Bilanz aus dem Jahr 2023
Trotz Stilllegung: Kostete das Tauris Mülheim-Kärlich 1,8 Millionen Euro?
Das Tauris steht zwar seit nun ein paar Jahren leer, doch weiterhin verursacht es Kosten. 1,8 Millionen Euro Minus machte es im Jahr 2023 - wie kam das zustande und was macht der Stadtrat nun?
Eva Hornauer

Der Jahresabschluss des Freizeit- und Wirtschaftsunternehmens der Stadt Mülheim-Kärlich kommt 2023 zu einem fetten Minus – das jedoch nicht ausgeglichen werden muss. Wie das zustande kam, und wie der Ausgleich nun geregelt wird.

Zugegeben, die Rechnung ist kompliziert, sagt Beigeordneter Albert Weiler sowohl in der jüngsten Ratssitzung der Stadt Mülheim-Kärlich, als auch im späteren Telefonat mit unserer Zeitung. Grundsätzlich geht es in dem Tagesordnungspunkt, der sich mit dem Jahresabschlussergebnis 2023 des Freizeit- und Wirtschaftsunternehmens (FWU) der Stadt befasst, um eine ziemlich hohe Summe: Ein fettes Minus von mehr als 1,8 Millionen Euro ist zu „verbuchen“ – und doch wieder nicht. Wie geht das?

Erst mal die Zahlen: Mit mehr als 1,8 Millionen stand die FWU im Jahr 2023 in den roten Zahlen. Ein um 1,12 Millionen Euro schlechteres Ergebnis als 2022. Den Löwenanteil davon verursacht das damals schon stillgelegte Freizeitbad Tauris. Das Ergebnis setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, erklärt Weiler: zum einen aus den sogenannten ausgabenwirksamen Verlusten, zu diesen zählen Wertkarten und Gutscheine, die wieder ausbezahlt werden mussten, Kostenpunkt 264.747 Euro.

Weil der Stadt eine Klage droht, müssen 500.000 Euro zurückgestellt werden

Zum anderen sind hier kalkulatorische Kosten zu berücksichtigen wie die gängigen Abschreibungen, die bei solchen Immobilien immer eine Rolle spielen. Und eine Sonderabschreibung auf die Bausubstanz, die nach einem Gutachten auf einen Wert von 1 Euro festgelegt wurde, muss miteingerechnet werden. Im Zuge dessen wurde eine Kontoanlage aufgelöst, und 575.819 Euro wurden als bisher erbrachte Kosten für eine damals angestrebte Sanierung in die Minusrechnung verbucht.

Weitere 500.000 Euro mussten als sogenannte Rückstellung gebildet werden, da der Stadt eine Zahlung droht. Grund hierfür ist eine vorm Landgericht laufende Klage: Als man noch vorhatte, das Bad im großen Stil sanieren zu lassen, wurden Planer beauftragt. Die Verträge mit diesen sind zwar gekündigt worden, sagt Weiler, doch nun verklagten die Planer die Stadt auf entgangenen Gewinn. Falls die Stadt zahlen muss, müsse die Summe jetzt schon zurückgelegt werden.

Damit sind rund 1 Million Euro der Rechnung für diese Sondereffekte gebunden. Ausgeglichen werden müssen rund 800.000 Euro.

Aus einem verkauften Aktienpaket bestehen noch Rücklagen im FWU

Doch ausgeglichen werden muss es seit der Ratssitzung nun nicht mehr. Zum einen ist im FWU, das eine sogenannte eigenbetriebliche Organisation ist, vergleichbar mit einer Tochterfirma der Stadt, noch ausreichend Liquidität vorhanden, um den Verlust auszugleichen. Das Guthaben besteht noch aus der Vergangenheit, sagt Weiler: Anfang der 2000er-Jahre wurde ein Aktienpaket der RWE zum Teil verkauft, aus dem noch Rücklagen bestehen.

Das Bad hat immer Verluste gemacht, die aus dem Stadthaushalt ausgeglichen wurden. Frühere Verluste wollte man aus dem vorhandenen Kapital nicht tilgen. Da in künftigen Haushalten keine Verluste mehr aus dem Bad verrechnet werden müssen, kann man nun aus dem Guthaben heraus agieren, sagt Weiler.

Ein weiterer Punkt: Die Stadt hat dem FWU gegenüber noch eine Darlehensforderung aus dem Bau des Tauris offen. Auf eine Teilforderung von 1,8 Millionen Euro verzichtet die Stadt nun. So könne der Verlustausgleich im FWU selbst geschaffen werden, ohne dass Barmittel von der Stadt zur Verfügung gestellt werden müssten.

Der Rat stimmte einstimmig zu.

Weitere Zahlen

Auch das Tenniszentrum weist für 2023 eine Verschlechterung in Höhe von 30.000 Euro auf, so heißt es in den Unterlagen des Stadtrats weiter. Grund dafür sind mehr Unterhaltsaufwendungen, wie die Beseitigung eines TÜV-Mangels oder die Miete für einen Kühlanhänger. Weil der Eigenverbrauch des Jugendhauses im Jahr 2023 geringer ausfiel, muss auch bei der PV-Anlage eine Verschlechterung von 1700 Euro im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden. Ein Mehrerlös von 44.900 Euro ergibt sich im Bereich der Verwaltung. Dies lässt sich auf eine Verzinsung des Kassenverrechnungskontos zurückführen, heißt es weiter.

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