29 Wohnungen und Tagespflege
Spatenstich für Seniorenwohnungen in Kobern-Gondorf
Und los geht's: Nach mehreren Jahren Anbahnungsphase kann das Wohnprojekt für Senioren in Kobern-Gondorf nun in die Bauphase gehen.
Stefanie Braun

M&H Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG baut an altem Standort der Griesson-Fabrik 29 barrierefreie Wohnungen und eine Tagespflege für künftige Bewohner. In nur 20 Monaten sollen die beiden Häuser stehen.

Für Martin Dötsch, Bürgermeister der Gemeinde Kobern-Gondorf, ist klar: Dass an diesem Tag die Sonne scheint, ist ein Zeichen, dass das nun anlaufende Bauprojekt unter einem guten Stern steht. Am Donnerstag war es nach sieben Jahren Vorbereitungszeit endlich so weit, der Spatenstich für das neue Seniorenwohnprojekt konnte vollzogen werden. Damit beginnt eine 20-monatige Bauphase links und rechts der Von-Isenburg-Straße auf dem ehemaligen Fabrikgelände des Gebäckherstellers Griesson de Beukelaer. Ebenfalls auf dem Gelände befindlich war die alte Norma-Filiale sowie das Elternhaus der Geschwister Gries, deren Großvater den Betrieb vor 100 Jahren gegründet hatte. Für Peter, Gabriele, Sabine und Susanne, die Kinder von Heinz und Mädi Gries, die den Betrieb mit dem Soft Cake ausweiteten und schließlich die Produktion aufs Maifeld verlegten, ein Herzensprojekt, bei dem jedoch auch mal zwei Herzen in einer Brust schlugen.

Gute Laune beim Startschuss für das Herzensprojekt: Die Geschwister Peter (Mitte) und Susanne Gries sowie ihre beiden Schwestern stehen der M&H Vermögensverwaltung vor, unter der das Projekt läuft.
Stefanie Braun

Gemeinsam mit der OBG Hochbau als Generalunternehmen wollen die Geschwister Gries in den nächsten 20 Monaten ein Herzensprojekt angehen: Auf dem ehemaligen Firmengelände ihres Familienunternehmens Griesson de Beukelaer sollen 29 barrierefreie und teils Rollstuhlgenormte Mietwohnungen für Senioren entstehen. Die regionale Firma Projekt 3 wird die Tagespflege im Haus einrichten, sie will individuelle Versorgungspakete je nach Gesundheitsstand für die Bewohner anbieten. Bereits im Sommer/Herbst 2026 will man die Ersten einziehen lassen. Einen Quadratmeterpreis gibt es derzeit noch nicht, sagt Peter Gries, auch in die Vermarktung sei man noch nicht aktiv gegangen – und dennoch gibt es schon etwa 25 Anfragen.

Bereits 2018 sei die erste Idee für das Projekt entstanden. Damals waren die Eltern Heinz und Mädi Gries pflegebedürftig, erzählt Peter Gries in seiner Begrüßungsrede für die anwesenden Bekannten, Politiker, Mitwirkende und Nachbarn. Die vier Geschwister merken: Altsein ist nicht einfach. Unter der M&H-Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG wolle man deswegen – auch aus Verbundenheit zum Heimatort – eine Möglichkeit für „Menschen im Herbst ihres Lebens“ schaffen, vielleicht nicht im eigenen Haus, dafür aber in der gewohnten Umgebung zu bleiben.

Begrüßung unter der Niederburg Kobern: (von links) Peter Gries und Susanne Gries, Architekt Guido Fries, Ortschef Martin Dötsch, Kreisbeigeordneter Pascal Badziong, VG-Bürgermeisterin Kathrin Laymann und OBG-Geschäftsführer Christoph Dürrich (von links)
Stefanie Braun

Ein großes Thema für den ganzen Landkreis, betont Erster Kreisbeigeordneter Pascal Badziong, der in Vertretung des Landrates gekommen ist. Denn Vereinsamung ist ein Problem, gerade für Ältere. Dem müsse sich der Landkreis stellen, indem er Gemeinschaft schafft, wie etwa durch das Projekt in Kobern.

Aus der Gemeinde bekommt Ortschef Martin Dötsch bereits gespiegelt, dass das Projekt viel Aufmerksamkeit erhält; auch wenn die Zukunftsprognosen für Kobern-Gondorf, was die Überalterung angeht, gut aussehen. Als Gemeinde wolle man weiter zur Seite stehen und finde es schön, dass mit der Familie Gries Ansprechpartner während des Baus direkt bereitstehen.

Nicht nur Dötsch betont aber auch, dass es einen langen Atem gebraucht habe, ehe das Projekt anlaufen konnte. Von der ersten Idee 2018 bis zum Spatenstich 2025 gab es bürokratische Hürden sowie steigende Baukosten, da brauche es Mut und Glaube an ein Projekt, weißt VG-Bürgermeisterin Kathrin Laymann. Dabei brauche es Projekte wie dieses in der gesamten Verbandsgemeinde, und meist würden diese eben durch Investoren, Stiftungen und Ähnlichem realisiert werden können.

Alles liegt bereit für den Spatenstich. Dass die Sonne scheint, siehen viele der Anwesenden als gutes Zeichen für das Projekt.
Stefanie Braun

Ein wichtiger Teil des Baus ist die integrierte Tagespflege, die je nach Bedarf und Fitness der Bewohner „zugebucht“ werden könne. Angeboten wird dies durch das Unternehmen Projekt 3 gGmbh mit Firmensitz in Mayen, das bereits verschiedene Pflegemöglichkeiten in der Region anbietet - so etwa einen ambulanten Pflegedienst in einer Wohngruppe in Oberfell. Geschäftsführer Uwe Berens weiß aus eben diesem Projekt, wie förderlich es sein kann, zumindest in der Heimatgemeinde bleiben zu können. Selbst ein Umzug in ein fünf Kilometer entferntes Seniorenheim bedeute für Senioren oft, dass sie keinen Besuch aus ihrem gewohnten Umfeld mehr bekommen. Dem könne man in Kobern-Gondorf mit Gemeinschaftsräumen, die auch von Außenstehenden genutzt werden könnten, entgegenwirken. Bei den Planungen sei man früh beteiligt gewesen, sodass man etwa räumlich nötige Begebenheiten in das Konzept mit einfließen lassen konnte.

Die ersten Spaten Erde sind schon mal geschaufelt.
Stefanie Braun

Für Architekt Guido Fries aus Vallendar sind die Aufenthaltsmöglichkeiten auf dem Gelände entscheidend, denn eine zwangsläufige Verkleinerung vom oft eigenen Haus in eine Wohnung solle so angenehm wie möglich sein. Wichtig sei bei so großen Projekten immer die Akzeptanz in der Bevölkerung, die zu einem Netzwerk für die künftigen Bewohner beitragen kann.

Von OBG-Geschäftsführer Christoph Dürrich gibt es den Hinweis, dass an vier bis fünf Tagen in der Woche Mitarbeitende am Ort seien, die man unter dem Motto „lieber früher gesprochen, aber später beschwert“  im Fall eines Problems ansprechen könne.

Auch die Familie Gries bleibt nicht nur dem Herzensprojekt eng verbunden, sondern auch der Ortschaft, in der die vier Geschwister auf dem heutigen Bauareal aufgewachsen sind. Da seien beim Abriss natürlich viele Emotionen hochgekommen, sagt Peter Gries, und bei dem Herzensprojekt schlugen dann auch mal zwei Herzen in einer Brust.

Zahlen zu den Bauten

In einer Pressemitteilung der OBG heißt es, dass eines der Häuser über zwei Vollgeschosse sowie ein Staffelgeschoss und eine Tiefgarage verfügen wird. Hier sollen 23 Wohnungen auf einer Gesamtfläche von 1052 Quadratmetern entstehen. Die Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements sind geplant zwischen 35 und 57 Quadratmetern groß. Im zweiten Haus soll es ebenfalls zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss geben, hier sollen sechs Wohnungen auf einer Fläche von 329 Quadratmetern entstehen. Die Appartements werden laut OBG zwischen 45 und 85 Quadratmetern groß sein. fan

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