Als Mitte August 2020 die Feuerwehr Mendig zu einem brennenden Fahrrad gerufen wurde, glaubten manche der Aktiven zuerst an einen Scherz. Irrtum: Am Einsatzort in Obermendig hatte ein überhitzter Lithium-Ionen-Akku das Zweirad entzündet. Solche Akkus sind auch in Elektroautos verbaut. Wären sie im Brandfall dann so einfach zu löschen wie der eines E-Bikes?
Stefan Stein, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Mayen, erläutert: „Wir würden erst einmal ganz normal löschen. Was sonst?“ Dann würden die Einsatzkräfte vermutlich zusätzlich versuchen, den brennenden Wagen in eine mit Wasser gefüllte Mulde zu schieben, um den Akku dauerhaft abzukühlen. Und sie würden mit der Wärmebildkamera das Unfallfahrzeug beobachten; sofern es noch etwas zu beobachten gibt, denn das alles kostet Zeit. Eine andere Frage sei jedoch: Wohin mit dem bei einem Akkubrand kontaminierten Löschwasser?
Beim Laden von E-Bike-Akkus ist Vorsicht geboten
„Kühlen, kühlen, kühlen“, das ist auch für Jörg Hirschen, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Cochem, das Maß der Dinge. Den Brand eines E-Autos hatten auch die Aktiven an der Mosel bislang noch nicht zu löschen, aber: „Immer mehr Touristen fahren E-Bikes. Die nehmen die Akkus mit aufs Zimmer, um sie neu zu laden. Davon müsste man eigentlich abraten. Bei einem Akkubrand treten schnell gesundheitsschädliche Dämpfe und Gase aus.“
Was genau zu tun ist, lernen Einsatzkräfte zum Beispiel auf Seminaren des Landesfeuerwehrverbandes. So am 14. Oktober, wo die „in den vergangenen Jahren vermehrt auftretenden Brände von Lithium-Ionen-Batterien an Fahrzeugen“ das Thema sein werden: Was ist zu tun? Welche Risiken bestehen beim Einsatz?
Auch die Aktiven der Berufsfeuerwehr Koblenz dürfte das Lehrangebot interessieren. In Koblenz hat man zudem ein Hilfsmittel für den Einsatz beim Akkubrand eines Autos, das allerdings im wahrsten Sinne des Wortes gewichtige Nachteile mit sich bringt: Ein Container, der bei der Berufsfeuerwehr als Abfallcontainer dient, würde – wenn er mit Wasser gefüllt wird – den Platz bieten, um an der Einsatzstelle ein brennendes Elektroauto dauerhaft abzukühlen. Einfach das Auto hineinschieben.
Doch wie käme der Container schnell genug zum Einsatzort? Und wie lange würde es dauern, bis aus einem Hydranten oder einem Tanklöschfahrzeug genug Wasser eingelassen ist? Praktikabler wäre da vielleicht eine Neuentwicklung aus den Niederlanden: Mit einer Art Löschdecke wird das Fahrzeug umhüllt und das Feuer oder der Schwelband des Akkus erstickt.
Dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema immer wichtiger wird, zeigen die Zulassungszahlen von Elektroautos in Deutschland. Von Januar bis April dieses Jahres waren es 124.500, im Rekordjahr 2022 470.559, so das Statistikportal www.statista.com. Ein Thema also auch für den TÜV? „Natürlich sind das spektakuläre Bilder, wenn ein E-Auto brennt, aber die Statistik gibt eine Zunahme solcher Fälle gegenüber denen von Nicht-E-Autos nicht her“, sagt Wolfram Stahl, Pressesprecher des TÜV Rheinland. Offenbar seien in E-Autos die Akkus sicher genug verbaut, darauf habe schon das Kraftfahrtbundesamt ein Auge.
Dennoch: Gibt es mehr E-Autos, wächst die Fehlerwahrscheinlichkeit. So hat der „TÜV Report 2023“ erstmals ausreichende Stückzahlen aus den Hauptuntersuchungen von Elektroautos einer bestimmten Marke gesammelt und in seinem aktuellen Mängelbericht veröffentlicht. Die Werte für das untersuchte Modell lagen bei den zwei bis drei Jahre und den fünf bis sechs Jahre alten Modellen im Mittelfeld.
TÜV-Prüfer melden Nachbesserungsbedarf an
Bei den Kontrollen der Akkubatterien melden die TÜV-Prüfer Nachbesserungsbedarf an. Derzeit ist nur eine Sichtprüfung vorgesehen. „Die Prüforganisationen brauchen aber einen Zugang zu den Fahrzeugdaten, um den Zustand der Batterie bewerten zu können“, sagt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbandes. Darüber hinaus sollten die Sachverständigen das „gesamte Hochvolt-System der E-Autos“ genauer unter die Lupen nehmen können, um den Schutz vor elektrischen Schlägen und Überspannungen zu überprüfen.
Bei dem im „TÜV Report 2023“ untersuchten Automodell waren, nebenbei bemerkt, nicht die Akkus das Hauptproblem, sondern die Bremsen. Die verschleißen bei einem Elektroauto grundsätzlich langsamer, was zu Korrosionen – also Rost – führen kann.