Bundestagswahl 2025
So hat die Region um Koblenz gewählt
Die Wahlen zum neuen Bundestag sind vorüber. In der Region Koblenz - wie hier in der Verbandsgemeinde Weißenthurm - lassen sich nun im Nachgang einige Wahltrends ablesen.
Eva Hornauer

Am Sonntag wurde der neue Bundestag gewählt. Wie haben sich die Menschen in der Region um Koblenz entschieden? Unsere Redaktion hat sich die Wahltrends genauer angeschaut. Eine Analyse.

Wie hat die Region rund um Koblenz im Wahlkreis 198 gewählt? Zusammenfassend lässt sich sagen: Sie ist mehrheitlich schwarz. Genauer gesagt ist die CDU in allen Gemeinden der Verbandsgemeinden (VG) Rhein-Mosel, Vallendar und der Stadt Bendorf die stärkste Kraft. Einzige Ausnahme in diesem Bild ist die Stadt Weißenthurm innerhalb der gleichnamigen Verbandsgemeinde.

Neben diesen beiden Erkenntnissen fällt auch auf: Die SPD ist zwar auch hierzulande der Verlierer der Wahl, mit den meisten verlorenen Prozentpunkten. Trotzdem erhielten die Sozialdemokraten prozentual mehr Stimmen als im Bundesdurchschnitt.

Wieso haben so viele Menschen in der VG Rhein-Mosel die CDU gewählt?

Auch in der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel ist die Gewinnerpartei der Bundestagswahl die CDU. Fast 40 Prozent (39,4 Prozent) der Zweitstimmen entfielen hier auf die Christdemokraten. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 waren es 32,1 Prozent, also ein Plus von 7,3 Prozentpunkten. Die AfD erhielt in der VG 13,2 Prozent der Stimmen (plus 7,5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021) – und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt.

Verbandsbürgermeisterin Kathrin Laymann sieht in der VG Rhein-Mosel noch immer viel Vertrauen der Bürger in die etablierten Parteien. Die AfD sei gar nicht so wirklich präsent, man habe keine Fraktion im Verbandsgemeinderat, was sicherlich auch eine Rolle für das gute Abschneiden der CDU und das vergleichsweise schwache Ergebnis für die AfD spiele, so Laymann. Georg Moesta, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Mayen Koblenz, führt das gute Ergebnis vor allem auf die Wählerklientel entlang der Mosel zurück. Man habe es mit anderen Wählern zu tun, als beispielsweise in Plaidt, Polch oder Andernach.

Auch Mechthild Heil, frisch wiedergewählte Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Ahrweiler, sieht das CDU-Ergebnis als Ergebnis einer langen Tradition. Die Menschen in der Region ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und seien zufrieden in der politischen Mitte. Hiervon zeuge nicht nur das vergleichsweise schwache Abschneiden der AfD, sondern auch die niedrigen Ergebnisse für das BSW und Die Linke.

Christian Schuth, Chef des CDU-Verbands der VG Rhein-Mosel, betont, man habe im Wahlkampf gar nicht so viel anders gemacht. Vielmehr sieht auch er die Menschen in der Region und ihre Traditionsliebe als ausschlaggebenden Punkt für das gute Ergebnis seiner Partei. Die Menschen an der Mosel wünschten sich Sicherheit, Tradition und solide Politik, und das sei das, wofür die CDU stehe, betont Schuth.

Warum ist die AfD in Weißenthurm so stark?

In der Stadt Weißenthurm stimmten 33 Prozent (Zweitstimme) der Wähler für die AfD – im Bundesdurchschnitt waren es 20,8 Prozent, also 12,2 Prozentpunkte weniger. Auf Platz zwei kommt in Weißenthurm die CDU, mit 24,9 Prozent der Zweitstimmen. Warum setzen in der Stadt so viele Menschen bei der AfD ihr Kreuz? Stadtbürgermeister Johannes Juchem (FWG) erklärt sich das so: „Die Bundes- und Landespolitik hat es in den vergangenen Jahren verpasst, die Bürger abzuholen – nicht nur in der Stadt Weißenthurm, aber eben auch. Ich habe zwar damit gerechnet, dass viele Bürger der Stadt die AfD wählen werden, aber von der Höhe war ich dann doch schockiert.“

Das Ergebnis sieht Juchem jetzt als Auftrag. „Wenn ein Bürger sich bei uns im Rathaus mit einem Problem meldet, bin ich ansprechbar und bereit, gemeinsam eine Lösung zu finden. Nach diesem Ergebnis weiß ich: Das muss ich weiterhin so beibehalten.“

Auch der ehemalige Stadtbürgermeister Gerd Heim (CDU) war „geschockt“ von den Ergebnissen. „Die Gefühlslage war im Keller“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Schon nach der Bundestagswahl 2021 – die AfD erhielt damals rund 15 Prozent der Stimmen in Weißenthurm, im Bundesschnitt waren es rund 10 Prozent – habe Heim versucht, dem Grund für den hohen AfD-Wähleranteil nachzugehen. „Wir haben versucht, den Gründen nachzugehen, schlussendlich haben wir aber keine gefunden, weil das ja auch keiner zugibt.“

Vonseiten der AfD erklärt sich Joachim Paul, Direktwahlkandidat der AfD im Wahlkreis 198, den Erfolg in Weißenthurm zum einen mit dem Anteil an zugewanderten Menschen in der Stadt. „Des Weiteren leben hier sehr viele deutsche Mittelschichtfamilien, die das, was sie sich hart erarbeitet und erreicht haben, angesichts der wirtschaftlichen Lage und finanzieller Belastungen gefährdet sehen“, so Paul. Außerdem verweist er auf eine Flugblattaktion aus 2023, in der die AfD über „Bürgergeld als Einwanderungsmagnet“ und die „im Bau befindlichen Großunterkünfte“ gesprochen hat. Dies sei auf große Zustimmung gestoßen.

Wieso hat die SPD in der Region Koblenz besser abgeschnitten als im Bundesschnitt?

Die SPD hat in Koblenz und der Region besser abgeschnitten als im Bundesschnitt. So erhielt sie in der Verbandsgemeinde Weißenthurm 18,3 Prozent der Zweitstimmen, in der Verbandsgemeinde Vallendar 18 Prozent, in der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel 18,5 Prozent und in der Stadt Bendorf 19,5 Prozent der Zweitstimmen. Bei den Erststimmen war der frisch wiedergewählte SPD-Kandidat Thorsten Rudolph sogar jeweils noch ein paar Prozentpunkte besser, richtig zufrieden ist er dennoch nicht.

Die etwas besseren Ergebnisse änderten „nichts daran, dass unser Ergebnis insgesamt nicht gut ist“, sagt er zu seiner Partei. Warum die Sozialdemokraten in der Region Koblenz überm Schnitt liegen? Rudolph hat, obgleich erst drei Jahre im Bundestag, einen gewissen Amtsinhaberbonus, Beobachter bescheinigen ihm einen engagierten Wahlkampf.

Hinzu kommt, dass die SPD um Koblenz mit einer frischen jungen Mannschaft in den Wahlkampf gezogen sei, wie die Genossin Karin Küsel feststellt, frühere Ortsbürgermeisterin von Urbar. Unterstützende Amtsboni gibt es aus verschiedenen Ecken, so sind Landrat Marko Boos oder auch der Bendorfer Bürgermeister Christoph Mohr Sozialdemokraten und haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die SPD Wahlen gewinnen kann. Mohr spricht von „gezielten kommunalpolitischen Maßnahmen vor Ort“ und „direkter Bürgernähe“, die geholfen hätten.

Das etwas bessere SPD-Ergebnis in der Region Koblenz sollte man andererseits aber auch nicht zu hoch bewerten. Generell war die SPD in den westdeutschen Bundesländern stärker als im Osten der Republik, hinzu kommt, dass die Partei in Rheinland-Pfalz generell oft etwas über dem Bundesschnitt liegt.

Zahlen zur Bundestagswahl in der Region

Die Wahlbeteiligung ist in den Verbandsgemeinden Rhein-Mosel, Weißenthurm und Vallendar sowie der verbandsgemeindefreien Stadt Bendorf jeweils gestiegen – ein Trend, den man auch auf der Bundesebene beobachten konnte (2025: 82,5 Prozent, 2021: 76,4 Prozent). In der VG Rhein-Mosel war die Wahlbeteiligung am höchsten: 86,9 Prozent der Wahlberechtigten machten von ihrem Stimmrecht gebrauch, das ist ein Plus von 3,9 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. In der VG Weißenthurm lag die Beteiligung bei 81,5 Prozent (plus 7,5) und in der VG Vallendar gingen 85,9 Prozent der Wahlberechtigten wählen (plus 4). In Bendorf war die Wahlbeteiligung im Vergleich dazu am niedrigsten, bei 79,1 Prozent, trotzdem stellt das ein Plus von 6,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021 dar.

Alle Zahlen im Überblick finden Sie auf der Seite des Landeswahlleiters.

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