Dieser Hubschrauber ist am frühen Sonntagabend, 25. März 2018, bei Koblenz verunglückt. Bei dem Absturz wurden Menschen verletzt. Ein ADAC-Rettungshubschrauber fliegt rechts im Bild von der Unglücksstelle weg.
„Frage mich, wann mal ein Jahr vergeht, in dem rund um Winningen mal keiner vom Himmel fällt ...!?!“, schreibt ein Mann auf Facebook. Bei einem anderen heißt es: „Ich warte darauf, dass irgendwann mal so ein Teil in der Ortschaft einschlägt.“ Auch wenn längst nicht jeder die Situation so dramatisch sieht: Der Hubschrauber – ein Selbstbausatz-Modell – kam nicht weit von der Wohnbebauung herunter. Und es ist längst nicht das erste Unglück rund um den Flugplatz, wie unsere Chronologie zeigt.
Im konkreten Fall war der Hubschrauber nach einem Rundflug auf dem Rückweg zum Winninger Flughafen, als er gegen 18.15 Uhr wegen technischer Probleme zu einer Notlandung gezwungen war. Nach ersten Ermittlungen war der Motor ausgefallen, der Pilot leitete eine Außenlandung ein – so heißt die Landung eines Luftfahrzeugs außerhalb eines Flugplatzes. Auf der Wiese kippte der Hubschrauber zur Seite.
Der weiße Punkt auf dem Feld markiert die Absturzstelle bei Bisholder.
Die beiden Insassen wurden nur leicht verletzt, sie konnten sich selbst aus dem Hubschrauber befreien, bevor sie zu einer Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht wurden. Zumindest der Inhaber des Fluggeräts war gestern schon wieder auf den Beinen und kümmerte sich darum, seinen havarierten Hubschrauber wegzuschaffen.
Das erzählt Anneliese Dötsch, zu ihrem landwirtschaftlichen Betrieb gehört auch die Wiese, auf der der Hubschrauber bis zum Mittag lag. Ihr Mann transportierte diesen schließlich mit einem Traktor ab, der Inhaber ist ein alter Schulkamerad von ihm. Ein Schreck war es schon für sie, als am Sonntag auf einmal der ADAC-Hubschrauber neben ihrem Haus kreiste und sie dann überhaupt erst bemerkte, dass es ganz in der Nähe zu einem Unglück gekommen war. Große Sorgen macht sie sich jetzt nicht, „und zum Glück ist es diesmal ja glimpflich ausgegangen“. Aber: Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Ort.
Ein Paar aus der Nachbarschaft, das seine Namen nicht in der Zeitung lesen will, erzählt, dass sich kurz nach dem Unfall die Nachbarn zusammengefunden haben – und es schon bald um ein Thema ging, das viele Menschen hier bewegt: den Fluglärm. „Im Sommer fliegt alle fünf Minuten ein Flugzeug über uns hinweg“, sagt die Frau – und je nach Modell hört sich das dann an, als würde eine alte Weltkriegsmaschine über sie hinüber brettern, ergänzt der Mann mit einem gequälten Lachen.
Ob das mehr geworden ist, darüber sind sie sich uneins: Sie findet schon, er sagt, dass es immer viel Verkehr gab in der Luft über Bisholder. Beim Gülser Ortsvorsteher Hermann Josef Schmidt häufen sich derweil die Hinweise, dass viele Luftfahrzeuge die vorgeschriebenen Flugrouten nicht einhalten und mitten über bebautes Gebiet fliegen. „Immer wieder gebe ich solche Beschwerden an die Luftaufsicht weiter“, sagt er.
Der Luftaufsicht des Flugplatzes Koblenz-Winningen ist dieses Problem bekannt. „Es gibt eine vorgeschriebene Platzrunde, die einzuhalten ist“ – es sind allerdings durchaus Abweichungen erlaubt, etwa wenn das Wetter dies erforderlich macht. „Wenn Luftfahrzeuge extrem abweichen, sprechen wir eine Verwarnung aus, dazu sind wir auch verpflichtet.“ Dies ändert allerdings nichts daran, dass es gerade im Sommer und an den Wochenenden laut wird: Dann hat die Freizeit-Luftfahrt Hochsaison. Bis klar ist, was genau hinter der aktuellen Notlandung steckt, wird jedenfalls einige Zeit vergehen. Ein Beauftragter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung war am Sonntag bereits vor Ort und hat Informationen gesammelt, Vermessungen durchgeführt, Zeugen und den Piloten befragt. „Das werten wir nun aus“, sagt Pressesprecher Germout Freitag. „Bis Ergebnisse vorliegen, wird es aber noch einige Monate dauern.“