Bad in Mülheim-Kärlich
Tauris-Zukunft: Fraktionschefs denken auch an Abriss
Nächste Verkaufsrunde gescheitert: Die Zukunft des einst beliebten Freizeitbads Tauris in Mülheim-Kärlich ist weiter offen.
Rico Rossival

Mehrere gescheiterte Verkaufsverfahren, weit mehr als 20 Millionen Euro Sanierungsstau, seit fünf Jahren zu: Wie geht es weiter mit dem einst beliebten Freizeitbad Tauris in Mülheim-Kärlich? CDU und SPD im Stadtrat denken auch an einen Abriss. 

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Ein Verkauf des einst beliebten Freizeitbads Tauris in Mülheim-Kärlich ist kürzlich erneut gescheitert. Das Angebot eines Bieters genügte nicht den Mindestanforderungen. Während Stadtbürgermeister Gerd Harner (FWG) an ein erneutes Ausschreibungsverfahren denkt, sehen das zwei der drei Fraktionschefs im Stadtrat kritisch.

Das Gremium hatte in seiner Sitzung Anfang Juni das bis dato laufende Ausschreibungsverfahren aufgehoben, weil das Angebot eines Bieters nicht den Ausschreibungskriterien entsprach, wie es laut Beschlussvorlage heißt. Wer der Bieter war, und welches der drei Ausschreibungskriterien nicht erfüllt wurde, das wissen nur Harner und die Fraktionschefs Guido Baulig (FWG), Joachim Rünz (CDU) und Jan Badinsky (SPD).

Nicht mal eigene Fraktionen dürfen die Chefs informieren

Die Krux: Sie waren bei Gesprächen mit Bietern dabei, dürfen Einzelheiten aus rechtlichen Gründen aber nicht mal in ihre eigenen Fraktionen tragen. Man kann sich vorstellen, dass es da in den vergangenen Jahren viele bohrende Nachfragen gegeben hat.

Denn: Wie bei solchen Verkaufsverfahren üblich, läuft vieles hinter den Kulissen ab. Auch, um Bieter und Kaufinteressenten zu schützen und nicht abzuschrecken. Sie würden eine öffentliche Debatte im Vorfeld samt aller Details (Angebotshöhe, mögliche Umbaupläne) kaum mitgehen. Andererseits müssen dadurch 25 der 29 Mitglieder des Stadtrats Mülheim-Kärlich (inklusive Bürgermeister Harner) schwerwiegende Entscheidungen treffen, obwohl sie nicht alle Einzelheiten kennen.

So sieht es im Tauris derzeit aus.
Rico Rossival

Deshalb hat ein CDU-Ratsmitglied einen umfassenden Fragenkatalog an die Verwaltung geschickt. CDU-Fraktionschef Rünz sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich kann nachvollziehen, dass man geheim hält, wer der Bieter ist. Aber wenn es darum geht, warum das Angebot nicht ausgereicht hat, müssten das alle Ratsmitglieder wissen, um ein Gefühl für eine mögliche dritte Runde zu haben.“ Egal, ob es zu einem Verkauf kommt: Pro Verfahren werden Zehntausende Euro an Beratungskosten fällig.

Die Mindestanforderungen für einen Verkauf jedenfalls sind öffentlich bekannt: Für das Gebäude wird 1 Euro fällig; Grund und Boden sind in Erbbaupacht zu übernehmen; ein 25-Meter-Becken muss für Schul- und Vereinssport vorgehalten werden. Aber ist ein dritter Verkaufsversuch wirklich sinnvoll? Oder muss das Tauris vielleicht doch abgerissen werden?

„Wie es weitergehen soll, ist Geheimnis des Bürgermeisters. Darüber hat er mit uns weder vor der Sitzung noch danach gesprochen.“
CDU-Fraktionschef Joachim Rünz

Dazu sagt CDU-Fraktionschef Rünz auf Anfrage unserer Zeitung: „Es ist uns in mehreren Verfahren nicht mal ansatzweise gelungen, einen Käufer zu finden, der das Tauris dann auch auf seine Kosten saniert.“ Der Sanierungsstau beträgt weit mehr als 20 Millionen Euro. Im ersten Verfahren gab es gar keinen Bieter, im zweiten eben jenen, dessen Angebot den Mindestanforderungen nicht entsprach. Rünz sagt weiter: „Wie es weitergehen soll, ist Geheimnis des Bürgermeisters. Darüber hat er mit uns weder vor der Sitzung noch danach gesprochen.“

Stadtbürgermeister Gerd Harner hatte unserer Zeitung gesagt, dass er ein neues Ausschreibungsverfahren für denkbar hält. Die Details wolle er intern in der Verwaltung und dann mit den Fraktionen besprechen. Womöglich könne das Verfahren bereits in der nächsten Ratssitzung am 3. Juli auf den Weg gebracht werden (Beginn: 19 Uhr, Gast- und Vereinshaus).

Technik und Pumpen werden regelmäßig getestet, eine gewisse Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird erhalten

Obwohl das Tauris seit mehr als fünf Jahren zu ist, zahlt die Stadt jedes Jahr rund 250.000 bis 300.000 Euro, um die Infrastruktur zu erhalten und damit keine baulichen Schäden auftreten: So werden die Technik und Pumpen regelmäßig getestet, wird eine gewisse Temperatur und Luftfeuchtigkeit erhalten. Auch deshalb sagt Rünz: „Wir müssen irgendwann mal sagen: Wir finden keinen, der das Tauris betreiben will und müssen eventuell ganz anders überlegen und das Licht ausknipsen. So schwer das auch jedem fällt.“ Aber die Zeit für Freizeitbäder sei offenbar vorbei.

Harner hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, dass er „nicht aufgeben will, so lange er noch eine Flamme lodern sieht“. Dazu sagt Rünz: „Er hat die Hoffnung, dass es einen Weg gibt. Aber wir kennen ihn nicht.“ Die CDU will nun abwarten, was sie in der Sitzung am 3. Juli vorgelegt bekommt und dann „eigeninitiativ“ werden. Womöglich müsse man über den Tellerrand schauen und eine gemeinsame Lösung in der Verbandsgemeinde (VG) Weißenthurm mit ihren 35.000 Einwohnern finden.

Auch die SPD-Fraktion steht einem weiteren Ausschreibungsverfahren „reserviert“ gegenüber, wie Fraktionschef Jan Badinsky sagt: „Wir sind auf realistische Argumente des Bürgermeisters gespannt. Wir machen uns Sorgen, dass die Verwaltung nicht aus der ewigen Ausschreibungsspirale herausfindet.“ Optimismus allein bringe „uns der Lösung nicht näher, zumal die letzten beiden Ausschreibungen erfolglos blieben“. Die SPD will anregen zu prüfen, ob es eine Betreiberlösung über die VG oder einen anderen kommunalen Verbund gibt: „Das wurde bislang nicht hinterfragt.“

Das Tauris sei 1991 in ganz anderen wirtschaftlichen Zeiten eröffnet worden. Zudem sei nie Aufgabe der Stadt Mülheim-Kärlich als Grundzentrum gewesen, ein Bad zu betreiben. Badinsky sagt: „Deshalb haben wir es schwerer als andere in der kommunalen Familie und stoßen eher an bürokratische und wirtschaftliche Grenzen.“

Ein Tauris-Abriss ist für die SPD nicht „ausgeschlossen, aber er wäre der schlimmste Fall. Wir möchten vorher jede sinnvolle Option wenigstens einmal geprüft wissen, weil uns das Thema Schwimmen weiterhin wichtig ist.“ Das müsse jedoch nicht zwingend der Erhalt als vollwertiges Freizeitbad bedeuten, wenn eine einfachere Lösung – ein Frei- oder Hallenbad, machbarer wäre.

FWG-Fraktionschef Guido Baulig sagt: „Wir müssen abwarten, wie es weitergeht, und sind offen für Vorschläge zur weiteren Verwendung.“ Die Verwaltung müsse nun weitere Gespräche führen. „Unser Ansinnen war immer, das Tauris zu erhalten. Das war leider durch die Stadt nicht möglich.“

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