VG Rhein-Mosel
Stichwahl am 3. April: Keine klare Mehrheit in der VG Rhein-Mosel

Die Bürger der 22 Gemeinden der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel haben gewählt: Fünf Kandidaten wollten gerne der neue Bürgemeister oder Bürgermeisterin der  jungen VG werden. Nach Auszählung der Stimmen steht fest: Es wird eine Stichwahl zwischen Jens Firmenich und Katrin Laymann geben. Seit ihrer Gründung, als Zusammenschluss der ehemaligen VGs Rhens und Untermosel, ist Bruno Seibeld Bürgermeister. Er kann  altersbedingt nicht mehr zur Wahl antreten.

Bruno Seibeld, noch Bürgermeister der VG Rhein-Mosel, kommt zu einem kurzen, morgendlichen Besuch ins Wahllokal Macken.
Stefanie Braun

Katrin Laymann (FWG), Jens Firmenich (CDU), Norman Schneider (SPD), Martin Ibald (Grüne) und Arnold Waschgler (parteilos) stellen sich dem Wählervotum. Jeder von ihnen möchte der nächste Verbandsgemeindebürgermeister in Rhein-Mosel werden. Wir haben uns angeschaut, wie die Wahl in der kleinsten und größten Gemeinde der VG vonstatten geht:

10 Uhr: Bereits seit kurz vor acht Uhr ist die erste Schicht der Wahlhelfer Mackens bereit. Aufgebaut hatten sie das einzige Wahllokal der kleinsten Gemeinde der VG Rhein-Mosel – etwa 370 Einwohner – bereits am Vortag. Sonst hätten sie noch früher am Sonntagmorgen anfangen müssen, sagt Gemeinderatsmitglied, Karin Krautkrämer-Hennig. Vier Ratsmitglieder betreuen die Wahl an diesem Morgen, zur zweiten Schicht kommen drei weitere Ratsmitglieder plus Bürgermeister Marco Kneip.

Etwa 15 Wähler haben sie bis 10 Uhr empfangen, zeitgleich laufe die Messe. Und erwartungsgemäß kämen die meisten erst zwischen 14 und 16 Uhr – Mittagsspaziergangszeit. Und das noch Wähler kommen, davon sind die Ratsmitglieder, die teils seit Jahrzehnten immer wieder helfen, überzeugt. Das liege am „charmanten Wahlvorstand“ heißt es, aber auch daran, dass viele zu einem Plausch kommen, wählen und gleichzeitig zwei, drei Sätze austauschen. Sonst gäbe es ja gerade nicht viele Möglichkeiten sich zu treffen, sagt Krautkrämer-Hennig.

Marco Kneip (linkes Bild, ganz links) mit Mitgliedern seines Gemeinderates, Peter Scheidweiler, Ariane Nikolai und Karin Krautkrämer-Hennig, die bei der Wahl helfen.
Stefanie Braun

Corona sei immer noch ein großes Thema, auf das im Ort sehr geachtet werde, sagt auch Bürgermeister Kneip. Auch er ist davon überzeugt, dass noch einige, der 288 wahlberechtigten Mackener vorbeikommen werden – rund 25 Prozent wollen ihre Stimme per Briefwahl abgeben. Zum einen, weil sie wissen, dass man sich im Saal des Gemeindehauses „gut verlaufen“, also Abstand halten könne. Zum anderen, weil die Mackener interessiert seien an der Wahl des VG-Bürgermeisters. Auf der kommunalen Ebene sind die Entscheidungen, die die Verwaltung trifft, wichtig für den Ort.

„Ich wünsche mit, dass sich die VG als 'Dienstleister' gegenüber ihren Gemeinden sieht, nicht nur als Schreibstube.“

Marco Kneip, Bürgermeister Mackens

Einzig zu einer Tendenz, einer Stimmung könne er bei dieser Wahl nicht viel sagen. Generell sei Macken „CDU-Land“, aber mehr könne er nicht abschätzen, meint Kneip. Eine Stichwahl zwischen Jens Firmenich (CDU) und Katrin Laymann (FWG) werde allerdings vermutet. Seine persönliche Präferenz gehe hin zum ebenfalls CDU-Mann Jens Firmenich, sagt Kneip. Aus mehreren Gründen – neben derselben Parteizugehörigkeit: „Er kommt aus der Region, kennt die Begebenheiten, war Bürgermeister in Brodenbach, kennt sich mit Verwaltungsangelegenheiten aus, ist im VG-Rat, Kreistag und Fraktionsvorsitzender.“

Manches davon decke sich mit den Wünschen, die Kneip bezüglich eines neuen Bürgermeisters habe. „Ich wünsche mir, dass sich die VG noch mehr als Dienstleister gegenüber ihren Gemeinden sieht, nicht nur als Schreibstube.“ Für die ehrenamtlichen Bürgermeister sei es oft – neben Vollzeitjobs – herausfordernd, sich in die komplexen Verwaltungsvorgänge einzuarbeiten. Hier wünsche er sich intensivere Zusammenarbeit und schnellere Unterstützung. Ein weiteres Zusammenwachsen der VG-Teile wäre ebenfalls wünschenswert.

15.30 Uhr: Etwas anders sieht es in Kobern-Gondorf aus, die Gemeinde ist mit genau 3131 (aktuelle Zahlen stammen von der Verwaltung von Anfang März) Einwohnern die größte Gemeinde der VG. In drei Wahllokalen können am Sonntag Stimmen abgegeben werden – in Gondorf, Dreckenach und Kobern. Hier warten Bürgermeister Michael Dötsch zusammen mit drei Wahlhelfern in der Schlossberghalle auf Menschen, die den Gang an die Urne bevorzugen: „Ein Briefkasten ist eben keine Wahlurne“, erklärt Dötsch. 1600 potenzielle Wähler gibt es, mehr als 600 von diesen, also knapp 40 Prozent, haben sich allerdings für eine Briefwahl entschieden, sagt Dötsch. Gegen Nachmittag kann der Bürgermeister abschätzen, dass sie mit den Direktwählern wohl über die 50 Prozentmarke kommen werden.

In Kobern betreuen Gemeinderatsmitglied Matthias Reif, Bürgermeister Michael Dötsch, 2. Beigeordneter Hartmund Hofer und Carsten Dötsch wahlfreudige Bürger (rechtes Bild von rechts).
Stefanie Braun

Tendenziell sei die Wahlbeteiligung mit 70 bis 75 Prozent im Ort sehr hoch, weiß Dötsch. Nun gebe es fünf Kandidaten, bei denen es wohl auf die Wahrnehmung jedes einzelnen Wählers ankomme, bedingt auch durch die Coronasituation. Eine gewohnte Kommunikation während des Wahlkampfs konnte nicht stattfinden, dafür konnten sich Wähler online, auf Plakaten und Flyern ein Bild machen. Eine Stimmung innerhalb des Ortes könne er nicht benennen, auch deswegen, weil direkte Gespräche darüber nicht stattgefunden haben, das könne beeinflussend sein. Eine Stichwahl sei bei fünf Kandidaten allerdings wahrscheinlich.

„Je besser die Gemeinden aufgestellt sind, umso besser steht die VG da.“

Michael Dötsch, Bürgermeister Kobern-Gondorfs

Auch Dötsch wünscht sich, dass die VG in Zusammenarbeit mit ihren Gemeinden mehr in einen Dienstleistungsgedanken findet: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden immer komplexer, umfangreicher und aufwendiger für Ehrenamtler.“ Da brauche es eine schlagfertige Verwaltung. Denn: „Je besser die Gemeinden aufgestellt sind, umso besser steht die VG da.“ Als größte Gemeinde der VG müsse man gewisse Aufgaben der Grundversorgung wahrnehmen und auch Verantwortung tragen, darunter Schulen, Kitas, Straßenbau, Bebauungsverfahren, hier nehme man die VG in hoher Frequenz in Anspruch. Auch die digitale Verwaltungsarbeit müsse vorangetrieben werden, da sei man in Deutschland generell „mega schlecht“ aufgestellt. Die Folge sei Aufwendigkeit und wenig Bürgerfreundlichkeit.

Bruno Seibeld ist seit 2014 Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Rhein-Mosel. Am Sonntag wurde nun sein Nachfolger oder Nachfolgerin gewählt. Gegen 18 Uhr wartet er im Sitzungssaal der Verwaltung in Kobern-Gondorf auf erste Ergebnisse.
Stefanie Braun

18 Uhr: Für Noch-Bürgermeister Bruno Seibeld fühlt sich der Wahlabend gut an. Gut, dass eine demokratische Entscheidung getroffen wird. Zufrieden ist er über die fünf Bewerber, zwischen denen die Menschen an Rhein und Mosel ihre Wahl treffen können. Seine Hoffnung auf eine Wahlbeteiligung von mindestens 50 Prozent wird allerdings nicht erfüllt, am Ende sind es 47,8 Prozent, die ihre Stimme abgeben.

Herauskommen bei dieser Wahl sollte jemand, der sich selbst als Dienstleister der Menschen an Rhein und Mosel sieht, findet Seibeld. Jemand, der „in der Lage sein sollte, den Verwaltungsapparat zu leiten, eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden zu pflegen, aber auch für den einzelnen Bürger da zu sein“, fasst er es zusammen. Natürlich könne man nicht alle glücklich machen, aber der oder diejenige „sollte die Dinge ernst nehmen, aufnehmen, auch prüfen und dann sehen, wie es im allgemeinen öffentlichen Interesse auf einen guten Weg gebracht werden kann“.

2014 stand er selbst zur Wahl, ob er damals aufgeregt war, könne er heute nicht mehr sagen, als er abends gegen 18.30 Uhr ins Wahllokal kam, hatte sich das Ergebnis bereits abgezeichnet. Damals war es eindeutig, heute rechnet auch er mit einer Stichwahl.

„Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, da muss man demjenigen zugestehen, seinen Weg anzugehen, wie er sich das vorgenommen hat.“

Bruno Seibeld, Bürgermeister der VG Rhein-Mosel

Aus seinen Jahren sowohl als Bürgermeister der neuen VG Rhein-Mosel als auch der damaligen VG Untermosel weiß er, dass es in den ersten zwei Jahren wichtig war, die beiden Kulturen der Verwaltung zusammenzuführen. Zumindest am Rhein habe es Vorbehalte gegeben, dass man als kleinere VG vergessen werde. Man habe einen guten Weg gemacht und befinde sich weiter auf diesem: „Der Weg geht immer weiter, er ist nie zu Ende und es wird immer etwas zu tun geben.“ Zudem werde es immer Punkte geben, in denen die einzelnen Regionen besondere Aufmerksamkeit bedürfen. Etwa zur Buga 2029 am Rhein, wo die VG tatkräftig unterstützen werde, gemeinsam mit dem Kreis. Bereits die Buga in Koblenz habe gezeigt, dass auch das Umland profitiere, so werde es wohl auch 2029 sein. Dann könne auch die Mosel mit der Unterbringung der Gäste dienlich sein.

Ungefragte Tipps an seinen Nachfolger möchte er aber nicht geben: „Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, da muss man demjenigen zugestehen, seinen Weg anzugehen, wie er sich das vorgenommen hat.“ Für die VG wünscht er sich, dass es so positiv weiterläuft, wie in den vergangenen Jahren.

19.30 Uhr: Die Bürger der Verbandsgemeinde (VG) Rhein-Mosel haben gewählt. Die Stimmen verteilen sich wie folgt auf die Kandidaten: Jens Firmenich (CDU) bekommt 37,4 Prozent, Katrin Laymann (FWG) erhält 33,9 Prozent, Martin Ibald (Grüne) 10,6 Prozent, Norman Schneider (SPD) 12,0 Prozent und Arnold Waschgler (parteilos) bekommt 6,1 Prozent der Stimmen. Die Auszählung war gegen 19.30 Uhr beendet, nach dem Ergebnis kommt es damit zu einer Stichwahl zwischen Jens Firmenich und Katrin Laymann. Die Stichwahl ist angesetzt für den 3. April.

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