Die Plätze in der Stadt sind schon ab 20 Uhr zu meiden: Zwei Stunden vor der Ausgangssperre ist das Verweilen auf den großen Plätzen in der Altstadt bereits verboten. Und auch am Deutschen Eck, an den Rheintreppen sowie dem Bahnhofsvorplatz darf man ab 20 Uhr nicht mehr verweilen. Auch hier halten sich die Koblenzer an die Vorgaben. Wer am Gründonnerstag gegen 21 Uhr durch die Altstadt schlendert, der läuft über einen verwaisten Münzplatz, Plan oder Jesuitenplatz – ein krasser Gegensatz zum Mittwochabend, wo die (wenige) Außengastronomie bei sommerlichem Wetter gut gefüllt war. Auf dem Görresplatz sitzt ein Pärchen auf einer Bank und isst eine mitgebrachte Pizza. Um diese Abendstunde ist das Sitzen auf der Bank an der Historiensäule jedoch verboten. Ein bewusster Affront gegen die Corona-Beschlüsse der Stadt? Nein, nein, versichern die beiden, bloß Unwissenheit. „Davon hatten wir keine Ahnung“, antwortet die junge Frau auf Nachfrage. Verwaist sind allerdings nicht nur die Plätze der Stadt, auch auf den Straßen ist es ungewöhnlich ruhig. So fahren nur wenige Autos am Peter-Altmeier-Ufer oder „Auf der Danne“. Oftmals sind sie ganz gut motorisiert, sportlich im Design und gelenkt von eher jüngeren Autofahrern. Je mehr der Zeiger auf 22 Uhr vorrückt, umso seltener sieht man sie jedoch kreisen.
Ab 22 Uhr herrscht Ausgangssperre: In der Altstadt kann niemand sagen, er wisse nicht, dass schon 22 Uhr sei: Die Glocken der Liebfrauenkirche verkünden es lautstark. Einstmals wurden nach ihrem Klang die Stadttore geschlossen, die Nachtwächter streiften dann durch die ruhigen, dunklen Straßen und Gassen. Die Altstadt ist zwar heutzutage nicht dunkel, aber auch jetzt ergreift – kaum ist der letzte Glockenschlag verklungen – die Stille Besitz von ihr. Am Görresplatz hört man nur noch den Brunnen an der Historiensäule plätschern. Wenn man die Augen schließt, könnte man glauben, man sei in den Alpen, und ein Bach rausche vorbei. Wenn man überhaupt noch Menschen begegnet, dann sind meist es Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeinern Gassi gehen, oder die flinken Radfahrer der Lieferdienste, die dem Feierabend entgegenstreben. Auf den Hauptstraßen der Altstadt ist es noch etwas belebter, aber dennoch wirkt Koblenz ruhig wie ein Dorf. So passieren innerhalb von zehn Minuten gerade mal zehn Autos die Balduinbrücke. Da fast absolute Stille herrscht, hört man ihr Kommen bereits von der Lützeler Seite, bevor man überhaupt den Scheinwerfer sieht. Ähnlich wie in Dörfern, wenn von Ferne ein Auto die Landstraße herankommt.
Am Friedrich-Ebert-Ring ist die Frequenz zwar doppelt so stark, aber für die ansonsten stark befahrene Bundesstraße sind zehn Fahrzeuge in fünf Minuten dennoch so gut wie nichts. In den Intervallen der Fahrzeuge erklingt vereinzeltes Vogelgezwitscher von den Bäumen auf dem Mittelstreifen. Stille Nacht. Und das an Ostern.