Von unserer Mitarbeiterin Marta Fröhlich
In den recht engen Räumen des Koblenzer Klubs surrten die Maschinen. Die bunt gemischten Besucher konnten die wenigen noch freien Termine ihrer Lieblingskünstler buchen und sich die Farbe live vor Publikumsaugen unter die Haut bringen lassen. Wenn die Künstler denn da waren. „Silent skill aus Trier ist da. Nur Marco ist nicht dabei. Dann muss ich wohl doch nach Trier pilgern, um meinen Wunschtätowierer zu treffen“, meinte eine Besucherin, die mit ihrem Lieblingsmotiv in der Tasche auf ein neues Körperbild gehofft hatte.
Doch Marcos Kollegen legten ordentlich Hand an. Neben szenebekannten Körperschmückern aus Istanbul, Leeds und Eboli konnten auch nationale Studios sowie zahlreiche Tätowierer aus Koblenz selbst mit ihren Arbeiten glänzen und ihr umfangreiches Repertoire zeigen.
Dass Tattoo nicht gleich Tattoo ist, illustrierte die große Bandbreite an Motiven, die auf der Messe zu finden waren. Totenköpfe reihten sich an bunte Eulen und stilvolle Schriftzüge, folkloristische Porträts strahlten neben Blumen und Ankern. Vor allem der türkische Tätowierer Okan Uckun zeigte von der modernen bildenden Kunst inspirierte abstrakte Werke, die so noch selten auf deutschen Straßen zu sehen sind.
Von klassischen Rockermotiven wie Totenköpfen über Old School und Rockabilly bis zum modernen Graffiti-Style mit Comic-Einflüssen war im künstlerischen Bereich für jeden etwas dabei. Die kreativen Köpfe erklärten und skizzierten eifrig, um die Anfragen der Besucher zu beantworten, und verteilten fleißig Termine für die kommenden Monate. Einzig die Piercer waren rar gesät. So versah nur das Koblenzer Studio Cutan Art die interessierten Besucher mit Piercing-Infos und funkelndem Schmuck.
Für die Profis in der Körperbild-Szene bot sich in der zweiten Etage ein wahres Eldorado. Tattoomaschinen, Tausende Fläschchen mit bunten Farben, Piercerwerkzeug und weiteres Zubehör warteten auf Käufer. Leider fehlte es aber an den messeüblichen Stöber- und Kramständen. Die Tattoo Expo zeigte sich eher als eine Messe für Insider, die wissen, was und wen sie suchen. Szene-Neulingen fiel es hingegen schwer, sich in dem bunten Gewusel zu orientieren und in die Welt des dauerhaften Körperschmucks einzusteigen.
Tröstlich ist da die Tatsache, dass die Szene selbst eigentlich keine Werbung braucht. Die gerade angesagten und gefragten Künstler – wie zum Beispiel Gaboa Kanyuk vom Studio Spatz mit Hirn aus Sasbach – sind zum großen Teil auf mehrere Monate hinweg ausgebucht, haben Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Wer ein neues Tattoo will, macht sich schlau, pilgert für seinen Lieblingskünstler quer durchs Land – und nutzt eine Messe wie die in Koblenz als Inspiration oder Ideengeber.