Auch die Logistik-Branche ist weltweiten Transformationsprozessen unterworfen. Effiziente Transportwege, multimodale Anbindungen, neue Technologien und verstärkt Umweltfragen bilden entscheidende Faktoren für wettbewerbsfähige Angebote. Unter dem Titel „Logistik-Zukunft am Mittelrhein” gab nun ein Business-Lunch im Koblenzer Rheinhafen Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.
Fast könnte man ihn ja „Hidden Champion” nennen, zu Deutsch etwa einen geheimen Gewinner, hätte er nicht die gewaltigen Ausmaße von 25 Hektar. Der Rheinhafen Koblenz bildet ein echtes Kraftpaket für die regionale Wirtschaft, was aber nicht jedem bekannt sein dürfte.
Lars Hörnig, Geschäftsführer Rheinhafen Koblenz, berichtet: „Wenn die Sprache auf den Koblenzer Hafen kommt, bringen ihn manche immer noch mit den am Moselufer liegenden Touristenschiffen in Verbindung.” Dieser Wirtschaftszweig sei natürlich auch wichtig für die Stadt, aber ein moderner Industriehafen leiste Erhebliches für das ganze Umland.
Hörnig verwies auf die vorbildlichen Umschlagmöglichkeiten auf Wasserstraße und Schiene. „Mit jeder transportierten Tonne Material wird hier konkret CO2 eingespart.” Insgesamt habe das Thema Nachhaltigkeit in der Logistikbranche gegenüber vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. „Wir verladen keinen Schrott, wir verladen Rohstoff.”
Eine funktionierende Logistik sei das A und O des wirtschaftlichen Erfolgs, stellte Oberbürgermeister David Langner fest. Es sei sehr wichtig, dass die Stadt in den Hafen investiere und ihn kontinuierlich weiterentwickele. „Zum Nutzen der regionalen Unternehmen sowie der Bürgerinnen und Bürger.”
Auch ein Hafen ist nur so stark wie seine Partner. Zum Business-Lunch gehörte so auch eine detaillierte Darstellung des Logistikunternehmens Contargo. „Die systembedingten Vorteile der drei Transportarten Wasserstraße, Schiene und Straße verknüpfen wir zu einem integrierten Container-Transportkonzept”, erläuterte Kawus Khederzadeh, Regional Director Contargo Rhein-Main, die Intention des Unternehmens.
Dabei könne auf eigene Terminals als Knotenpunkte und eigene hochfrequente Binnenschiffs- und Bahnlinien zugegriffen werden. Contargo verbindet europäische Seehäfen mit den Industriezentren im Hinterland. Man biete einen kompletten Service inklusive der Themen „Gefahrgut“, „Zoll“ und „Stuffing & Stripping“, dem fachgerechten Be- und Entladen von Containern.
„Warum beschäftigt sich ein Logistikunternehmen so intensiv mit der Nachhaltigkeit?” Arndt Puderbach, Standortleiter Contargo Koblenz, stellte diese Frage an die Runde. Seine Antwort: „Unser Unternehmen hat seine Ursprünge in der Binnenschifffahrt.” In seinen vielen Berufsjahren habe er immer mit Wasserständen zu tun gehabt. „War es früher eher das Hochwasser, das uns Sorgen bereitete, sind es heute die Niedrigwasserstände, die zum Stillstand führen.”
Contargo habe früh reagiert und die Konstruktion der Schiffe verändert. Die Rümpfe seien breiter als früher und der Tiefgang sei reduziert. Zudem nutze man Generatoren und Brennstoffzellen in hybriden Antriebslösungen.
Im Bereich Straße seien schon 90 Lkw voll elektrifiziert. Bei einer Reichweite von 300 bis 500 Kilometern nicht nur für die sogenannte „letzte Meile” ideal. Insgesamt sei festzustellen, dass durch den kombinierten Güterverkehr fast die Hälfte an CO2 eingespart werden könne.
Die drei großen Aufgabenfelder der IHK beschrieb Fabian Göttlich, Regionalgeschäftsführer der IHK Koblenz: Sie vertrete das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung, sei Dienstleister ihrer Mitglieder und unterstütze in allen unternehmerischen Belangen.
Auch die Ausführung der vom Staat übertragenen Aufgaben falle in das Portfolio. Die IHK beschäftige 140 Mitarbeiter. Mehr als 900 Unternehmen aus dem Verkehrsgewerbe seien Mitglied der IHK. Göttlich lud ein, beim Verkehrsausschuss der IHK mitzuwirken.
Ein Spielplatz für Erwachsene
Beim Rundgang über den „Spielplatz für Erwachsene”, wie einer der Teilnehmer angesichts des beeindruckenden Maschinenparks schmunzelnd bemerkte, konnte hautnah miterlebt werden, wie der Hafen an 365 Tagen und rund um die Uhr funktioniert. Gerade wurde Gleisschotter für den Neubau der Bahnstrecke im Ahrtal verladen. 20.000 Tonnen dieses Materials werden vom Schiff direkt auf Schüttgutwagen verladen, die auf den neu verlegten Gleisen im Ahrtal bis zu den entsprechenden Baustellen fahren, wo der Schotter unter die Gleise gebracht wird.
Den Rheinhafen Koblenz sieht die Stadtwerke Koblenz GmbH als ihr Zukunftsunternehmen an, das im trimodalen Containerumschlag zu Wasser, auf Schiene und Straße in der Region eine führende Position einnimmt. Prognosen besagen, dass diese Transportart weiterhin an Bedeutung gewinnen wird. Unter dem Dach „Stadtwerke Koblenz” sind als weitere Tochtergesellschaften die Koblenzer Bäder GmbH mit dem neuen Moselbad im Rauental sowie die Koblenzer Verkehrsbetriebe (Koveb) angesiedelt.