Open-Air-Veranstaltungen schreiben manchmal so ihre eigenen Gesetze, mal ist es zu kalt, mal ist es zu warm, mal schüttet es in Strömen, mal ist ein Sonnenbrand vorprogrammiert. Als die ehrenamtlichen Helfer in Kausen sich am Samstag mit den Vorbereitungen für das autofreie Saynbachtal „Jedem sayn Tal“ beschäftigen, kamen sie bei tropischen Temperaturen noch mächtig ins Schwitzen. Als am Sonntagmorgen so langsam die ersten Radler eintrudelten, waren die dick vermummt, hatten die Regenjacke an oder im Rucksack und hätten sich mit ein paar Sonnenstrahlen durchaus anfreunden können.

Die Stimmung war dann auch geteilt bei Radlern, Inlinern und Fußgängern. Und während man in Kausen noch darüber nachdachte, wie man die übriggebliebenen Würstchen verwerten könnte, musste man sich ein paar Kilometer weiter in Deesen erst einmal in die lange Schlange an der Imbissbude anstellen.

In Deesen schien zumindest im eigens errichteten Festzelt das ganze Dorf auf den Beinen zu sein. Erstmals hatte der Elternausschuss des Haiderbacher Kindergartens den Radlertag im Saynbachtal kurzerhand zum Rundherum-Event proklamiert. Eine riesige Hüpfburg, die bereits erwähnten Imbissvariationen, ein großes Kuchenbuffet, ein eigens bestellter Eisverkäufer und im Rahmenprogramm neben den St. Georgsbläser Haiderbach auch noch den ehemaligen Schulleiter der Grundschule, Sänger, Songwriter und Autor Hartmut Hoefs (er hat sich nach seiner Schulzeit aufs Musikmachen beschränkt und schon 90.000 CDs verkauft) als Music-Acts, das kam prima an, und der Platz in der Ortsmitte füllte sich zusehends.

„Wir wollten einfach mal was Gutes tun“, sagt Thomas Wittlich, Vorsitzender des Elternausschusses. „Wir hatten jede Menge Unterstützer, von der Brauerei über den Getränkevertrieb, von Gewerbebetrieben bis hin zur Ortsgemeinde, da konnten wir die Preise für Essen und Getränke niedrig halten. Und wenn am Ende noch ein Überschuss für die Kita dabei herauskommt, ist das ein positiver Nebeneffekt.“ Jetzt mache man sich schon Gedanken, der erfolgreichen Premiere im nächsten Jahr eine Fortsetzung folgen zu lassen. „Spaß hat das ja heute schon gemacht“, so Wittlich.

Wegen der Schlechtwetterwarnung am Morgen hatte man die gesteckten Ziele in Kausen schon merklich reduziert. „Wir haben so viel Arbeit hier reingesteckt“, bedauert Ortsbürgermeister David Buhr. „Schon Tage vorher und auch heute vor dem eigentlichen Start. Doch die Anzahl der Radfahrer hält sich im Grenzen. Jetzt überlegen wir, was wir mit den ganzen Sachen machen, die wir gekauft haben.“

Dass der Kuchen im Kausen prima schmeckte, davon konnte sich Inlinerin Martina Decker aus Brandscheid im Westerwald überzeugen. Decker, Mitglied bei den Gülser Moselskatern, war bereits früh in Selters gestartet, war bis nach Bendorf gefahren und wartete nun in Kausen auf ihre Mitstreiter. „Kaffee und Kuchen sind prima“, so die flotte Westerwälderin. „Wenn ich jetzt nur noch Handyempfang hätte.“


Martina Schneider aus Bendorf war mit einer Kleingruppe in Sayn gestartet und legte in Kausen erst einmal einen Zwischenstopp ein. „Mit der Regenjacke ist es zu warm“, stellt Schneider fest. „Aber man weiß ja nie. Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir noch bis nach Selters.“

An der ganzen Strecke von Sayn bis nach Selters hatten die Gemeinden, Vereine, Privatleute, Händler und andere Institutionen überall Stände aufgebaut. Am Sayner Schmetterlingspark gab es neben einem Stand der Polizei und dem Touristbüro auch eine Infoanlaufstelle für den Hochwasserschutz. Hier trafen sich dann am Nachmittag auch politische Führungskräfte der am Radlertag beteiligten Kreise. Und während nebenan noch der Saynbach in seinem Bett schlummerte, gab es schon mal den ein oder anderen Warnhinweis im Fall der Fälle. Wetterkapriolen schreiben ja manchmal ihre eigenen Gesetze, nicht nur beim Raderlebnistag.
