Schau in Sayner Hütte
So nachhaltig können Genuss und Handwerkskunst sein
Gitarrenbauer Robert Gose erläutert Besucherinnen seine Handwerkskunst.
Winfried Scholz

Bei der Werte-Ausstellung stößt das Thema Bau-Denkmalpflege auf besonderes Interesse bei den 1800 Besuchern. Die haben in der Sayner Hütte viel zu entdecken.

Auch in diesem Jahr wurde die Werte-Ausstellung in der Sayner Hütte wieder zur Drehscheibe für edle Genüsse und meisterliche Handwerkskunst. „Kulinarik und Nachhaltigkeit bilden diesmal die Schwerpunkte“, erklärt Thomas Büscher, der die Messe in Kooperation mit der Stadt Bendorf, der Stiftung Sayner Hütte und der Handwerkskammer Koblenz veranstaltet, im RZ-Gespräch.

Süße Genüsse gibt es am Stand von der aus TV-Sendungen bekannten Konditorin Lucia Kranz, die in Mendig Lucis Kuchenhaus betreibt. Neben verführerischen Kuchenkreationen bietet sie regionale Patisserie-Köstlichkeiten an. Unter der grauen Haube der Basaltsteine verbirgt sich eine Geschmacksexplosion von Schokostückchen, Cookies und einer zartbitter Trüffelmasse. Im Vulkan-Törtchen aus Vollmilchschokomasse symbolisiert die Chili-Creme das Explosive und Himbeerfrucht die Magmakammer.

Leckeres aus Bucheckern vom Maifeld

Offenkundig wird, dass die Meisterin in Frankreich das Patisserie-Handwerk studiert hat. Aus dem Nachbarland und aus Belgien bezieht sie die Rohschokolade. Hochwertige deutsche Schokolade bietet Benjamin Maasz aus Wetzlar-Nauborn an.

Bucheckern waren für die Menschen in der Nachkriegszeit oft die einzige Grundlage, um daraus Speiseöl zu gewinnen. „Wildgesammelte Waldfrüchte, die für unsere Großeltern oft ein Notessen waren, haben heute Eingang in die höchste Spitzengastronomie gefunden“, erklärt Johannes Frankenfeld, der mit seiner Frau Zaneta im Maifeld nahe der Burg Eltz die Firma Waldgold betreibt. Neben dem Bucheckernöl hat er verschiedene Pesti und Brotaufstriche im Angebot.

Die Konditorin Lucia Kranz (links) zeigt mit Johanna Bauer und der kleinen Rosa ihre verführerischen süßen Kreationen, darunter den Basaltstein.
Winfried Scholz

Eine Alternative zur herkömmlichen Kaffeebohne sind geröstete Samenkerne von Lupinen der Firma Lupiccino. Das aromatische Getränk ist koffeinfrei und säurearm.

Auf großes Interesse bei den rund 1800 Besuchern stieß das Thema Bau-Denkmalpflege, erklärt der Veranstalter in einem Fazit. So waren der Schmied Thomas Edrich aus Rodalben, der Steinmetz Markus Müller aus Erftstadt und der Schreiner Jürgen Zmelty von der Dinkholder Mühle bei Braubach vertreten. Alle beschäftigen sich mit Restaurierungsarbeiten in ihrem jeweiligen Handwerk. Zmelty verfügt über ein riesiges Lager von alten Gegenständen, darunter allein rund 3000 antike Türen. Die Raumausstatterin Andrea Weyand aus Morbach restauriert alte Polstermöbel mit Naturprodukten. Die Stuhlflechterei Reinhardt aus Koblenz-Niederberg repariert alte und neue Thonet-Stühle.

Petra Beißel probiert am Stand von Bine Voigt einen bunten Secondhandstrohhut.
Winfried Scholz

Der Baumpfleger Daniel Wirges aus Bendorf demonstriert zwei zerstörungsfreie Verfahren, zum Beispiel mit der Messung der Schallwellengeschwindigkeit im Stamm und in den Wurzeln, mit denen sich von außen überprüfen lässt, ob ein Baum noch standfest ist. Nachhaltig ist auch das kreative Upcycling von Monika Rechenbach und Irene Klein, die aus leeren Alu-Kaffeetüten Geldbörsen herstellen.

Petra Beißel aus Kruft hat sich am Stand von Bine Voigt aus Ehrenbreitstein in einen bunten Strohhut verliebt. Die Autorin arbeitet alte Hüte auf und versieht sie mit neuen Accessoires. Am Nachbarstand demonstriert die Wandillustratorin Catherina Baldauf ihre Kunst. Sie hat auch den Stadtführer „Koblenz entdecken mit Luzie und Lione“ verfasst.

Anne Longo (Mitte) erläutert Besucherinnen ein Kleidungsstück aus Bio-Baumwolle von ihrer Firma Greenwear.
Winfried Scholz

Ein Beispiel für große Handwerkskunst liefert der Gitarrenbauer Robert Gose aus Bendorf. Für seine Akustikgitarren verarbeitet er edelste Hölzer für den Klangkörper und wertige Materialien wie etwa Perlmutt an den Mechanikteilen. Rund einen Monat braucht er, um ein Instrument herzustellen, das dann schon mal stolze 7000 Euro kosten kann. Gose restauriert auch Saiteninstrumente. Marion Peternell aus Sajach/Österreich demonstriert die Kunst des Papierschöpfens. Wie kunstvolle Gemälde erscheinen die Fotografien von Petra Ritter aus Bendorf, die hauptsächlich das Thema Wasser und Gewässer behandeln, darunter ein eindrucksvolles Foto vom Sayner Schlosspark.

Eine große Auswahl von Naturkosmetik gibt es am Stand der Grünen Mühle aus St. Goarshausen. Auf der dritten Etage des ehemaligen Hochofens zeigen rund 20 Keramikkünstler aus Höhr-Grenzhausen die breite Vielfalt ihres Schaffens.

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