Zeynep Begen ist Vorsitzende des Migrationsbeirates im Kreis Mayen-Koblenz und hat selbst eine Einladung zu dem sogenannten Familienfest am 22. Dezember in der Neuwieder Stadthalle bekommen. Bewerten will sie die Veranstaltung nicht. Sie ist sich aber sicher, dass dort Menschen mit unterschiedlichen Interessen hingehen werden. „Viele Familien freuen sich auf ein schönes großes Fest mit Auftritten der Kinder und Musik. Es gibt aber sicher auch jene, die dort hingehen, weil sie es als politische Kundgebung des türkischen Patriotismus verstehen.“ Begen betont, dass sie von patriotisch, nicht von nationalistisch spricht. „Sie sind stolz, Türken zu sein.“ Es wird sicher auch Türken geben, sagt Begen, die die Veranstaltung wegen der politischen Ausrichtung nicht besuchen.
Neuwied. Offiziell soll es ein „Familienfest“ sein mit Kindertanz und Musik, aber dahinter stecken türkische Nationalisten. „Graue Wölfe“ haben das Neuwieder Heimathaus für den 22.Betreiber ausgetrickst? Graue Wölfe feiern "Familienfest" in Neuwieder Stadthalle
Fakt ist: Der deutsch-türkische Kulturverein Koblenz und Umgebung hat im Sommer die Neuwieder Stadthalle für ein Familienfest angemietet. Der Betreiber Daniel Ecker fühlt sich nun getäuscht. Denn vor einigen Tagen ist ein Flyer in Umlauf gekommen, auf dem die Türkische Föderation als Sponsor des Festes auftaucht. Die Türkische Föderation gilt Beobachtern als Arm der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung. Der Verfassungsschutz in Baden-Württemberg stuft die Föderation beispielsweise als „Sammelbecken extrem nationalistischer Personen mit türkischem Migrationshintergrund“ ein.
Musa Elaldi
Im Gespräch mit unserer Zeitung betont der Vorsitzende des deutsch-türkischen Kulturvereins, Musa Elaldi, nun: „Es ist ein reines Familienfest. An diesem Abend wird es keine politische Ausrichtung geben.“ Elaldi erwartet 1200 bis 1500 Besucher. Die vom Verein geförderten Kindermusik- und Folkloretanz-Gruppen sollen auftreten, und es werden Gedichte vorgetragen. Zudem werden drei bekannte türkische Musiker auf der Bühne stehen. Einer davon, Mustafa Yildizdogan, lebt nicht in Deutschland und wird eigens aus der Türkei eingeflogen. Das ist auch der Grund, so Vereinsvorsitzender Elaldi, warum die Türkische Förderation mit im Boot ist. „Wenn man einen bekannten Musiker holen will, kostet das ab 50.000 Euro aufwärts. Dafür haben wir kein Geld. Die Förderation gibt uns den Musiker.“ Das sei Gang und Gebe: Wenn man einen Sänger aus der Türkei will, fragt man bei der entsprechenden Agentur oder Organisation an. Auf die Frage, warum ausgerechnet ein Musiker aus der Türkei eingeladen wird, erklärt Elaldi: „Unsere Mitglieder haben abgestimmt, diesen Mann zu holen. Also haben wir uns dafür eingesetzt.“ Was er von der Türkischen Föderation an sich hält, lässt er offen.
Elaldi erklärt, dass der deutsch-türkische Kulturverein mehr als 400 Mitglieder zählt, die aus Koblenz und Region bis hin nach Simmern und Ahrweiler stammen. Elaldi selbst ist seit 2014 Vorsitzender und lebt in Neuwied. Der Verein wurde 1993 gegründet. „Unser Verein ist bunt“, betont der 47-Jährige. Darin gebe es viele verschiedene Interessen, einige Mitglieder sympathisieren mit der Türkischen Föderation. Und das Ziel des Vereins? „Wir wollen unsere kulturelle Identität und die deutsche Identität bewahren.“ Es werde jedes Jahr im April am Weltkindertag ein Fest veranstaltet, Kinder und Jugendliche würden kulturell und schulisch gefördert. Der Verein finanziert sich rein aus Mitgliedsbeiträgen, sagt Elaldi. „Wir haben mit keiner Partei zu tun.“ Die deutschen Gesetze seien ihr heiligstes Gut, meint Elaldi.
Unterdessen ist Weißenthurms Stadtchef Gerd Heim etwas beunruhigt. Er habe bislang freundlichen Kontakt zu dem Verein gehabt und auch vor zwei Jahren das Fastenbrechen besucht. „Aber für uns ist undurchschaubar, was die vertreten.“ Deshalb habe man sich zuletzt im Austausch etwas zurückgehalten.