Sven Plöger spricht im Schloss über den Klimawandel und dessen Folgen
TV-Meteorolge Sven Plöger zu Gast in Koblenz: Jetzt muss umgesteuert werden
Sven Plöger wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: Gestenreich spricht der Diplom-Meteorologe vor mehr als 300 Zuhörern im Kurfürstlichen Schloss über die aktuellen Fragen der Klimadiskussion.
Winfried Scholz

Koblenz. Auf einer kleinen Bühne im großen Saal des Kurfürstlichen Schlosses steht ein langer Schlaks und schaufelt scheinbar mit beiden Armen Luft in einen imaginären Behälter. Der Schlaks ist der TV-Wettermoderator Sven Plöger.

Er schildert gestenreich den mehr als 300 Zuhörern, wie feuchte Luft eines Algarven-Tiefs tagelang ständig von Norden gegen die Alpen prallt und dadurch in Oberbayern für gewaltige Schneemassen sorgt. „Weil ich das mit den Gesten gut kann, deswegen durfte ich wohl ins Fernsehen“, sagt der gebürtige Bonner schmunzelnd. Plöger spricht auf Einladung der Stadt Koblenz zu wichtigen Fragen der aktuellen Klimadiskussion unter dem Titel „Zieht euch warm an, es wird heiß“. Dabei präsentiert sich der Diplom-Meteorologe als kenntnisreicher Wissenschaftler, der die schwierige Materie – „Man muss da viel von Physik verstehen“ – dem Publikum unterhaltsam nahebringt. Außerdem plädiert er leidenschaftlich dafür, in Sachen Klimaschutz umzusteuern und konkrete Schritte zu unternehmen, ohne allerdings ständig mit dem moralischen Zeigefinger zu drohen. Oberbürgermeister David Langner resümiert: „Sie haben uns gezeigt, dass wir das Thema Klimaschutz mit viel Optimismus angehen können.“

Zu Beginn widmet sich Plöger der verheerenden Flutkatastrophe vom Juli. Er sagt, dass zwei Wochen zuvor in der Uckermark ähnliche Regenmengen heruntergekommen sind. Dort wurden allerdings deutlich weniger Schäden verursacht als in den engen Tälern der kleinen Flüsse im Westen.

Die Ergebnisse der Zuordnungsforschung hätten ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit für solche extremen Wettereignisse um einen Faktor von 1,2 bis 9 zunehme. Die Ungenauigkeit der Berechnungen hänge damit zusammen, dass es sich um kleine lokale Ereignisse handele. Es gebe aber keine Berechnung, die zeige, dass der Klimawandel hier keine Auswirkung habe. Wissenschaftler hätten schon vor 30, 40 Jahren vor solchen Extremereignissen gewarnt, wozu auch die langen Dürreperioden in den vergangenen Jahren mit den massiven Folgen in unseren Wäldern gehöre.

Den Jetstream am Leben halten

Die Ursache liegt – in doppelter Hinsicht – vor allem in der Arktis, so betont Plöger. Infolge der Erderwärmung schmilzt das ewige Eis in 33 Jahren um 3,3 Millionen Quadratkilometer. Dadurch wird weniger Sonneneinstrahlung reflektiert, und die Erwärmung nimmt noch schneller zu. Außerdem ist der Temperaturunterschied zwischen den Polen und dem Äquator der Antrieb für den Jetstream, und der sorgt für den Wechsel zwischen Hochs und Tiefs, erklärt der Meteorologe. Bleibt der Jetstream aus, verharren Hochs und Tiefs lange an der gleichen Stelle und verursachen Dürren oder Starkniederschläge.

Plöger betonte die absolute Notwendigkeit, jetzt umzusteuern. Es sei auch noch nicht zu spät. Er wisse, dass viele fürchten, dabei auf Wohlstand verzichten zu müssen, aber: Nichts zu tun, sei auf jeden Fall mit Wohlstandsverlust verbunden: „Wollen wir wiederholt 30 Milliarden ausgeben, um umweltbedingte Schäden auszugleichen?“ Sven Plöger setzt auf demokratisch ersonnene Rahmenbedingungen wie ein Tempolimit und technologischen Fortschritt. Wenn die Versuche von Airbus gelängen, ein Flugzeug zu entwickeln, das von „grünem“ Wasserstoff angetrieben wird, dann werde beispielsweise ein Flug von München nach Hamburg die umweltfreundlichste Fortbewegungsart.

Zur aktuellen politischen Diskussion bemerkt Plöger, er habe bereits vor zehn Jahren dem damaligen FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler empfohlen, darüber nachzudenken, wie die Ideen der Liberalen und der Grünen zusammengebracht werden könnten. Verschmitzt fügt er hinzu: „Jetzt kann ich sogar neben dem Wetter auch Politik vorhersagen.“

Von unserem Mitarbeiter Winfried Scholz

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