich derzeit Gedanken wegen der steigenden Benzinpreise. Foto: Annika Wilhelm
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Die Spritpreise steigen seit Jahresbeginn immer weiter an, im April erreichen sie einen neuen Jahreshöchststand. Die Rhein-Zeitung hat sich an Tankstellen in der Region umgehört. Was sagen Pendler? Wie groß ist der Ärger? Und: Welche Tricks und Strategien entwickeln Autofahrer, um ihren Geldbeutel zu schonen.

Die Spritpreise steigen seit Jahresbeginn immer weiter an: Im April erreichen sie, einer Auflistung des ADAC zufolge, einen neuen Jahreshöchststand. Eines fällt besonders auf: Die große Preisdifferenz zwischen den beiden Kraftstoffen Benzin und Diesel. Ob die Laune der Diesel- und Benzinfahrer beim Blick auf die Preistafel gleichermaßen sinkt? Unsere Zeitung war an Tankstellen in der Region unterwegs und hat nachgefragt.

Die Gespräche an der Aral-Tankstelle an der Moselstraße in Treis-Karden zeigen schnell: Die Autofahrer im Kreis Cochem-Zell und an der Mosel machen sich wegen der steigenden Preise Sorgen. Nur eine Cochemerin scheint den Preisanstieg entspannter zu sehen: „Große Gedanken mache ich mir keine. Ich liebe mein Auto.“ Nach dem Bezahlen steigt die rüstige 70-Jährige in ihren Sportwagen, übrigens ein Benziner, und fährt davon. Betroffener zeigt sich da beispielsweise ein 57-jähriger Landwirt aus Treis, der für seine Zugmaschinen im Jahr 20.000 Liter Diesel benötigt.

Diesel über die Jahre ebenfalls teurer

Vor ein paar Jahren habe er nur circa 84 Cent für einen Liter Diesel zahlen müssen, heute den vollen Tankstellenpreis. Umsetzbar sei das nicht mehr, so der Landwirt. Auch für einen jungen Mann aus Treis-Karden steht fest: „Umso teurer das wird, desto weniger kann man Auto fahren.“ Diesel sei das Einzige, was sich im Moment überhaupt lohne, so der 21-Jährige.

Doch warum ist Benzin im Moment eigentlich um Einiges teurer als Diesel? Wir haben uns beim ADAC Koblenz über die scheinbar immer größer werdende Preisschere zwischen Benzin und Diesel informiert. Ein entscheidender Grund sei die erhöhte Nachfrage nach Rohöl in den vergangenen Wochen, die zu einem rapiden Anstieg des Rohölpreises geführt habe. Die Nachfrage nach Diesel hingegen sinke. Grund hierfür seien die steigenden Temperaturen: Diesel ist das gleiche Produkt wie Heizöl. Zudem werde Diesel weniger stark besteuert als Benzin.

Die ED-Tankstelle in Andernach
Hannah Klein

Auch die Autofahrer im Kreis Mayen-Koblenz sind über die Spritpreise wenig erfreut. Das haben beispielsweise unsere Gespräche an einer ED-Tankstelle in Andernach gezeigt: „Natürlich gefällt einem das nicht, wenn man wenig Geld hat“, so eine 61-Jährige aus Andernach, die auf ihr Auto angewiesen ist. Einige Autofahrer haben bereits ihre eigenen Strategien entwickelt, um den hohen Preisen zu entgehen. Ein 43-jähriger Fahrer eines Benziners zum Beispiel ist fassungslos darüber, sein Auto nun für 100 Euro voll tanken zu müssen. Er bevorzuge es eigentlich, nach Luxemburg zu fahren, das würde sich bei den Preisen lohnen, so der Andernacher.

Einige Autofahrer in Koblenz versuchen, den Spritpreisen zu entkommen, indem sie weniger tanken. So eine 75-Jährige, die ihren Unmut über die aktuellen Spritpreise kundtut: „Es ist katastrophal. Eine Unverschämtheit. Es trifft immer die Falschen. Die Kleinen bekommen es zu spüren und den Großen geht es gut.“

Aral-Tankstelle in Koblenz
Hannah Klein

Wer an der Aral-Tankstelle in Koblenz-Moselweiß etwas anderes sagt, dem wird schnell widersprochen. „Es gibt Schlimmeres, es geht noch momentan. Ich bin Dieselfahrer.“ Kaum hat ein 29-jähriger Koblenzer diesen Satz beendet, öffnet sich die Wagentür seines Dienstfahrzeugs und seine Kollegin schaltet sich ein: „Da muss ich widersprechen. Ich habe mittlerweile so hohe Fahrtkosten, dass ich mir überlegen muss, ob ich überhaupt noch hierher pendeln soll, ob sich das lohnt.“

Einzelne nehmen es sportlich

Die 34-Jährige kommt aus dem Westerwald, ist selbst Fahrerin eines Dieselfahrzeugs. Der 29-jährige Koblenzer und die 70-jährige Sportwagenfahrerin aus Cochem sind somit die Einzigen in unserer Umfrage, die mit den Spritpreisen eher gelassen umgehen. Bei allen anderen – egal, ob Fahrer eines Diesels oder Benziners – sinkt mit Blick auf die Preistafeln an den Tankstellen die Laune.

Von Hannah Klein

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