Kreis MYK
Stimmen aus dem Kreis MYK: Glücksgefühle bei der SPD – und die Verlierer reagieren fair und sehr gefasst
Das gute Ergebnis der SPD wurde im Wahlkreisbüro des scheidenden Landtagsabgeordneten Dieter Klöckner in Vallendar gefeiert. Ob Karin Küsel-Ferber (mit Blumenstrauß) an seiner Stelle in den Landtag einziehen wird, steht noch nicht fest.
Winfried Scholz

Kreis MYK. Wie deuten Vertreter der Parteien im Kreis Mayen-Koblenz die Ergebnisse des Wahlabends? Wir haben sie gefragt.

Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach

Mit diesem Ergebnis hatten die Demoskopen nicht gerechnet. Und auch die Politiker im Landkreis sind überrascht. „So ist die Demokratie. Der Wähler hat gesprochen.“ Landrat Alexander Saftig räumt ein, dass er ein besseres Abschneiden der CDU erwartet hat und verweist auf Gespräche mit Bürgern im Vorfeld des Landtagswahlkampfes. „Ich bin gespannt, welche Koalition jetzt kommen wird“, so der Landrat.

„Vor vier Wochen hätte noch niemand mit diesem Ergebnis gerechnet“, erklärt Marc Ruland, der sich über den Ausgang des Wahlabends sehr freut. Auch der SPD-Kreisvorsitzende war ursprünglich davon ausgegangen, dass das Ergebnis sehr knapp ausfallen würde. Bis zuletzt hatte er damit gerechnet, dass die Prognosen der Wahlforscher sich in etwa erfüllen würden. Marc Ruland dankte allen Wegbegleitern, die so erfolgreich Wahlkampf für Malu Dreyer gemacht haben.

„Ich bin glücklich und zufrieden“, freut sich Silke Wiß-Kotzan. Denn die Liberalen werden nach fünfjähriger Pause wieder in den Landtag einziehen wird. Auch die stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende ist überrascht, dass die CDU deutlich schlechter abgeschnitten hat, als vorhergesagt. Damit ist auch eine mögliche schwarz-gelbe Koalition vom Tisch. Skeptisch bewertet Silke Wiß-Kotzan die Aussage von Wahlsiegerin Malu Dreyer, die an eine „gute Tradition“ einer engen Zusammenarbeit von SPD und FDP erinnerte. „Frau Dreyer hat offenbar die Liberalen wiederentdeckt“, so die stellvertretende Vorsitzende, die von diesem Vorstoß „negativ überrascht“ ist. Sie selbst sieht die Rolle der FDP eher in einer starken Opposition. „Aber das ist meine persönliche Meinung“, schränkt sie ein.

„Ich bin enttäuscht“, sagt Georg Moesta. Der CDU-Fraktionschef im Kreistag Mayen-Koblenz betont, dass das Ergebnis nicht an Julia Klöckner festzumachen sei, die einen engagierten Wahlkampf geführt habe und überall präsent gewesen sei. Dass die Union am Ende schlechter abgeschnitten hat als die SPD, liegt für Moesta vor allem an der Flüchtlingsfrage. Die Leistungen der rot-grünen Landesregierung, die aus seiner Sicht die bislang schlechteste war, ist in diesem Ergebnis nicht „eingepreist“. „Ich will aber keine Wählerschelte betreiben“, so der Politiker, der aber auch hervorhebt, dass die Stimmen für die AfD verlorene Stimmen seien. Mit den Ergebnissen der CDU im Landkreis ist GeMoesta zufrieden, auch wenn der Wahlkreis Andernach an die SPD ging. Wichtiger ist, dass drei Mitglieder der CDU-Landtagsfraktion aus dem Kreisgebiet kommen werden.

„Wir werden am kommenden Samstag beim kleinen Parteitag in Kaiserslautern sehen, wie es weiter geht“, erklärt Birgit Meyreis. Ein schwacher Trost für die Sprecherin der Grünen im Kreis Mayen-Koblenz ist, dass das Ergebnis ihrer Partei im Landkreis besser ist als im Landesdurchschnitt. „Wir haben einen guten Wahlkampf mit vielen Aktionen und Gesprächen gemacht“, bilanziert die Politikerin, die für das schlechte Abschneiden der Grünen ebenfalls einen bundespolitischen Hintergrund sieht.

„Ich habe nichts anderes erwartet“, so die überraschende Aussage von Aziz Aldemir über das schlechte Abschneiden seiner Partei. Auch der Vertreter der Linken im Mayen-Koblenzer Kreistag geht davon aus, dass das Flüchtlingsproblem alle anderen Themen überlagert hat. Selbstkritisch sagt er aber auch, dass es seiner Partei nicht gelungen sei, die Wähler vom Engagement der Partei für alle sozial Schwachen zu überzeugen. Die Linke sieht er auch als Opfer der Zerstrittenheit von SPD und CDU, die in der Flüchtlingsfrage nicht geschlossen auftrat. „Das hat Ängste geweckt“, betont Aziz Aldemir, der diese Ängste auch als Grund für das gute Ergebnis der AfD sieht. Deren Kreisvorsitzender Horst Knopp war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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