Es ist ein typischer Tag für Jonathan Baschek: Heute Morgen saß der 16-Jährige in einer Vorlesung an der Hochschule, danach war er im Unterricht in der Oberstufenklasse am Cusanus-Gymnasium in Koblenz. In der Mittagspause findet er Zeit für ein Interview in einem Café. „Ich habe viele Ideen!“, sagt er mit einem Lächeln, das seine Begeisterung verrät.
Jonathan, kreativ, analytisch, ausgeglichen und erstaunlich reflektiert, ist nicht nur Oberstufenschüler – er ist der Bundessieger von „Jugend forscht“ im Bereich Technik und ein Hoffnungsträger der Technologiebranche. Früh entdeckte er seine Leidenschaft für Technik. „Mein Vater hat schon in jungen Jahren mit mir Elektronik gebastelt. Von da an war mein Interesse geweckt.“, erzählt er. Diese Neugierde führte ihn bereits mit zehn Jahren zu „Jugend forscht“, wo er die vergangenen sieben Jahre mitmachte.
„Mein Vater hat schon in jungen Jahren mit mir Elektronik gebastelt. Von da an war mein Interesse geweckt.“
Jonathan Baschek
Sein größter Erfolg kam 2025: der Bundessieg. Ein Ziel, das ihm lange unerreichbar erschien. Jetzt gratulieren ihm Freunde, Familie, Professoren, Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete zu seiner außerordentlichen Leistung. „Es ist schön, aber so wirklich realisieren werde ich das wohl erst die nächsten Wochen, wenn ich mal zur Ruhe komme“, sagt er. Er blicke aber auch mit einem weinenden Auge auf seinen Erfolg zurück, „weil es auch das Ende meiner Zeit bei ,Jugend forscht’ bedeutet.“ Doch der Abschied vom Wettbewerb markiert auch den Anfang neuer Aspekte seines Projektes – die Weiterführung der Arbeit an seiner Augmented-Reality-Brille.
Jonathans Arbeit und Faszination für Augmented Reality prägt sein Denken für die mögliche Zukunft. „Durch eine AR-Brille in die Welt zu schauen, verbindet mehr mit der Realität als der ständige Blick aufs Handy.“, erklärt er. Er sieht in der Technologie enormes Potenzial für die Zukunft, auch wenn „noch viel Entwicklungsarbeit“ nötig ist. Sein aktuelles Projekt wird ihn „noch Monate, wenn nicht Jahre“ begleiten.
In der Hochschule fühlt sich Jonathan zu Hause. „Es sind viele gleichdenkende Menschen, mit denen man unterwegs ist.“, sagt er über seine Kommilitonen. „Wenn ich an der Hochschule sitze, etwas lerne, mich mit Professoren unterhalte, da habe ich Spaß dran, da brenne ich für. Da gehe ich mit Freude aus der Vorlesung raus.“
Von sich selbst sagt er: „Ich lebe kein Norm-Leben“ – und ist sich bewusst darüber, dass er gerade ein Interview aufgrund seiner hervorragenden Leistungen führt. „Schule, einen Film schauen, feiern gehen – das klingt nach einem entspannten Leben, aber ich hätte keinen Spaß daran. Mein Arbeitswille treibt mich an.“
Trotz seines Erfolgs bleibt Jonathan geerdet. Sein Glaube hilft ihm, Ruhe zu finden und seine analytische Art prägt seinen Umgang mit Herausforderungen. „Ich versuche, an Probleme möglichst emotionslos heranzugehen, um die beste Entscheidung zu treffen.“ Doch er kennt auch Überanstrengung: „Ich bin in den letzten Monaten an Grenzen herangetreten und habe sie vielleicht sogar teilweise überschritten“, gesteht er.
Sein Terminkalender ist voll und die Freude darüber sieht man ihm an, weil er mit Dingen gefüllt ist, die ihm Auftrieb geben. Dennoch plagt ihn manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn er zwei Tage nicht arbeitet. „Ich denke, da muss ich noch lernen, mich zu regulieren.“ Jonathan hat gelernt, Prioritäten zu setzen. „Man kann weder die Schule, noch soziale Kontakte oder körperliche Bewegung vernachlässigen.“, sagt er. Eine To-Do-Liste hält seine Ideen fest, bis er sich selbst erst nach seinem Urlaub wieder erlaubt, an diesen weiter zu arbeiten. Er habe außerdem gelernt, Nein zu sagen, berichtet er, während er von den vielen Anfragen verschiedener Medien erzählt, die ihn in den vergangenen Wochen erreicht haben.
Beim Koblenzer Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ qualifizierten sich 18 Kinder und Jugendliche für den Landeswettbewerb. Ihre Projekte präsentierten sie jetzt in den Räumen der Hochschule Koblenz und stellten sich den Bewertungen der Fachjurys.Jugend forscht: Vokabeltrainer und Datenbrille gewinnen
Diese Reife wirkt beeindruckend – ebenso wie seine Einsicht: „Ich bin effektiver mit sieben Stunden Schlaf und wachem Kopf, als mit fünf Stunden und sechs Kaffee.“ Sein Projekt lehrte ihn mehr als Technik: „Zeit richtig einteilen, E-Mails schreiben, To-Do-Listen führen, neue Kontakte knüpfen – das lernt man“, sagt er.
Jonathans Zukunftspläne sind ambitioniert. Er sieht sich in der Start-Up-Welt, vielleicht sogar schon nächstes Jahr. „Es ist das flexible, mobile Arbeiten und Probleme lösen, das mir am meisten Spaß bereitet.“ Die Schule abzubrechen komme für ihn nicht infrage, betont er aber deutlich. Eine universitäre Laufbahn reizt ihn ebenfalls: „Ich finde es beeindruckend, Experte zu sein und Wissen weiter zu geben.“. Die Leidenschaft, mit der Jonathan über seine Themen spricht, wirkt dabei inspirierend: „Sucht euch etwas, für das ihr brennt und macht ein Projekt daraus!“, rät er mit ansteckendem Optimismus. Auch Herausforderungen und neuen Aufgaben sieht er mutig entgegen: „Vielleicht merke ich irgendwann, das Produkt will so niemand, aber etwas anderes schon – dann geht’s an die technische Umsetzung.“
Mit dieser Idee hat Jonathan Baschek bei „Jugend forscht“ gewonnen
Der Schüler hat eine Datenbrille entwickelt – allerdings ohne teure Bauteile. Laut der Internetseite von „Jugend forscht“ ist seine Brille einfach konzipiert und günstig, die Rechenarbeit übernimmt ein angeschlossener PC. Kern ist demnach ein Mikrochip, der mit mehreren Sensoren kommuniziert. Das Gehäuse entstand den Angaben auf der „Jugend forscht“-Seite zufolge weitgehend per 3-D-Druck, wobei die Elektronik während des Druckens in die Brille eingesetzt wurde. Die Optik ist so gestaltet, dass pro Auge ein kleines Bild wie bei einem Head-up-Display erscheint. Zudem schrieb der Jungforscher eine Software, mit der sich die Brille steuern lässt. Verwenden ließe sich die Brille etwa als digitaler Assistent oder als Übersetzungshilfe.