Mülheim-Kärlichs Wahrzeichen
Tauris: So geht es für das beliebte Bad weiter
Die Zukunft des Freizeitbads Tauris in Mülheim-Kärlich ist weiter offen.
Rico Rossival

Für Mülheim-Kärlich standen viele Jahre das Atomkraftwerk, das Tauris und der Gewerbepark. Während das AKW abgerissen ist und der Gewerbepark weiter floriert, ist das beliebte Schwimmbad seit gut fünf Jahren dicht. So könnte es weitergehen.

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Umbau, Verkauf, Abriss, weitere Jahre der Schließung: Für das einst äußerst beliebte Freizeitbad in Mülheim-Kärlich scheint derzeit nichts ausgeschlossen. Klar ist: Das Ausschreibungsverfahren samt geplantem Verkauf für 1 Euro ist nun gescheitert. Doch Anfang Juli könnte es bereits eine neue Runde geben für das Bad samt Saunalandschaft, das seit mehr als fünf Jahren zu ist.

Genauer, am 3. Juli. Dann kommt der Stadtrat erneut im Gast- und Vereinshaus zusammen (Beginn: 19 Uhr). Und dann könnte das Gremium ein neues Ausschreibungsverfahren auf den Weg bringen, wie Mülheim-Kärlichs Bürgermeister Gerd Harner (FWG) auf Anfrage unserer Zeitung sagt. Anfang Juni hatte der Stadtrat das bis dato laufende Ausschreibungsverfahren aufgehoben, weil das Angebot eines Bieters nicht den Ausschreibungskriterien entsprach, wie es laut Beschlussvorlage heißt.

Für einen Käufer gibt es drei Mindestanforderungen

Wer der Bieter war, welches der drei Ausschreibungskriterien nicht erfüllt wurde, dazu sagt Harner aus rechtlichen Gründen nichts. Die bekannten Mindestanforderungen jedenfalls sind: Für das Gebäude wird 1 Euro fällig; Grund und Boden sind in Erbbaupacht zu übernehmen; ein 25-Meter-Becken muss für Schul- und Vereinssport vorgehalten werden.

So sieht es derzeit im Innern des Tauris aus.
Rico Rossival

Harner weiß: „Wir stehen jetzt wieder am Anfang, bei Null. Aber man lernt aus jedem Verfahren.“ Er stellt klar: „So lange ich noch eine Flamme lodern sehe, gebe ich nicht auf.“ Das heißt vor allem: Ein Abriss ist bis dahin für ihn keine Option. Denn: „Ein Bad in dieser Substanz macht man nicht platt, nur um dann mit Beton ein neues 25-Meter-Becken zu bauen.“ Das verbiete sich aus Gründen der Energieeffizienz und des CO2-Ausstoßes.

Die nächsten Tage und Wochen will er nun nutzen, um zunächst intern in der Verwaltung einen neuen Weg zu beraten und dann mit den Ratsfraktionen zu sprechen, um ein mögliches Verfahren noch vor der Sommerpause zu beginnen: mit FWG (13 Sitze), CDU (10) und SPD (5). Besonders die CDU hatte sich in den vergangenen Jahren gegen eine kostenintensive Sanierung ausgesprochen. Nach derzeitigen Schätzungen soll diese bei weit mehr als 20 Millionen Euro liegen.

Das verwaiste Außengelände.
Rico Rossival

Vor allem die Technik ist veraltet. Die aktuelle Beschlussvorlage sieht zwar noch vor, dass die Stadt das Tauris saniert. Aber das ist schon länger kein Thema mehr. Die Sanierung von weit mehr als 20 Millionen Euro könnte die Stadt wohl kaum allein stemmen. Dazu kämen die Kosten des laufenden Betriebs. Ein solventer privater Investor, etwa eine Kette, könnte eine solche Last eher stemmen. Ein Verkauf samt möglichem Umbau des Bads ist aus Sicht der Stadt die bevorzugte Variante.

Beim Thema Sanierung fühlt sich Harner alleingelassen von Bund, Land und Kreis. Er sagt: „Die Kommunen sollen mit dafür sorgen, dass Kinder schwimmen lernen, dass ältere Menschen Gesundheitsvorsorge betreiben und dass Jugendliche in ein Bad gehen können, bevor sie in den Rhein oder in einen Baggersee springen.“

Die Stadt habe den Auftrag, den Leuten das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wenn das alles nicht möglich sei, werde es am Ende auch politisch schwierig, würden etwa Neid und Polarisierung zunehmen. Aber dann wiederum fehle es an finanzieller Unterstützung von Bund, Land und Kreis.

Harner ist sich sicher: „Das Tauris hat noch eine Daseinsberechtigung.“ Trotz der diversen Schwimmbäder und Saunalandschaften in Neuwied, Andernach, Koblenz und Bad Ems: „Schließlich wohnen im Kerngebiet des Neuwieder Beckens mehr als 300.000 Menschen.“ Dazu sei das Tauris ein Wirtschaftsfaktor für Unternehmen in der Stadt, um Fachkräfte mit attraktiven Freizeitmöglichkeiten für sich zu gewinnen.

Er sagt: „Es war auch in Hotels zu merken, dass Gäste extra wegen Wellness im Tauris gekommen sind.“ Oder dass Menschen aus dem Umland morgens im Gewerbepark eingekauft haben und danach ins Bad gegangen sind.

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