Dieblich/Koblenz
Tödlicher Truckerstreit an A 61: Pole (23) vor Gericht
Symbolbild: dpa​

Dieblich/Koblenz. Prozess um Gewalteskalation auf Autobahnraststätte Mosel-Ost: Ein polnischer Lkw-Fahrer (23) und ein weißrussischer Berufskollege (38) lieferten sich im Suff am Morgen des 19. Juni eine Schlägerei auf einem Rastplatz zwischen den Abfahrten Waldesch und Koblenz/Dieblich. Für den Weißrussen endete der Konflikt tödlich. Jetzt, beim Prozessauftakt am Landgericht Koblenz, hat der Pole die Ursache und den Ablauf der blutigen Auseinandersetzung geschildert.

Vor Prozessbeginn wirkte der junge Mann – kurz geschorenes Haar, weiche Gesichtszüge – sichtlich nervös. Er ist wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt, seit Juni in der JVA Koblenz inhaftiert. Als die anwesenden Journalisten ihre Kameras auf ihn richteten, lief er rot an, wandte seinen Blick gen Boden.

So kam es laut seiner Aussage zu dem tödlichen Streit: Der mittlerweile 23-Jährige ist in Polen geboren und aufgewachsen. Nach dem Schulabschluss beginnt er, als Lkw-Fahrer zu arbeiten. Am Freitag, 18. Juni 2016, parkt er seinen Wagen am Rastplatz Mosel-Ost, um dort das Wochenende zu verbringen. Am Tag darauf trifft er sich gegen 17 Uhr mit einer Gruppe von Berufskollegen zu einer Feier unter Truckern, darunter auch der Weißrusse. Die Männer trinken Bier und Wodka, stehlen später weiteren Alkohol im Laden an der Raststätte – die Feier entwickelt sich zum Saufgelage.

Gegen 2.30 Uhr geht er nach einem Toilettengang in die Fahrerkabine seines Wagens. Dort bemerkt er, dass seine Tasche nicht mehr da ist. Auf dem Parkplatz sieht er dann, wie der Weißrusse mit eben dieser Tasche zwischen den Lkw umherschleicht. Er stürmt auf ihn zu und es kommt zur Schlägerei, in deren Verlauf der Pole den Weißrussen mit einem Tritt in den Brustkorb zu Boden streckt. Die zurückerlangte Tasche bringt er daraufhin in seine Fahrerkabine. Dort bemerkt er aber, dass auch seine Sporttasche, in der sein Tablet-Computer deponiert ist, fehlt – so die Aussage des Polen. Für ihn ist klar, wer sie hat: der Weißrusse. Dieser ist bereits in seiner Fahrerkabine, als der Pole dort hineinstürmt. Die beiden liefern sich eine erneute Rangelei, fallen dabei aus der Kabine heraus zu Boden. Dort setzen sie den Kampf fort, bei dem der Pole den Weißrussen schließlich mit einem Faustschlag ins Gesicht ausschaltet. Ein weiterer Saufkumpan kommt hinzu und ruft die Polizei. Rettungskräfte bringen den schwer verletzten Weißrussen ins Krankenhaus. Dort verstirbt er um 6.14 Uhr infolge eines Schädeltraumas.

Vor Gericht erinnerte sich der Pole: „Als ich von Polizisten hörte, dass der Mann tot ist, bin ich zusammengebrochen.“ Einer dieser Polizisten erzählte vor Gericht, dass der hinzugezogene Notarzt vor Ort noch keine lebensbedrohlichen Verletzungen feststellte. Laut des Polizisten gab es bereits am Vortag eine Schlägerei zwischen holländischen und polnischen Fernfahrern auf dem Rastplatz nahe Dieblich. Ein weiterer Polizist sagte bezüglich des vermüllten Raststättenparkplatzes: „Bei der Feier muss es heftig zugegangen sein.“

Lkw-Fahrer, die an dem Saufgelage teilnahmen, sollen am Freitag (16. Dezember 2016) vor Gericht aussagen.

Von unserem Reporter Eugen Lambrecht

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