Tierschutzfestival lockt zum Ausflug ans Deutsche Eck
Tierschutzfestival am Deutschen Eck: Gezielte Aufklärung zum Wohl der heimischen Fauna
Nadine Pietzko vom Veranstalter „Freunde des Tierschutzfestivals Mittelrhein“ im Kreise heimischer Waldbewohner. Foto: Alexander Thieme-Garmann
Alexander Thieme-Garmann

Koblenz. Der Verein „Freunde des Tierschutzfestivals Mittelrhein veranstaltet seit 2017 das Tierschutzfestival Mittelrhein am Deutschen Eck. Der Veranstalter verfolgt damit das Ziel, die Bevölkerung auf die regionalen Tierschutzvereine aufmerksam zu machen und sie für einen respektvollen und ethischen Umgang mit allen Mitgeschöpfen zu sensibilisieren. Die RZ besuchte einige der Stände.

Nadine Pietzko vom Veranstalter „Freunde des Tierschutzfestivals Mittelrhein“ im Kreise heimischer Waldbewohner. Foto: Alexander Thieme-Garmann
Alexander Thieme-Garmann

Rettet das Huhn e.V.: „Unser Ziel ist es, die Menschheit davon zu überzeugen, dass das Ei aus der Bodenhaltung moralisch gesehen kein gutes Ei ist“, erklärt Tanja vom Verein „Rett das Huhn“. Dabei geht ihre Empfehlung sogar bis zur veganen Ernährung. Verpackungsaufschriften wie Boden- oder Freilandhaltung seien gemäß ihrer Einschätzung eine Täuschung der realen Zustände. „Bodenhaltung suggeriert ein relativ freies Leben auf Naturböden. In Wahrheit handelt es sich größtenteils um Regalböden im Umfeld einer Käfighaltung“, stellt die Tierschützerin fest.

Schnell kommt hier der Begriff der Täuschung oder des Etikettenschwindels auf. Jedenfalls sei es nachvollziehbar, dass es für ein Huhn unmöglich ist, auf engstem Raum natürliche soziale Bindungen zu pflegen, denn in der Batterie gelte das Recht des Stärkeren. „Die naturgegebene individuelle Persönlichkeit des Huhns finde in der Massenhaltung keine Möglichkeit, sich zu entfalten“, konstatiert Tanja. Ihr Verein versucht deshalb auch, ausrangierte Hühner an Privatleute zu vermitteln, um ihnen zumindest einen würdigen Lebensabend zu schenken.

Notmeerschweinchen.de: Sandra und Franziska aus Erftstadt (NRW) vermitteln bundesweit Meerschweinchen. „Die meisten Tiere erhalten wir durch Haltungsaufgaben“, verrät Sandra. Da man die Tiere pärchenweise halten soll, folgt nach dem natürlichen Verlust des einen oft die Abgabe des anderen an Vereine wie diesen. „Die allgemeine Ansicht, Meerschweinchen seien besonders für Kinder geeignet, trifft in Wahrheit nicht zu“, versichert Sandra. Tatsächlich seien die südamerikanischen Einwanderer reine Beobachtungstiere, zum Kuscheln ungeeignet.

Interessengemeinschaft Schildkrötenschutz und Nachzucht: Der Schildkrötenboom der 70er-Jahre gehört längst der Vergangenheit an. Mittlerweile ist die Szene der Halter in Deutschland relativ überschaubar, aber dafür gut vernetzt. „Es gibt mehr als 350 Schildkrötenfamilien zuzüglich ihrer Unterarten“, weiß Axel vom Schildkrötenschutz. „Ob Fleisch- oder Pflanzenfresser, ob Winterschläfer oder nicht – unser Ziel ist es, die Besitzer über optimale Haltungsbedingungen aufzuklären“, versichert er. Hierzu zählt auch eine geeignete Habitatsnachbildung. Die einzige heimische Schildkrötenart lebt derweil an der Mecklenburger Seenplatte.

Hirschkäferfreunde Nature-two: Das Ziel des Vereins besteht darin, das natürliche Umfeld des Hirschkäfers zu sichern. „Die meisten Menschen glauben, der Wald sei der Platz, an dem sich der Hirschkäfer wohlfühlt“, weiß ihr Sprecher Markus. In Wahrheit bevorzuge der Käfer urbane Aufenthaltsorte wie Parks und Gärten. „Besonders in abgestorbenen Baumstümpfen fühlt er sich wohl. Dort können in einem Zeitraum von 25 Jahren bis zu vier Generationen leben“, erklärt Markus. Der Hirschkäfer, der bis zu acht Jahre alt werden kann, ist erst am Ende seines Lebens maximal zwölf Wochen überirdisch aktiv. Vorher wechseln seine Daseinsformen vom Ei über die Larve zur Puppe.

Der Veranstalter „Freunde des Tierschutzfestivals Mittelrhein“: Für Nadine Pietzko, 1. Vorsitzender, ist das diesjährige Tierschutzfestival bereits die vierte Veranstaltung ihrer Art. „Viele Tierschutzorganisationen wissen gar nicht voneinander. Unser Event bietet ihnen die Möglichkeit, sich näher kennenzulernen“, stellt Pietzko fest. Auf der anderen Seite biete das Festival auch Gelegenheit für das Laienpublikum, sich mit den heimischen Tierarten zu befassen oder Tipps zur artgerechten Haltung zu erfahren. Sie hofft auf zusätzliche Bürger, die sich ehrenamtlich bei einem der Vereine engagieren wollen.

Von Alexander Thieme-Garmann

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