Hochwasserfrei auf die Insel
So laufen die Arbeiten zur Anbindung vom Niederwerth
Mit diesem Brückenbauwerk überquert die neue K82 die rechtsrheinische Bahnstrecke.
Winfried Scholz

Steigt das Wasser im Rhein, ist der Weg aufs Niederwerth beschränkt. Die Bauarbeiten für eine hochwasserfreie Anbindung, die nicht über Bahnschienen geht, laufen auf Hochtouren. 

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Sichtbar schreiten die Bauarbeiten zu der neuen hochwasserfreien Anbindung der Insel Niederwerth an die B42 in Vallendar voran. Vor fast genau einem Jahr – am 11. Juli 2024 – erfolgte der Start mit dem symbolischen ersten Spatenstich. Nach Auskunft des Landesbetriebs Mobilität (LBM) wird die Maßnahme nach derzeitigem Stand Ende 2026/Anfang 2027 abgeschlossen sein. In Niederwerth sehnen sich nicht wenige danach.

Denn damit werden die Zufahrtsprobleme entfallen, die sich auf der Insel bei Hochwasser oder wie kürzlich bei einer temporären Sperrung des Vallendarer Rheinufers ergeben. Zurzeit erfolgt die Anbindung der K82 an die B42 durch zwei Bahnviadukte mit einer Durchfahrtshöhe von 3,50 Meter im Bereich Vallendar Mitte. Dieser Abschnitt der Bundesstraße wird bei Hochwasser bereits bei einem Stand des Koblenzer Pegels von rund 6,50 Meter geflutet. Dann erfolgt die Zufahrt über den beschrankten Bahnübergang neben dem Vallendarer Bahnhof, den auch die größeren Fahrzeuge ständig benutzen müssen.

Die Visualisierung zeigt, wie die neue K82 in die B42 einmünden wird.
LBM

Künftig soll der Verkehr über die Kreisstraße 82, über die vorhandene nördliche Rampe der Niederwerther Rheinbrücke rheinabwärts abbiegen und parallel zwischen Rhein und Bahnstrecke verlaufen. Auf Höhe des Lidl-Marktes überquert die Straße in einem 45-Grad-Winkel die rechtsrheinische Bahnstrecke und mündet dann zwischen Lidl und Esso-Tankstelle in die B42.

Nachdem der Rohbau für das Brückenbauwerk steht, sind noch Abdichtungsarbeiten erforderlich. Daran schließen sich die Erd- und Bauarbeiten für die neue K82 an. In den Planungsdiskussionen ging es schon in den 1990er-Jahren vor allem darum, ob die Bahnstrecke unter- oder überquert wird und wer die Kosten trägt, da ja eine Bahnstrecke, eine Bundes- und eine Kreisstraße betroffen sind. Zuletzt kam man überein, dass der Bund 50 Prozent, die Deutsche Bahn AG ein Drittel und das Land ein Sechstel der Kosten trägt. Die Gesamtkosten beziffert der LBM auf rund 14 Millionen Euro. Damit bliebe man im geschätzten Kostenrahmen.

In dem eingezäunten Bereich zwischen Esso-Tankstelle und Lidl-Parkplatz soll die neue K82 zur B42 weitergeführt werden.
Winfried Scholz

Der Planfeststellungsbeschluss hatte am 30. Januar 2017 Rechtskraft erlangt. Seitdem besteht Baurecht. Von Februar 2017 bis ins Jahr 2025 schlossen sich Wertermittlungsgutachten und der Erwerb der Grundstücke an. Die technische Entwurfsplanung und dazugehörige Abstimmungen erfolgten von Juni 2017 bis Dezember 2022. Die Bauleistungen für das Brückenbauwerk wurde nach Ausschreibungen von Februar bis April 2024 an die Firma Leonhard Weiss aus Ludwigsburg vergeben.

Totalsperrung der Bahnstrecke im Juli entfällt

Der LBM verweist auf Anfrage zu den laufenden Bauarbeiten auf einen sehr hohen Koordinationsaufwand bezüglich der sogenannten Sperrpausen, das heißt, wenn der Bahnbetrieb wegen Bauarbeiten zeitweise komplett eingestellt werden muss. Diese seien bislang planmäßig verlaufen. Die geplante Totalsperrung am ersten Juliwochenende könne sogar entfallen. Im Zusammenhang mit der Generalsanierung der rechten Rheinstrecke durch die Deutsche Bahn AG stehen jedoch in der zweiten Jahreshälfte 2026 weitere Totalsperrungen an.

Für die Dauer der Bauarbeiten ist der Parkplatz am nördlichen Vallendarer Rheinufer mit 150 Stellplätzen und die dort befindliche Grünschnitt-Sammelstelle gesperrt. Am Bauzaun mussten ein Reptilien-Schutzzaun und ein Ersatz-Lebensraum für diese Tiere geschaffen werden.

Niederwerths Bürgermeister Horst Klöckner (FWG) erinnerte gegenüber unserer Zeitung daran, dass sich die Ortsgemeinde in einem gerichtlichen Verfahren das Recht zu einer ordnungsgemäßen Anbindung an das überörtliche Straßennetz erstritten hatte. Der jetzige Baufortschritt wird in Niederwerth genaustens beobachtet. „Die Inselbürger schauen sehr gespannt auf den beständig zu erkennenden Baufortschritt. Wir sehnen uns nach einem freien Zugang zur B42 und hoffen, dass das Nadelöhr Bahnübergang bald der Vergangenheit angehört.“

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