Sparkasse Schritt löst bei Bürgermeistern, Ortsvorstehern und Vereinen Kritik und Unverständnis aus
Sparkasse Koblenz verkleinert Filialnetz: Schließungen treffen die Orte hart

Auch die fleißigen Oberfeller Moosrebber werden sich sich in Zukunft an eine veränderte Umgebung gewöhnen müssen. Die Geschäftsstelle der Sparkasse in der Moselgemeinden wird im Frühjahr schließen.

Erwin Siebenborn

Die Schließung von Sparkassenfilialen in Koblenz und der Region löst Kritik, Diskussionen und Unverständnis aus. Die Präsenz vor Ort habe Vorrang vor ausschließlich rein wirtschaftlichen Überlegungen, argumentieren Bürgermeister, Ortsvorsteher und Vereine.

Die mangelnde und sehr späte Information über die Schließung ist für Bürgermeister Peter Moskopp in Kettig nicht nur kein guter Stil, sondern ein Unding. Auch von der Kreisverwaltung und anderen Vertretern der Kommunen sei keine Information über die anstehende Schließung erfolgt, obwohl diese in den Aufsichtsgremien mit Sitz und Stimme vertreten sind. Das sei befremdlich. Was der Sparkasse durchaus gut gelinge, sei der Dreh an der Gebührenschraube, konnte sich Moskopp einen Seitenhieb nicht verkneifen. Dagegen seien Kundennähe und Transparenz schwach ausgeprägt, bemängelt der Bürgermeister.

„Gerade für ältere Bürgerinnen und Bürger ist die Schließung der Sparkasse oft ein Problem“, beurteilt Bürgermeisterin Karin Küsel in Urbar die Situation. Der Wegfall der Filiale sei eine einschneidende Maßnahme im örtlichen Leben. Der Nahverkehr führe nämlich nicht nach Vallendar, und der Weg zur B 42 sei steil und mühsam. Deshalb setzt sie nun auf das Wort der Sparkasse, Beratungen zu Hause durchzuführen und bei der Abwicklung von Bankgeschäften behilflich zu sein. Für Weitersburg sei die Schließung der Sparkassenfiliale ein weiterer Infrastrukturverlust in kurzer Zeit, bedauert Bürgermeister Jochen Währ. Im Herbst schloss auch die örtliche Geschäftsstelle der VR-Bank. Die weitere Nutzung von Geld- und Serviceautomaten sei zwar gewährleistet, könne aber bei Senioren oder Leuten ohne digitale Kenntnisse Stress und Ängste auslösen. Die unheilvolle Entwicklung im ländlichen Raum tangiere vornehmlich Senioren und Mitbürger mit eingeschränkter Mobilität. Das Argument der Kosteneinsparung sei schnell bei der Hand und müsse für den Abbau herhalten. Währ: „Am Ende der Kette ist wieder die Ortsgemeinde gefragt, die die Defizite auffangen und ausgleichen soll.“

Auch die fleißigen Oberfeller Moosrebber werden sich sich in Zukunft an eine veränderte Umgebung gewöhnen müssen. Die Geschäftsstelle der Sparkasse in der Moselgemeinden wird im Frühjahr schließen.

Erwin Siebenborn

Verärgert stellt Ortsbürgermeister Arno Schmitz aus Bassenheim fest, dass ihn die Mitteilung über die Schließung der Geschäftsstelle nur einen Tag vor der Veröffentlichung erreicht habe. Er betrachtet die Sparkasse als eine Bank mit öffentlichem Auftrag. Deshalb hätte er sich gewünscht, dass sich der Sparkassenvorstand mit den betroffenen Ortsgemeinden vorher zum Infoaustausch getroffen hätte. Für Schmitz ist nicht nur die betriebswirtschaftliche Seite relevant, sondern auch die Präsenz vor Ort mit Kundennähe, Wirtschaftsförderung und der Unterstützung sozialer, kultureller und sportlicher Aktivitäten.

Ähnlich sieht auch René Henric, Ortschef in Oberfell, die Schließung. Die Filiale ist in der Ortsmitte angesiedelt und in der Nachbarschaft gibt es eine Bäckerei, ein Textilgeschäft und eine Metzgerei. „Vor allem den älteren Mitbürgern wird der gewohnte Service fehlen”, bedauert der Bürgermeister.

Die Beachtung des Gemeinwohls hat für Ortsvorsteher Jörg Kreuser in Lay Priorität. Für ihn macht die Gemeinnützigkeit der Sparkasse den Unterschied zu anderen Banken aus. Deshalb bittet er den Sparkassenvorstand, die Entscheidung nochmals zu überdenken, vor allem, weil die Layer Filiale im ureigenen (Sparkassen)-Bereich des Stadtgebietes liege. Kreuser hofft, dass die Layer Ortsvereine auch weiterhin die Toilettenanlage im Sparkassengebäude bei Festen auf dem Kirmesplatz nutzten können. Überrascht und enttäuscht über die Schließung der Geschäftsstelle in Ehrenbreitstein ist Gustl Ferrari, Vorsitzender des Ortsrings. Für ihn liegt der Ortskern von Ehrenbreitstein in der Mitte der rechtsrheinischen Stadtteile und Vororte. Auch für Niederberger, Arenberger und Arzheimer Bürger sei Ehrenbreitstein gut erreichbar. Ein Standortwechsel der Filiale von der Helfensteinstraße in Richtung Kapuzinerplatz/Im Teichert wäre deshalb ideal. Für ihn und für viele Kunden und Bürger sei deshalb die Schließung unverständlich. Denn gerade Ehrenbreitstein befinde sich seit dem Beginn der Sanierung wieder im aufstrebenden Zustand.

Von unserem Mitarbeiter Erwin Siebenborn

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