Das Forum Mittelrhein kämpft mit Leerständen – ein Phänomen, das auch andere Einkaufsgalerien und klassische Fußgängerzonen kennen. Durch den Rückzug der insolventen Textilkette Sinn wird das Problem in dem Center am Koblenzer Zentralplatz aber deutlich verschärft: Immerhin sind 2800 Quadratmeter seit mehr als einem Jahr verwaist. Und auch für die beiden großen Gastroareale im Erdgeschoss und Obergeschoss, wo Vapiano bis März 2024 italienische Speisen servierte, fehlt ein Nachmieter.
58 Shops gibt es aktuell im Forum , sagt Centermanagerin Cindy Häßlein auf Nachfrage unserer Redaktion. Ein Blick auf den Centerplan, der online abrufbar ist, zeigt, dass allein im Untergeschoss sieben Flächen leer stehen. Markiert sind sie mit einer Bauarbeiterfigur, was „im Umbau“ bedeuten soll. Aber nicht immer wird hier auch tatsächlich gearbeitet, sondern hinter den Kulissen händeringend ein Mieter gesucht.
Im Erdgeschoss sieht es deutlich besser aus, hier ist die Hauptdurchgangsroute. Nur eine, dafür aber große Fläche (ehemals Vapiano) steht hier leer, und im ersten Obergeschoss sind weitere sieben Flächen verwaist (davon eine ehemals Vapiano). Macht zusammen 15 Leerstände. Hinzu kommen die beiden Sinn-Areale im EG und OG, die im Plan fälschlicherweise noch als belegt gekennzeichnet sind.
„Durch den fehlenden Ankermieter (Sinn, Anm. d. Red.) ist die Leerstandsquote derzeit höher.“
Centermanagerin Cindy Häßlein
Zur Frage nach den Leerständen erklärt Centermanagerin Häßlein: „Partiell sind im UG und 1. OG Umstrukturierungen in Form von Flächenzusammenlegungen geplant.“ Zudem habe man einiges in der „Pipeline“ und „bereits Verträge mit mittelgroßen Unternehmen endverhandelt und abgeschlossen“. Für weitere Flächen befinde man sich in konkreten Verhandlungen. „Inhalte dürfen wir noch nicht herausgeben.“ Auch für die Sinn-Fläche, die als Ganzes vermietet werden soll, stehe man in Gesprächen, „insbesondere mit einem international bekannten Großmieter“.
Die Centerchefin erklärt, „dass gerade viel ,Drive’ (Bewegung, Anm. d. Red.) in der Vermietung der Shops ist“. Sie betont, dass es im vergangenen Monat auch zwei Neueröffnungen gab: Die Restaurantkette Bang Bang Philli Cheesesteak ergänzt seitdem das Angebot im Foodcourt im ersten OG. Laut Werbung gibt es hier amerikanisches Soulfood auf den Teller. Der Textilanbieter Only & Sons richtet sich mit seiner Mode an junge Männer und ist nun neu im Forum präsent. Noch im Juni stehe eine weitere Neueröffnung im Center an, erklärt Cindy Häßlein.
Insgesamt verfügt das Forum über 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. „Durch den fehlenden Ankermieter (Sinn, Anm. d. Red.) ist die Leerstandsquote derzeit höher“, betont Häßlein auf Nachfrage. Eine genaue Zahl nennt sie nicht. „Mit Abschluss der geplanten Nachvermietungen und der Ankerfläche wären wir bei einer einstelligen Leerstandsquote, die marktüblich ist.“
Auffallend ist, dass man versucht, trotz Leerständen das Forum zu beleben und als Erlebnis zu vermarkten. Etliche freie Flächen sind mit Werbefolien versehen, sodass die dahinterliegenden Räume gar nicht als verwaist wahrgenommen werden. Freie Flächen werden aber auch für eigene Aktionen des Centers genutzt, um dem Kunden etwas zu bieten. So lädt beispielsweise eine Fotoecke mit gelber Badewanne und Quietscheentchen dazu ein, Selfies zu schießen.
Auch Kunst kann erlebt werden: Kunstwerke sind in einem Raum ausgestellt, der Kunde wird gratis hereingebeten. Überschrieben ist das Angebot mit „Forum Art“. Und einmal im Monat werden samstags Bastelaktionen für Kinder im Erdgeschoss angeboten. Am Schaufenster des Raums hängt ein entsprechender Hinweis. Auch auf den Gängen der Einkaufsgalerie bringen Werbeaktionen und Pop-up-Stände Leben ins Haus.
Seit mehr als einem Jahr steht eine große Verkaufsfläche im Forum Mittelrhein in Koblenz leer. Hier sollte der Textilanbieter Sinn eröffnen, der sich zurückzog. Was stattdessen geplant ist, erklärt auf Anfrage Centermanagerin Cindy Häßlein.Wie geht es nach Absage von Sinn im Forum weiter?
Dass sich das Angebot im Forum wandelt, ist unübersehbar. Ungewohnt wirkt im Bild der Ladenzeilen der große Handyshop im Erdgeschoss, der mit einer großen Auswahl an Hüllen und Reparaturservice wirbt. Meist gelten solche Läden wie auch Ein-Euro-Shops als billig. Sie sind auch in städtischen Fußgängerzonen eher ungern gesehene Anbieter.
Der Pop-up-Store von Fußballjongleur und Youtuber Jannik Freestyle wurde wie angekündigt nach drei Monaten wieder geschlossen. Ein handgeschriebener Din-A4-Zettel weist auf die letzte Woche mit Ausverkauf hin. Die ist allerdings bereits rum.
Und wo einst im Erdgeschoss ein Blumenladen mit vielen Schnitt- und Topfblumen hereinbat, kann man sich nun vor einer unbelebten Blumentapete fotografieren. Immerhin: Ein Automat in der Ecke des Raums bietet noch schöne gebundene Sträuße gegen Bezahlung an. Diese liegen in Fächern und werden per Zahlencode freigegeben.