Zuerst hieß es, jeder möge sich die Corona-App herunterladen, jetzt soll jeder die Luca-App nutzen – was denn nun?
Beide Anwendungen funktionieren separat voneinander und verfolgen unterschiedliche Ziele. Die Corona-Warn-App warnt Nutzer in erster Linie vor möglichen Infektionsrisiken, indem sie anzeigt, dass es möglicherweise einen Kontakt mit einer infizierten Person gegeben hat. Die Kontakte werden per Bluetooth ermittelt, heißt vereinfacht: Gab es ein Treffen mit einer registriert infizierten Person, warnt die App den Nutzer, vorausgesetzt, beide Personen haben die Corona-App auf ihren Telefonen installiert.
Die Luca-App hat das Hauptziel, einen Betrieb von Gewerben möglich zu machen, vor allem im Bereich Handel und Gastronomie. Per Check-in, meist am Eingang eines Geschäfts oder Restaurants, werden Luca-App-Nutzer registriert. Das funktioniert mit einen QR-Code. Damit ist es möglich, Aufenthaltsorte und Kontaktpersonen schneller zu ermitteln, weil die entsprechenden Daten gespeichert sind. Die Betreiber der Luca-App betonen, dass die Daten sicher sind und dass auch Betreiber von Läden oder Gastronomie keinen Zugriff auf die Daten hätten.
Ist die Luca-App – wie die Corona-Warn-App – nur gedacht für Menschen, die auch ein Smartphone haben?
Nein – zumindest kurzfristig soll es die Möglichkeit geben, auch ganz analog am Luca-System teilzunehmen. Das kündigt der Betreiber an. Wer kein Smartphone hat, kann sich einen Schlüsselanhänger besorgen. Aktuell ist es bereits möglich, Großlieferungen zu bestellen. Das tun vor allem Verwaltungen, auch der Kreis Mayen-Koblenz hat angekündigt, eine beträchtliche Menge an Schlüsselanhängern für die Bürger im Kreisgebiet zu besorgen. Einzelpersonen sollen sich gegen Ende des Monats April eigenständig einen Schlüsselanhänger bestellen können. Dafür allerdings ist das Internet zunächst notwendig, denn die Bestellung erfolgt über den Luca-Webstore. Wie teuer der Schlüsselanhänger für Privatpersonen wird, ist noch nicht klar. Verwaltungen, die die Anhänger im Paket bestellen, zahlen 25 Cent pro Stück, dazu kommen Mehrwertsteuer und Porto. Aktuell werden die Schlüsselanhänger in Paketen zu 1500, 3000 und 4500 Stück verkauft.
Was bringt die Luca-App, wenn ohnehin nichts aufhat?
Nicht viel – die App zielt vor allem darauf ab, ein möglichst normales Leben zu ermöglichen und trotzdem schnell reagieren zu können, wenn es zu einem Infektionsgeschehen kommt. Mit Blick auf die aktuellen Inzidenzen in Koblenz und im Kreis Mayen-Koblenz ist eine Öffnung von Gastronomie und Geschäften noch weit entfernt. Das gibt auch Landrat Alexander Saftig zu bedenken. Erst wenn die Inzidenzen wieder zulassen, dass jetzt geschlossene Einrichtungen Kunden und Gäste empfangen, könne die Luca-App ihren Sinn und Zweck erfüllen.
Wer steckt hinter der App?
Eine GmbH namens „neXenio“ – die wiederum ist eine Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts, eines universitären Exzellenz-Zentrums für sogenanntes IT-Systems-Engineering, zu Deutsch: Systemingenieurwesen im Computerbereich. Außerdem sind eine Reihe von Kulturschaffenden an dem Betrieb der Luca-App beteiligt, darunter die deutsche Hip-Hop-Band „Die Fantastischen Vier“. Vor allem deren Mitglied Smudo hat sich in den vergangenen Wochen des Öfteren öffentlich zur App geäußert, an der der Musiker finanziell beteiligt ist.
Apropos Finanzen: Was kostet das Ganze für den Nutzer?
Nichts – sofern er die App nutzt. Geld wird nur für den Schlüsselanhänger fällig. Ansonsten ist die App sowohl für die Nutzer als auch für Betreiber von Restaurants, Läden, Kulturstätten kostenfrei. Die App kann übrigens auch im Privatbereich verwendet werden, dann zum Beispiel, wenn Feiern wieder möglich sind oder private Veranstaltungen organisiert werden.
Warum ist es wichtig, dass das Gesundheitsamt Mayen-Koblenz ankündigt, dass die Luca-App jetzt im Zuständigkeitsbereich funktioniert? Wofür braucht es denn das Amt?
Wichtig ist, dass das zuständige Gesundheitsamt die nötige Software hat und an das Luca-System angeschlossen ist. Dann nämlich können Nutzer ihre sogenannte Historie mit dem Amt teilen, heißt: Aufenthaltsorte und Kontaktpersonen sind schnell ermittelt. Grundsätzlich ist es laut Betreiber aber auch nicht falsch, die Luca-App dann zu nutzen, wenn das Gesundheitsamt noch nicht oder nicht auf das Luca-System umgestellt hat. Die Historie, die die Luca-App dann speichert, kann im Zweifelsfall als Gedankenstütze bei der Zuarbeit im Sinne der Kontaktverfolgung dienen. Trotzdem macht die Luca-App vor allem dann Sinn, wenn sowohl Amt als auch möglichst viele Betreiber von Einrichtungen mitmachen. Das betont auch Landrat Alexander Saftig in der Ankündigung der Luca-App-Nutzung in der Region.
Alles gut also mit der App?
Kritik an der Luca-App gibt es, besonders prominent ist die des Chaos Computer Clubs (CCC), der sich selbst als „größte europäische Hackervereinigung“ bezeichnet. Der CCC argumentiert, dass vor allem die Beteiligung des Musikers Smudo ursächlich für die Popularität der App sei, während technisch noch Fragen offenblieben. Konkurrenzentwicklungen gebe es, die aber verfügten nicht über ein so starkes Zugpferd wie den populären Musiker. Die Kritik des CCC teilen viele Mitglieder der netzpolitischen Szene, verstehen nicht, warum das Image der Corona-Warn-App so viel schlechter sei als das der Luca-App. Erstere ist mittlerweile auch mit einer Registrierungsfunktion ausgestattet, die ähnlich funktionieren soll wie die der Luca-App.
Wo gibt es Antworten auf weitere Fragen?
Der FAQ-Bereich, also der Bereich, in dem besonders häufig gestellte Fragen beantwortet werden, auf www.luca-app.de ist riesig. Es scheint, als wollten die Betreiber möglichst vielen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Informationen zur Luca-App im Kreis Mayen-Koblenz und in der Stadt Koblenz: www. kvmyk.de