Neue BID-Managerin Gina Neyses
So soll die Schlossstraße in Koblenz zum Kundenmagneten werden
Gina Neyses hat Lust auf ihren Job und viele Ideen, wie die Schlossstraße attraktiver werden kann. "Ich freue mich schon auf die Ergebnisse", sagt die neue BID-Projektmanagerin beim Treffen mit unserer Redaktion.
Katrin Steinert

Shoppen, treffen, essen und quatschen – sich einfach gern dort aufhalten. Das ist die Vision von Gina Neyses für die Schlossstraße. Doch bis dahin ist es noch ein Stück Arbeit: Die einstige Prachtstraße von Koblenz hat deutlich an Glanz verloren.

Die einstige Prachtstraße von Koblenz hat ihre besten Zeiten hinter sich. Doch das soll wieder anders werden – nicht nur, weil 2029 die Buga im Welterbetal ansteht, sondern auch, weil die Schlossstraße großes Potenzial hat. Davon sind alle Beteiligten einer relativ neuen Initiative überzeugt. Und es gibt eine Managerin, die sich dieser Frischzellenkur verschrieben hat. Gina Neyses nennt als eines der Ziele: „Die Besucherfrequenz mit schönen Maßnahmen in der Straße erhöhen.“ Zu Deutsch: Mehr Besucher für den Ort begeistern.

Die Schlossstraße ist eine etwa 400 Meter lange befahrbare Einkaufsmeile mitten in der Stadt, angrenzend an die bekannten Fußgängerzonen rund um Löhrstraße, Zentral- und Altstadtplätze. Sie beginnt am Löhrrondel, wird von der stark befahrenen Viktoriastraße unterbrochen, von der Fahrradstraße gekreuzt und endet an der Neustadt mit dem dahinter liegenden Kurfürstlichen Schloss.

Die Schlossstraße ist nicht in allen Teilen eine Fußgängerzone, sondern in Abschnitten auch befahrbar.
Katrin Steinert

Links und rechts reihen sich Fachgeschäfte, Juweliere und Optiker, Bäckerei, Blumenladen und das EVM-Kundenzentrum, Cafés und Restaurants sowie Billigläden aneinander. Dazwischen Baustellenabsperrungen, Kräne, Fahrradständer, zweimal wöchentlich der Wochenmarkt, Fußgänger, Radfahrer und geparkte Autos. Eine bunte Mischung von allem, was die Stadt zu bieten hat. Nur: Der Charme fehlt – und ein Wiedererkennungswert.

Wer Gina Neyses trifft, hat keinen Zweifel daran, dass die 32-jährige Wirtschaftspsychologin zu 100 Prozent an ihre Vision von einer attraktiven Schlossstraße glaubt. Die junge Mutter findet es super, in ihrem neuen Job selbst zu recherchieren, zu netzwerken, Ideen einzubringen und gestalten zu können. „Ich freue mich schon sehr darauf, irgendwann die Erfolge zu sehen, die wir angestoßen haben“, sagt sie bei einem Chai-Latte im Baristaz.

Was auffällt: Gina Neyses spricht oft von „wir“, meint damit die Projektbeteiligten, die Immobilieneigentümer, Gewerbetreibenden, die Anwohner und die Stadtverwaltung. Angedacht sind für die Straße Maßnahmen wie Sitzgelegenheiten, Kulturangebote, neue Gewerbeangebote und generell mehr Flair.

Neue Fahnen zeigen das neue Logo und Design der Schlossstraße.
Katrin Steinert

Gina Neyses versteht sich als Teamplayerin und als Ansprechpartnerin für alle, die die Straße nach vorn bringen wollen – aber auch für Dinge, die ärgerlich sind. Zudem hat sie eine Werbemappe erstellt, in der sie das BID-Projekt und sich vorstellt, und mit dem sie aktuell die Gewerbehandelnden in der Schlossstraße besucht. Das Quartier soll zu einem beliebten Aufenthalts- und Shoppingbereich entwickelt werden. Neyses betont: „Wer sich hier wohlfühlt, hält sich hier gern auf, ob als Tourist, Kunde oder Angestellter.“ Und wo Menschen sich gern aufhalten, da sind dann auch weitere Besucher nicht fern.

BID-Projekt soll Schlossstraße weiterbringen

Um das zu erreichen, hatte der Cityarbeitskreis Schlossstraße sich in den vergangenen Jahren für das sogenannte BID-Projekt eingesetzt. BID steht dabei für Business Improvement District und meint so viel wie Förderquartier, das gemeinsam entwickelt wird und finanziell zum großen Teil (83 Prozent) von den Immobilieneigentümern in der Straße getragen wird. Das Land steuert weitere 17 Prozent für die Stelle einer Managerin bei, die das ganze zusammen mit dem Verein BID Schlossstraße Koblenz koordiniert. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und endet (vorerst) Ende 2028.

Laut Gina Neyes liegen im Geltungsbereich insgesamt 43 Grundstücke, die auf 56 Eigentümer und Eigentümergemeinschaften verteilt sind. Das BID-Projekt Schlossstraße ist im Januar 2024 gestartet, Gina Neyses ist seit Dezember dabei. Ihre Vorgängerin Maike Maser-Plag hatte den Managementvertrag im September des Jahres gekündigt.

32 Blumentaschen wurden neu foliert und bepflanzt. Die Schlossstraße soll bis zur Buga 2029 noch grüner werden, sagt Gina Neyses.
Katrin Steinert

Einige Maßnahmen, um die Schlossstraße zu entwickeln, wurden bereits im ersten Jahr umgesetzt: Zum Start gab es eine Aufräumaktion und Bepflanzungen. Ein einheitliches Logo und Design wurde mithilfe einer Agentur entwickelt, das nun für alle Aktivitäten rund um die Schlossstraße genutzt wird. Das soll der Markenbildung dienen und das Gemeinschaftsgefühl der Leute, die hier leben und arbeiten, fördern. Auch die gemeinsame Teilnahme von Ansässigen an einem Firmenlauf – als erste Straße von Koblenz – kann sich Neyses vorstellen.

Sichtbares Zeichen der Gemeinschaft sind die neuen Fahnen, die in dem Straßenzug wehen und das Logo zeigen. Zudem wurden 32 Blumentaschen aufgestellt, die vorher in der Stadt verteilt standen. Diese sind nun im neuen Design mit dem Logo foliert worden. Im nächsten Schritt ist angedacht, mehr Leben und Kultur in die Straße zu bringen. Neyses erklärt, dass man dabei schrittweise vorgeht: „Wir bauen das Potenzial von Dingen aus, die schon da sind und für Frequenz sorgen.“

Dienstags und donnerstags gibt es den Wochenmarkt in der Schlossstraße.
Katrin Steinert

Dazu gehört vor allem der Wochenmarkt als feste Veranstaltung in der Straße. Der ist bekanntlich seit Jahren immer wieder Thema unter den Einheimischen, weil man sich wünscht, dass er attraktiver wird und so viel Zulauf hat, wie die Stadtteilmärkte etwa in Ehrenbreitstein oder Güls. Auch Neyses weiß das und sagt: „Der könnte atmosphärisch schöner sein.“ Mit dem Stadtmarketing arbeitet die BID-Managerin aktuell an einem neuen Konzept. Der Markt am Dienstag laufe gut, aber der Donnerstag soll anders werden, beispielsweise ein Kulturangebot bekommen. Mehr will Neyses noch nicht verraten. Denn noch ist nichts eingetütet. „Da müssen natürlich alle mit ins Boot geholt werden, nicht nur die Marktbeschicker, sondern auch die Stadt und die Anwohner.“

Ein weiterer Mosaikstein im Aufwerten der Straße: Auf Sicht sollen Module angeschafft werden, die man zu verschieden Möbeln kombinieren kann und mit denen experimentiert wird: Sitzgelegenheiten, Tische, Fahrradständer, Spielelemente. Neyses erklärt: „Wir wollen das begleiten lassen von einer Frequenzmessung.“ Das bedeutet: Neue Maßnahmen werden ausprobiert und geschaut: Was kommt bei den Menschen an, was nicht.

Per QR-Code die Straße neu erleben

Gina Neyses denkt bei ihren Visionen auch an digitale Angebote: QR-Codes sind beispielsweise beliebte Anwendungen, mithilfe derer Besucher und Kunden die Straße durch animierte Bilder, Rätsel oder Filme neu erleben können (Augmented Reality). „In Neuwied gibt es beispielsweise die Dinocity.“ Neyses hat schon einige Ideen, etwa eine Zeitreise, in der man das Schloss, das irgendwann wegen der Sanierung eingerüstet sein wird, in ganzer Pracht erlebt und durch eine Schlossstraße geht, wie sie zu längst vergangenen Zeiten aussah.

Gina Neyses formuliert zum Abschluss des Gesprächs, was ihr bei allem sehr wichtig ist: „Ich will Maßnahmen finden, die für alle stimmen.“ Damit will sie der Straße wieder mehr Glanz schenken – wovon dann nicht nur die Ansässigen, sondern alle in der Stadt profitieren.

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