Die Dreharbeiten über die Flucht- und Integrationsgeschichte einer Ukrainerin laufen bereits
Ukrainerin wird „Koblenzerin“: Ein Kurzfilm mit Herzblut
1Dreharbeiten "Koblenzerin"
Protagonistin Katya, gespielt von Kateryna Omelchenko, und Regisseur Alexander Tkachenko bei den Dreharbeiten.
Kim Fauss

Katya, eine junge Ukrainerin, flieht vor dem Krieg nach Deutschland. Koblenz ist nun ihre neue Heimat. Doch damit ist ihre Reise noch nicht vorbei, denn vor ihr liegt ein schwieriger und emotionaler Weg zur Integration. Davon handelt der Kurzfilm „Koblenzerin“ von den Ukrainern Tania Chumak und Alexander Tkachenko. Seit November sind die Dreharbeiten im vollen Gange, schon bald soll der Film Premiere feiern.

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1Dreharbeiten "Koblenzerin"
Protagonistin Katya, gespielt von Kateryna Omelchenko, und Regisseur Alexander Tkachenko bei den Dreharbeiten.
Kim Fauss

Am Projekt beteiligt war das Team um Regisseur Alexander Tkachenko, Drehbuchautorin Tania Chumak und Produzent Manfred Beuth vom Soziales Netzwerk Koblenz.

Die Dreharbeiten sind seit Anfang November in vollem Gange, doch das Projekt ist schon lange im Voraus herangereift. Tania Chumak, die selbst aus der Ukraine floh, erzählt, dass sie schon seit ihrer Ankunft in Deutschland das Bedürfnis hatte, etwas Derartiges zu organisieren, um ihre Geschichte und die der rund 26 Millionen anderen geflüchteten Ukrainer zu erzählen. Regisseur Tkachenko, der ebenfalls aus der Ukraine stammt, war sofort mit an Bord, denn auch ihm liegt es am Herzen, diese Geschichte zu teilen.

Durch Manfred Beuth und dem Verein Soziales Netzwerk Koblenz, der sich bereits in der Vergangenheit für die Geflüchteten eingesetzt hatte, gewann die Idee dann an Fahrt. Unterstützung erhält das Team außer von gemeinnützigen Organisationen zur Förderung, auch von dem Koblenzer Musiker Sebastian Wittig, der den Soundtrack zum Kurzfilm kreieren wird.

Es ist eine riesige Herausforderung, mit diesem Schicksal umzugehen, seine Heimat zu verlassen und Familie, Freunde, Besitztümer zurücklassen zu müssen.

Tania Chumak

Der Film handelt von der Ankunft der Protagonistin in Berlin, ihrer Weiterreise nach Koblenz und schließlich den Höhen und Tiefen des Integrationsprozesses, den sie durchläuft. Im Fokus dieser Fluchtgeschichte steht die Gefühlswelt Katyas, die von der 27-jährigen Ukrainerin Kateryna Omelchenko gespielt wird. Den Zuschauern soll gezeigt werden, was in der jungen Ukrainerin vorgeht, die allein aus ihrer Heimat flüchtet und sich nun integrieren muss, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache.

Die Sorgen und Ängste, die diese Situation in der Geflüchteten auslöst, kennt auch Tania Chumak aus eigener Erfahrung. Sie ist den Tränen nah, als sie erzählt, mit welchen Schwierigkeiten die Protagonistin des Films zu kämpfen hat. Doch nicht nur die negativen Seiten sollen gezeigt werden, denn Katya erlebt auch schöne Momente in Koblenz, lernt die Stadt lieben, baut Beziehungen auf.

2Dreharbeiten "Koblenzerin"
Trotz des schlechten Wetters waren die Dreharbeiten in vollem Gange.
Kim Fauss

Chumak und ihr Team erhoffen sich mit diesem Projekt mehr Verständnis für die Geflüchteten schaffen zu können, denn sowohl viele Ukrainer, die noch in ihrem Heimatland sind und im Kriegszustand leben als auch einige Deutsche seien wohl der Meinung, dass die geflohenen Menschen hier ein unbeschwertes und sorgenfreies Leben führen. „Es ist eine riesige Herausforderung, mit diesem Schicksal umzugehen, seine Heimat zu verlassen und Familie, Freunde, Besitztümer zurücklassen zu müssen“, sagt Tania Chumak.

Die Ukrainer und Ukrainerinnen, die nun hier sind, sorgen sich zudem weiterhin um ihre Angehörigen, versuchen in Kontakt mit ihnen zu bleiben und sie irgendwie aus der Ferne zu unterstützen. Hinzu kommen Heimweh, Zukunftsängste, Einsamkeit und Hürden bei der Integration. Zu den Hintergründen des Films „Koblenzerin“ fügt Manfred Beuth hinzu, dass es auch wichtig sei, daran zu erinnern, dass der Ukraine-Krieg noch nicht vorüber ist. Aufgrund der derzeitigen Weltgeschehnisse rücke das leider stark in den Hintergrund und somit auch die davon betroffenen Menschen.

In Kürze feiert der Film schon Premiere

Dieses Filmprojekt ist also auch eine Herzensangelegenheit für alle Beteiligten. Tania Chumak und Alexander Tkachenko sammelten die Geschichten zahlreicher geflüchteter Ukrainer aus ihrem Umfeld und brachten auch ihre eigenen Gefühle und Erfahrungen mit ein, um so den authentischen Hauptcharakter Katya zu erschaffen. Der 36-jährige Regisseur und Kameramann Alexander Tkachenko arbeitete bereits in der Ukraine als Videokünstler, produzierte Kurzfilme und Musikvideos.

Tania Chumak hingegen ist eigentlich Lehrerin und hatte noch nie zuvor ein Drehbuch geschrieben. „Ich bin gut darin, Sachen zu organisieren“, antwortet Chumak auf die Frage, wie es dazu kam, dass sie das Skript geschrieben hat und nun auch als künstlerische Leitung agiert. Antrieb für die Teilnahme an diesem Projekt sei aber auch das Bedürfnis, die Fluchtgeschichte und die damit verbunden Emotionen nicht nur für ein aktuell interessiertes Publikum zu veranschaulichen und greifbarer zu machen, sondern auch diesen Teil der Geschichte der Ukrainer für die Nachwelt festzuhalten.

Ende Dezember bis Mitte Januar soll der Kurzfilm „Koblenzerin“ Premiere feiern, auf Ukrainisch mit deutschen Untertiteln. Und dann möchte das engagierte Team aus Ukrainern und Deutschen mit der Produktion auch an Filmfestivals teilnehmen. Zum Ende des Films verrät Manfred Beuth vorab: „Es wird ein offenes Ende sein. Wir lassen Raum für eine mögliche Fortsetzung, falls es zu einer Rückkehr in die Ukraine kommen sollte, sobald der Krieg vorbei ist.“

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