Umfangreiches Programm
So feiert Güls sein großes Jubiläum
Der Moselstadtteil Güls wird im kommenden Jahr 1250 Jahre alt. Der Geburtstag wird mit zahlreichen Veranstaltungen gebührend gefeiert.
Erwin Siebenborn

Der Moselstadtteil Güls feiert im nächsten Jahr seinen 1250. Geburtstag. Für die Bürger und Ortsvereine ist das Jubiläum ein guter Grund zum Feiern und Mitmachen.

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Für die Planung und Durchführung der zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen sind die Gülser Heimatfreunde verantwortlich. Das Programm spiegelt die vielfältigen und pulsierenden Aktivitäten im örtlichen Leben und beleuchtet die Historie, Kultur und Mentalität der Menschen und des Ortes.

Eröffnet wird das Festjahr am 12. Januar 2025 um 16 Uhr mit einem Eröffnungskonzert in der Pfarrkirche. Es singen und musizieren der Männergesangverein Moselgruß, Kirchenchor Cäcilia und Musikverein St. Servatius. Am 30. März öffnet das Gülser Heimatmuseum seine Pforten für eine Sonder-Ausstellung zur Ortsgeschichte mit vielen Exponaten aus früheren Zeiten.

Jubiläumsweinprobe, Heyer-Bergfest, Konzerte und vieles mehr

Zur Jubiläumsweinprobe für Genießer laden die Gülser Weingüter am 12. April auf den Festplatz ein. Ein besonderes Erlebnis für Freunde der Natur und heimischen Landschaft verspricht am 16. und 17. August das beliebte Heyer-Bergfest zu werden. Beim Tag der Vereine am 6. September erfahren die Besucher hautnah die Vielfalt und das Engagement der örtlichen Gemeinschaft - unter dem Motto Ausprobieren und Mitmachen. Den Abschluss des Festjahres besiegeln am 5. Dezember die Mainzer Hofsänger mit einem Konzert in der Pfarrkirche.

Der Arbeitskreis "1250 Jahre Güls" der Heimatfreunde mit (von links) Andreas Kerner, Jonas Spurzem, Helene Sauer, Martin Sattler, Christine Durben und Jürgen Mölich hat für das Festjahr 2025 ein buntes und vielfältiges Festprogramm erarbeitet.
Erwin Siebenborn

Jubiläums-Momente kann das Publikum auf dem Festplatz am 22. Mai bei einem Konzert der Band The Acoustics genießen, am 5. Juni präsentieren sich die Ensembles I spill mo und The Roodies. Am 19. Juni laden die Seemöwen und Seepfadfinder zu einem vergnüglichen Familientag ein, die Gülser Husaren spielen am 3. Juli Mundart-Theater, am 24. Juli sind die Heimatfreunde selbst mit Aktionen präsent. Zores & Bagaasch präsentiert am 7. August Folklore im modernen Gewand, und der Gülser Musikverein liefert am 28. August flotte Klänge.

Das Konzert zum 30-jährigen Bestehen des Gülser Jugendchores am 10. Mai, das Festwochenende anlässlich des 75. Geburtstages des BSC Güls (15. bis 18. Mai) und das Jubiläum zu 125 Jahren Freiwillige Feuerwehr Güls am 28. und 29. Juni reihen sich nahtlos in den Veranstaltungsreigen des Festjahres ein. Natürlich liefert auch das überörtlich bekannte Blütenfest einen markanten Beitrag zum Ortsjubiläum. Im Festzug finden sich viele Attribute der Gülser Geschichte.

Als Karl der Große Güls einfach so verschenkte

Die Gülser Winzer kreierten einen leckeren Festwein, der bei den Veranstaltungen ausgeschenkt wird. Zur Finanzierung der Veranstaltungen haben die Heimatfreunde eine erfolgreiche Unterstützungsaktion gestartet. Die Initiative „1250 x 10 Cent fürs Jubiläumsjahr“ zahlt sich aus. Fast 200 Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Unternehmen haben bereits großzügig gespendet. Eine neue Chronik zur Ortsgeschichte wollen die Heimatfreunde im Frühjahr vorstellen. Denn die Historie von Güls hat viele interessante Facetten.

Erstmals erwähnt wurde der Ort als „Gulse et Capella“ in einer Urkunde im Jahr 775. Damals verschenkte Kaiser Karl der Große den Moselort samt Menschen und Besitz an das Benediktinerkloster Hersfeld. Der Vorgang markiert allerdings nur das amtliche Gülser Geburtsdatum. Deshalb, weil sich menschliche Spuren und Behausungen sogar aus prähistorischer Zeit fanden.

Auch das Volk der Kelten fühlte sich nachweislich in Güls wohl. Später pflanzten die Römer Weinreben und bauten eine Wasserleitung und gepflasterte Straßen. Zur Zeit der Franken blühte der Ort mächtig auf. Adel und Privilegierte siedelten sich an. Im Mittelalter war der Ort bevorzugter Zankapfel zwischen machthungrigen Feudalherren und Klöstern.

Mit Layern und Moselweißern gegen marodierende Söldner

Dass sich Gülser auch effektiv zur Wehr setzen können, beweist eine Begebenheit aus dem Dreißigjährigen Krieg. Gemeinsam mit Layer und Moselweißer Bürger bekämpfte man erfolgreich marodierende Söldner unter dem Motto: „Lewer duud als ewisch Nuut“ (Lieber tot als ewig in Not). 1801 gehörte das Rheinland und damit auch Güls zu Frankreich. Sogar Kaiser Napoleon beehrte den kleinen Moselort am 17. Oktober 1804 mit einem Besuch. 1816 wurde Güls preußisch. Es wurde „zackiger“, aber leider auch kriegerisch. Der Erste Weltkrieg forderte enorme Opfer und verursachte wirtschaftliche Probleme.

Vorher avancierte die Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts zum größten Kirschenanbauort Deutschlands. Das schaffte Wohlstand. Man leistete sich den „Luxus“ von Elektrizität und eine zentrale Wasserversorgung. Bomben legten Güls im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche. 103 Menschen verloren bei Angriffen aus der Luft ihr Leben.

Feierfreudige Gäste kamen aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland

Nach schlechten Zeiten regte das Wirtschaftswunder den Lebenswillen und Tatkraft der Bürger wieder an. Es öffneten lukrative Gasthäuser und attraktive Tanzlokale. Sonderzüge und -busse brachten feierfreudige Gäste aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland in den Moselort.

Die stadtnahe Lage und die grüne Umgebung entfalteten in der Neuzeit Wirkung. Neue Baugebiete wurden zur neuen Heimat vor allem für junge Familien. Heute leben in Güls mehr als 6000 Menschen. Davon ist die Hälfte jünger als 45 Jahre. Bekannt ist Güls auch für sein pulsierendes Vereinsleben. Ein beliebtes Karnevalslied bringt das Selbstverständnis der Bürger auf den Punkt: „Mir sain die Gölser“! Der Song stellt Güls als lebenswerten und zu allen Menschen aufgeschlossenen Ort mitsamt seiner intakten Dorfgemeinschaft vor.

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