Bekenntnis gegen rechts
Stolzenfels setzt Zeichen für Begegnung und Toleranz
Gemeinsam für ein friedliches und tolerantes Miteinander: In Stolzenfels geht es am Wochenende fröhlich und bunt zu.
Wolfgang Lucke

Dass sie ihren Ortsnamen nicht klaglos von der politischen Rechten missbrauchen lassen, haben am Wochenende Hunderte Menschen in Stolzenfels eindrucksvoll klargemacht. So lief die fröhlich-bunte Feier für Toleranz und ein gutes Miteinander. 

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Eindeutige Mehrheitsverhältnisse in Stolzenfels: Während bei der AfD-Party am Kapellener Platz der Auftakt des sogenannten Stolzmonats mit rund 50 Interessierten gefeiert wird, bringt die Gegenveranstaltung vom Aktionsbündnis Stolzenfels am Samstag mehr als 300 Menschen auf die Beine.

„Wenn es schon mal um den Begriff ,Stolz’ geht, dann verstehe ich ihn in dem Zusammenhang, stolz zu sein auf die Demokratie, auf unseren Rechtsstaat, stolz auf ein gutes Miteinander”, brachte David Langner, Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, bei seinem Eintreffen auf der Regenbogenparty seine Überzeugung auf den Punkt.

„Wir fühlten unseren Ortsnamen für eine Veranstaltung missbraucht, die überhaupt nichts mit Stolzenfels zu tun hat.“
Gregor von der Heyden, Ortsvorsteher von Stolzenfels 
Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher feiern bei der Regenbogenparty in Stolzenfels.
Wolfgang Lucke

Gegen die Auftaktveranstaltung der AfD organisierten Stolzenfelser innerhalb von Tagen eine Gegenbewegung inklusive einer bunten Regenbogenparty unter dem Motto „Stolzenfels - Ort der Begegnung und der Toleranz”. „Wir fühlten unseren Ortsnamen für eine Veranstaltung missbraucht, die überhaupt nichts mit Stolzenfels zu tun hat”, erklärte Ortsvorsteher Gregor von der Heyden die breite und spontane Unterstützung der Bevölkerung. „Nicht zuletzt vor dem geschichtlichen Hintergrund, dass im Jahre 1948 hier mit der Rittersturzkonferenz die Grundlage für unser Grundgesetz geschaffen wurde.“

„Omas gegen rechts“ beteiligen sich an der Aktion

Viele Initiativen, Parteien und Musikgruppen hatten sich dem Stolzenfelser Aktionsbündnis angeschlossen, zum Beispiel auch die „Omas gegen rechts”. „Man sollte doch nie vergessen, dass wir alle von einer vielfältigen Gesellschaft profitieren”, so eine der aktiven Seniorinnen.

„Alle Menschen haben die gleichen Rechte”, bestätigte Lucca Gleßner am Stand der Partei Die Linke. Lothar Propson und Katja Bühring vom City Lead Koblenz der Partei Volt waren sich einig: „Koblenz war bunt und ist bunt und muss auch bunt bleiben. Wenn eine Stadt international ist, dann wohl Koblenz.”

„Wer möchte denn in einem Land leben, in dem Menschen wegen ihrer sexuellen Ausrichtung ausgegrenzt werden?“
Carl-Bernhard von Heusinger, Landtagsabgeordneter der Grünen 

„Flagge zeigen ist okay, aber es sollte die Regenbogenfahne sein”, meinte Grünen-Politiker Carl-Bernhard von Heusinger, MdL. „Wer möchte denn in einem Land leben, in dem Menschen wegen ihrer sexuellen Ausrichtung ausgegrenzt werden?”

Der Stolzmonat wurde in der rechten Szene als sogenannte patriotische Gegenbewegung zum jeweils im Juni stattfindenden „Pride Month” der queeren Community ins Leben gerufen.

Rund 50 Menschen zog es zum Auftakt des "Stolzmonats" der AfD.
Wolfgang Lucke
Passendes Outfit zur Regenborgenparty FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Anna Köbberling
Wolfgang Lucke
Auch Künstler beziehen Stellung gegen rechts bei der Regenbogenparty in Stolzenfels.
Wolfgang Lucke
Auch Parteien waren mit von der Partie in Stolzenfels.
Wolfgang Lucke
Die "Omas gegen Rechts" waren eine der zahlreichen Initiativen beim Fest des Aktionsbündnisses.
Wolfgang Lucke
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Polizei setzt auf starke Präsenz

Die Polizei setzte bei beiden Veranstaltungen auf die Wirkung ihrer soliden Präsenz. Einsatzleiter Dirk Dickopf: „Wir erwarten auf beiden Seiten einen friedlichen Verlauf. Sie sind als stationäre Veranstaltungen angemeldet, es gibt keinen Demonstrationszug, alles ist rechtens.” Die Polizei konzentrierte sich in der Anlaufphase der beiden Veranstaltungen vor allem auf die Sicherheit der ankommenden Besucher und die Entschleunigung des doch recht kräftigen Verkehrsaufkommens an dem Samstagmorgen.

Auch Markus Schmitt, stellvertretender Amtsleiter im Ordnungsamt Koblenz, machte einen entspannten Eindruck. „Bei beiden Veranstaltungen bestand lediglich eine Anmeldepflicht. Wir haben dann vor allem die Aufgabe, die Veranstaltungsflächen freizuhalten.”

„Wir wollen Vielfalt, denn Vielfalt ist Lebensqualität.“
David Langner, Oberbürgermeister der Stadt Koblenz 

„Wir wollen Vielfalt, denn Vielfalt ist Lebensqualität”, rief David Langner in seiner offiziellen Begrüßung. Es gelte jeden Tag aufs Neue, die freie Gesellschaft zu verteidigen. Langner erinnerte an das Koblenzer Ritual, zum CSD-Tag die Regenbogenflagge am Rathaus zu hissen. „Die Freiheit der sexuellen Orientierung gehört definitiv zu einer freiheitlichen Gesellschaft.”

Freudig begrüßt – nicht zuletzt wegen ihres wirklich bunten Outfits – erinnerte die SPD-Landtagsabgeordnete Anna Köbberling daran, dass selbstverständlich jeder Mensch, der selbstbewusst sein Leben gemäß seiner Vorlieben gestalte, das Recht habe, stolz zu sein. Es gehe nicht darum, auf das möglichst normative Verhalten stolz zu sein, wo die Wertigkeit eines Menschen nach dessen Anpassungslevel eingeordnet werde.

Ortsvorsteher und Polizei ziehen positives Resümee

Ortsvorsteher und Polizei konnten ein positives Resümee ziehen. Gregor von der Heyden freute sich über den enormen Zuspruch, die Polizei bestätigte einen friedlichen Ablauf beider Veranstaltungen.

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