Bundestagswahl 2025 in Koblenz
Thorsten Rudolph blickt nach vorn
Thorsten Rudolph musste am Sonntagabend lange zittern, doch dann gelang ihm der Wiedereinzug in den Bundestag.
Matthias Kolk

Nach der Wahl ist vor der weiteren Arbeit: Thorsten Rudolph (SPD) ist wieder in Berlin, alte Kollegen werden verabschiedet, neue begrüßt. Und dann geht es darum, die Zukunft mitzugestalten.

Beim Telefonat mit unserer Zeitung am Dienstagmorgen sitzt Thorsten Rudolph (SPD) in seinem Berliner Büro. Gleich Montagfrüh, nach dem äußerst spannenden Wahlabend, ist er wieder in die Hauptstadt gefahren: Auch nach der Wahl geht die Arbeit sofort weiter. Im Übrigen auch für die Mitarbeiter: „Sie haben mir einen Kuchen gebacken“, sagt Rudolph lächelnd und wird dann ernst: Wenn ein Abgeordneter nicht wiedergewählt wird, betrifft das auch viele Arbeitsplätze.

Aber Rudolph wurde wiedergewählt – wenn auch nicht über die Erststimme, denn die hat Kontrahent Josef Oster (CDU) für sich entscheiden können, so doch über seinen sechsten Platz auf der Landesliste. Die Woche in Berlin ist gleich turbulent: Es gibt Treffen mit der alten und neuen Fraktion, Kennenlerngespräche, Sitzungen in verschiedenen Gremien. Die Stimmung wird anders sein als 2021: Da hatte es mehr als 100 neue SPD-Abgeordnete gegeben, weil die Partei seinerzeit so erfolgreich abgeschnitten hatte. Dieses Mal werden es nur acht oder zehn Neue sein.

Jetzt schaut man zurück und nach vorn

Zu analysieren, wieso die Partei so starke Verluste hinnehmen musste, das wird einer der Schwerpunkte der kommenden Zeit sein, sagt Thorsten Rudolph. Und es wird darum gehen, organisatorisch und personell zu schauen, wie sich Partei und Fraktion weiter entwickeln können und müssen, um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen. Da stehen sofort erste Entscheidungen an: Darüber, wer neuer Fraktionsvorsitzender wird beispielsweise. Das wird am Mittwoch auf der Tagesordnung stehen.

Neuaufstellung im laufenden Betrieb

Und die Neuausrichtung geschieht sozusagen im laufenden Betrieb. Denn die Zeichen stehen auf Koalition zwischen CDU und SPD – und damit auf Zusammenarbeit zweier Parteien, die sich im Wahlkampf teilweise scheinbar unversöhnlich gegenüberstanden. „Es wird nicht einfach“, sagt Rudolph. Denn gerade in den letzten Tagen vor der Wahl habe es so scharfe Angriffe von Teilen der CDU gegeben, dass man abwarten müsse, wie eine Rückkehr zu einem respektvollen Umgang nun möglich sein soll.

In der Sache hält er eine Einigung zwischen CDU und SPD in vielen Fragen auch für möglich, wenn auch nicht immer für einfach. Themen, die für ihn persönlich nicht diskutierbar sind, möchte er nicht nennen, „ich glaube, es bringt nichts, wenn jetzt jeder Abgeordnete rote Linien zieht“, sagt er. Wichtiger sei es, das Gemeinsame zu betrachten. „Aber da liegt im Moment der Ball bei der CDU.“ Klar sei aber: „Die SPD hat sich nie aus der Verantwortung gestohlen, das werden wir auch jetzt nicht tun.“

Es sind schwierige Zeiten – und vielleicht ist genau das der Punkt, warum es dem Koblenzer so wichtig ist, dass er für weitere vier Jahre in den Bundestag eingezogen ist. „Jetzt werden die Weichen gestellt, ob unser Land so liberal und demokratisch bleibt, wie es ist“, sagt er. Es gehe darum, die demokratische Mitte zu stärken, keine einfache Aufgabe angesichts des aktuellen Wahlausgangs – aber umso existenzieller, findet Rudolph, der sich freut, Teil davon sein zu können.

Es bleibt spannend – aber nun ist doch eine kleine Pause absehbar. „Der Wahlkampf war kurz und kalt“, sagt Rudolph und lacht. Zum Schluss wurde es dann für ihn bekanntlich noch mal sehr spannend, bevor klar war, dass er erneut Teil des Deutschen Bundestags ist.

Jetzt kommt ein wenig mehr Zeit zum Schlafen

Ab der zweiten Wochenhälfte stehen ein paar ruhigere Tage an. Zeit, mal auszuschlafen. „Das kam im Wahlkampf wirklich zu kurz“, sagt der 50-Jährige. Wenn man bis 2 Uhr nachts auf einer Karnevalssitzung war und um 8 wieder am Infostand sein wollte, blieb nicht viel Zeit. „Schlafen ist zum Glück aber kein Problem für mich“, sagt Rudolph. „Ich kann überall schlafen, auch im Zug.“ Das wird ihm in den kommenden Jahren bei den Fahrten nach Berlin sicher nützen.

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