Der Tourismus in Koblenz boomt: Seit der Buga 2011 steigen Jahr für Jahr die Gäste- und Übernachtungszahlen, wie vor Kurzem wieder im Jahresbericht 2015 der Stadt zu lesen war. Auch die gesamte Tourismusregion Rheintal konnte ein Besucherplus verbuchen. Doch wer sind diese Urlauber? Eine Studie der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT), die jetzt in Koblenz vorgestellt wurde, soll Antworten geben.
Auf der Basis von Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung und des Instituts für Management und Tourismus hat die RPT die Zielgruppen definiert, die in den zehn Regionen im Land besonders wichtig sind. „Wir wollen wissen, was der Kunde will“, erklärt Anja Wendling, stellvertretende Geschäftsführerin der RPT, das Ziel der Studie.
Die Touristiker sind zu dem Schluss gekommen, dass vor allem fünf Urlauber-Typen in Rheinland-Pfalz besonders wichtig sind. Zusammen machen diese 46 Prozent der Übernachtungsgäste im Land aus. Und auf diese will man sich in Rheinland-Pfalz nun konzentrieren, da man sich bei ihnen das größte Potenzial verspricht – auch mit Blick darauf, wie viel Geld ein Reisender in der Region lässt.
Die fünf Zielgruppen: die aktiven Naturgenießer, die gern wandern und Ausflüge machen, die Wanderer, die vor allem auf Fernwanderwegen unterwegs sind, die vielseitig Aktiven, die Spaß und Action suchen, die reiferen Natur- und Kulturliebhaber, die gern auch in Städte reisen, und die Kleinstadt-Genießer, die Wert auf Lifestyle und Trends legen und dafür nicht wenig Geld ausgeben.
Diese fünf Gruppen haben gar nicht mal unbedingt andere Interessen, die Schwerpunktthemen des Tourismus im Land – Radfahren, Wandern, Wein und Gesundheit – sehen die Experten bei ihnen bestätigt. Durchaus aber unterscheiden sich die Typen in ihrer Art und ihren Ansprüchen.
Während die einen den Wanderweg genau ausgeschildert haben möchten, sind die anderen abenteuerlicher, sagt Anja Wendling. Und während die einen Ruhe suchen, schätzen die anderen den Austausch mit der Bevölkerung. Auch bei der Information über ein Reiseziel und der Buchung unterscheiden sie sich klar: Während die einen Flyer einsammeln, informieren sich die anderen über eine App. Diese Eigenheiten sollen die Touristiker und Gastgeber im Blick haben und entsprechende Angebote entwickeln, erhofft sich die GmbH einen Effekt aus der Studie.
Dass darüber hinaus auch andere Zielgruppen gerade in die Stadt Koblenz kommen, darf man dabei nicht aus dem Blick verlieren. „Hier gibt es noch andere Schwerpunkte: Kongresse, Veranstaltungen und so weiter“, sagt Jeanette Dornbusch, Geschäftsführerin der Romantischer Rhein Tourismus GmbH. Tagungsteilnehmer, ausländische Gäste oder Tagesbesucher hätten wieder andere Interessen als die in der Studie definierten Zielgruppen.
Joachim Mehlhorn, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Koblenz, ist davon überzeugt, dass die Touristiker grundsätzlich nicht zwischen Stadt und Region unterscheiden sollten: „Nach Koblenz kommen vor allem stadtinteressierte Naturliebhaber“ – die Reisenden nutzen also sowohl das Angebot der Stadt als auch die nahe Natur des Umlands. „Die Region ist nicht zu trennen von der Stadt.“
Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann