Im Stück „Vincent will Meer“ von Florian David Fitz ist der Hauptprotagonist vom Tourettesyndrom betroffen. Als seine Mutter, die einzige Bezugsperson in seinem Leben, stirbt, bringt Vincents Vater Robert ihn in eine psychiatrische Klinik. Hier wird er von der Therapeutin Dr. Rose betreut, die ihn mit zwei der Anstaltsinsassen bekannt macht. Da ist zum einen Alexander, der an einer Zwangsneurose leidet, zum anderen die magersüchtige Marie. Die genannten Charaktere sind auch die Hauptpersonen des Stücks.
Bei einer spontanen Aktion entkommen die drei Klinikgäste mit dem Auto der Ärztin ihrem ungeliebten Domizil. Ab hier nimmt das Stück den Charakter eines Roadmovies an, an dem zwei Wagen beteiligt sind. So wird das ungleiche Patiententrio bald darauf von Dr. Rose und Vincents Vater verfolgt. Derweil plant der Sohn, die Asche seiner Mutter ans Meer zu bringen. An dem betreffenden Ort an der italienischen Adriaküste hatte sie mit Robert einst glücklichere Tage erlebt.
Komisch, aber keine Komödie
Aufgrund der nahezu ständigen Präsenz des Quintetts gerät die kleine Spielfläche in der Mikrowerkstatt fast an die Grenzen des Umsetzbaren. Während ihrer Fahrt in den Süden bleibt es nicht aus, dass die ungleichen Insassen im Wagen der Verfolgten auch komische Momente erleben. Dazu zählen ein total chaotischer Tankstellenstopp und der Halt an einer Imbissbude.
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Theaterdebüt in Rolle eines Tourette-Kranken
Für Schauspieler Yanic Hippler, der den Vincent verkörpert, bedeutet diese schwierige Rolle sein Theaterdebüt. Verstörend realistisch spielt er die Anfälle, die keineswegs darauf angelegt sind, für Lacher im Publikum zu sorgen. Dank Vincents Matrosenhemd gelingt es Regisseur und Requisiteur Gabriel Diaz, dessen Traum vom Meer präsent zu halten.
Schauspielerin Annika Woyda schlüpft in die Rolle der anorektischen Marie. Ihre Erscheinung sorgt für die traurigsten Momente, betreibt sie doch mit ihrer konsequenten Verweigerung, etwas zu essen, einen Selbstmord auf Raten. Allein die sich allmählich entwickelnde Liebe zu Vincent lässt die Hoffnung aufkeimen, dass sie eines Tages mehr Nahrung zu sich nimmt als ihre obligatorische Cola light.
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Rolle der Ärztin möglicherweise schwierigste
Als von Egoismus geleiteter Vater macht er Vincent ein ums andere Mal Vorwürfe wegen seiner Krankheit. Wenn daraufhin das Publikum Roberts Herzlosigkeit auf den Schauspieler projiziert, hat dieser fürwahr in seiner Rolle überzeugt. Johanna Münch als Dr. Rose hat möglicherweise die schwierigste Rolle. Ihr Charakter ist vielschichtig angelegt, schwankt von der falschen Annahme, als Therapeutin gescheitert zu sein, bis hin zur ehrlichen Sorge um ihre Patienten. Im ständigen Streit mit Robert zeigt sie mit feiner Ironie den rhetorischen Mitteln des Politikers die Grenzen auf.
„Vincent will Meer“ ist eine anrührende Dramödie, die den Zuschauer dank der einfühlsamen Personenregie von Gabriel Diaz in ein Wechselbad der Gefühle eintauchen lässt. Im Jahr 2010 wurde das Stück mit Florian David Fitz in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt.
Weitere Termine von “Vincent will Meer"
Nächster Aufführungstermin am 21.6. um 19.30 Uhr. Weitere Termine gibt's nach der Sommerpause ab Ende September, Karten gibt es hier