Urenkel des Schängelliedautors Josef Cornelius präsentieren Neuauflage seiner Werke
Texte des Schängelliedautors neu aufgelegt: Erinnerung an Josef Cornelius lebendig halten
Ein Relief am Schängelbrunnen zeigt die Büste von Josef Cornelius, dem Verfasser des Schängellieds.
Alexander Thieme-Garmann

Josef Cornelius hat einst das Schängellied verfasst. Einst kannte ihn jedes Kind in Koblenz seinen Namen. Damit dieser nicht in Vergessenheit zu geraten droht, haben seine Urenkel ein Buch mit seinen Werken neu aufgelegt.

Ein Relief am Schängelbrunnen zeigt die Büste von Josef Cornelius, dem Verfasser des Schängellieds.
Alexander Thieme-Garmann

In Stein gemeißelt ziert seine Büste eines der drei Reliefs auf der Säule des Schängelbrunnens. Schließlich ist das Koblenzer Wahrzeichen dem Mann gewidmet, der mit dem Text zum Schängellied regionale Bekanntheit erlangt hat. So gehören die 1914 verfassten Strophen zum festen Repertoire mundartlicher Lokalmatadoren wie Daniel Ferber oder Manfred Gniffke. Es gab Zeiten, in denen jedes Koblenzer Kind in der Lage war, wenigstens den Refrain mitzusingen.

Hoch geschätzter Koblenzer Mundartdichter

Die Rede ist von Josef Cornelius (1849–1943), dem zu seinen Lebzeiten hoch geschätzten Koblenzer Mundartdichter. Derweil stellt die Beschäftigung mit der Dichtkunst nur einen Teil in Cornelius´ reichem Schaffen dar. So gründete der gelernte Schuhmacher 1906 unter dem Namen „Confluentia“ eine Schuhfabrik, die sich schon früh auch mit der Herstellung von Sportschuhen einen Namen machte. In den 1920er-Jahren beschäftigte das Unternehmen mehr als 400 Mitarbeiter. Nichtsdestotrotz wird die Firma „Confluentia“ mit ihrem damaligen Stammsitz in der Moselweißer Straße heutzutage wohl den wenigsten Koblenzern noch bekannt sein.

Josef Cornelius ist auch Gründungsmitglied der noch heute erfolgreichen Coblenzer Turngesellschaft (CTG). Darüber hinaus war er leidenschaftlicher Karnevalist. Dementsprechend findet sich in seinem dichterischen Nachlass neben mehreren Turnerhymnen auch so manche Büttenrede.

Aus Anlass des 80. Todesjahres von Josef Cornelius haben seine beiden Urenkel, die Brüder Rolf und Jörn Lahr, eine Sammlung von Texten ihres Ahnen, der in Vergessenheit zu geraten droht, neu aufgelegt. Dieser nämlich hatte 1928 den Band „Heiteres aus meiner Vaterstadt. Lieder und Gedichte in Coblenzer Mundart von Josef Cornelius“ herausgeben lassen. „Die 85 Lieder und Gedichte unseres Urgroßvaters liefern den Stoff für eine gleichsam historische wie auch humorvolle Reise durch unsere Stadt“, versichert Rolf Lahr. Der inhaltliche Schwerpunkt der Sammlung betrifft die 1920er-Jahre, die geprägt sind von US-amerikanischer sowie französischer Besatzung nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, aber auch von einer verheerenden Inflation.

Rolf Lahr schmökert in der Neuauflage des Gedichtbands mit Texten seines Urgroßvaters Josef Cornelius. Fotos: Alexander Thieme-Garmann
Alexander Thieme-Garmann

Die Sammlung startet mit Gedichten aus der Kaiserzeit, beginnend mit dem Jahr 1889. Zum Verstehen der Texte genügen rudimentäre Kenntnisse im Kowelenzer Platt. Im Prinzip sollte aber auch ein Zugezogener keine Probleme damit haben, Cornelius´ Streifzügen durch das damalige Coblenz zu folgen. In all den Jahren scheint sich die Sprache kaum verändert zu haben. Dieser Umstand verleiht dem Werk seine Frische. Genauso darf sich der Leser darauf freuen, regelmäßig heute noch existierenden Straßennamen zu begegnen. „Nagelsgaß“ und „Weißergaß“ bilden dabei nur den Anfang.

Der Charakter einer preußischen Garnisonsstadt wird deutlich, sobald der Leser auf Leutnante, Oberste, Tambourmajoren und Grenadiere stößt. Ein Liedtext mit unmittelbar historischem Bezug betrifft die Verlegung des 4. Garde-Grenadier-Regiments „Königin“ nach Spandau anno 1893 infolge des Tods seiner Regimentschefin Augusta drei Jahre zuvor. Darin heißt es: „Hei saufen se Kümmel bei Häringsschwänz/Sein voll grad wie eh Veh/On wänzle sich em Land on Sand/Der Havel on och der Spree“. Gemeint sind die Zustände in Spandau.

Dem Volk aufs Maul geschaut

Oft macht der Leser Bekanntschaft mit Vertretern handwerklicher Berufe, vom Bäckerjungen über den Metzgergesellen bis hin zum Schreinermeister. Im „Cowelenzer Kutscher-Lied“ von 1894 wird Cornelius sogar sentimental, wenn er die Genannten an die Zeit 50 Jahre zuvor zurückdenken lässt: „Mir Kutscher wohre dumols fein gestellt/An su´n Elektrischfahrt/Hat noch kei Mensch gedaacht/Du hat die Eisebahn irscht kaum geraacht“.

Strophen, die sich der Liebe und dem Wein widmen, fehlen genauso wenig wie die Beschreibung von Koblenzer Originalen wie das „Adelche Humpelrock“. Der Text zum Schängellied, zu welchem der Komponist Carl Wilhelm Kraehmer die Musik beisteuerte, lässt sich indes in einigen von Cornelius´ schon Jahre vorher verfassten Strophen bereits vorausahnen.

Die nun erschienene Neuauflage der längst vergriffenen Werksammlung von 1928 wendet sich besonders an Koblenzer Leser, die seit Generationen in ihrer Heimatstadt verwurzelt sind und deren Mundart und Humor zu schätzen wissen.

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