Koblenzer BaudezernentLukas ist "sehr skeptisch" - Investor Seitz: Baubeginn ist für Sommer 2025 geplant
Skepsis hier, Zuversicht da: Wird das Koblenzer Brauereiquartier bis zur Buga 2029 fertig?
Auf dem Gelände der ehemaligen Koblenzer Brauerei in Stolzenfels soll ein neues Wohnquartier entstehen. Der Rückbau der Anlagen hat begonnen. Foto: Rico Rossival
Rico Rossival

In Stolzenfels will Investor Christian Seitz auf dem Gelände der Koblenzer Brauerei ein neues Quartier errichten. Zu dem Großvorhaben sagt der Koblenzer Baudezernent Andreas Lukas unserer Zeitung: „Ich bin sehr skeptisch, was die Entwicklung des Quartiers bis zur Buga 2029 angeht. Stand heute fehlen Herrn Seitz Mit-Investoren.“ Seitz indes verspricht jetzt auf RZ-Anfrage: „Alle wollen, dass das Quartier bis zur Buga fertig wird. Und das wird es.“

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Es soll das schmucke Koblenzer Einfallstor zur Bundesgartenschau 2029 werden: Der Chef eines im bayerischen Sonthofen ansässigen Immobilienentwicklers hatte das Brauereigelände vor mehr als sechs Jahren gekauft. Im 14 Stockwerke hohen Brauereiturm soll ein Hotel entstehen (120 Zimmer). Zusätzlich sind auf dem Gelände bis zu 670 Zimmer überwiegend für Studierende, junge Berufsanfänger und Senioren angedacht (20 Prozent sozial geförderter Wohnraum), ebenso eine Kita und Erlebnisbrauerei als gastronomisches Angebot.

In der jüngeren Vergangenheit war es ziemlich still geworden um das geplante neue Quartier. Nach RZ-Informationen kann sich der Investor nun auch eine Private Hochschule (Gesundheitswesen) und eine Internationale Schule auf dem Gelände vorstellen. Den Abschluss der Durchführungsverträge peilt er bis Ende dieses Jahres an.

Der RZ sagte Seitz jetzt am Telefon: „Die Zinswende ist eingetreten, dadurch kommt richtig Bewegung rein.“ Die Stimmung in der Baubranche sei generell düster, sie helle sich aber selektiv bei „guten Projekten auf. Wir haben schon kräftig mit Rückbauarbeiten begonnen und holen Anlagen aus der ehemaligen Brauerei raus“. An dem geplanten Konzept „halten wir unverändert fest, es geht in die richtige Richtung“. Für das Hotel interessiere sich ein Betreiber, für das studentische Wohnen gebe es drei Anfragen. Der Baubeginn könne im Sommer 2025 erfolgen. 90 Prozent der Erschließungsarbeiten seien bereits geplant.

Allerdings: Nach Geschmack der Stadtverwaltung hat Seitz für dieses hochkomplexe Projekt bislang zu unkonkrete und unverbindliche Unterlagen vorgelegt. Hochwasserzone, B9, Bahnlinie und eine dürftige ÖPNV-Anbindung machen das Gelände in Stolzenfels zu einem schwierigen Pflaster, um dort ein neues Quartier zu errichten – gerade bei dieser Dimension. Baudezernent Lukas (Grüne) sagt weiter: „Die Frage ist, was will er überhaupt? Und wofür findet man Investoren?“

Solange Seitz weder ein konkretes Nutzungskonzept vorgelegt noch Mit-Investoren gefunden habe, gebe es keine weiteren Gespräche zwischen ihm und der Stadt: „Es bringt nichts, sich etwa einmal im Quartal zu treffen und über bloße Absichten zu sprechen.“ Lukas verspricht aber: „In dem Moment, in dem jemand kommt und ein konkretes Konzept vorlegt, bekommt er Schützenhilfe von der Stadtplanung und dem Tiefbauamt, so wie wir aktuell den Investor für das historische Gebäudeensemble auf dem Florinsmarkt unterstützen.“

Sollte Seitz bis Ende dieses Jahres nicht bei der Stadt vorstellig werden, werden „wir den Sachstand Anfang 2025 aktiv abfragen“, kündigt Lukas an. Natürlich hat die Stadt ein großes Interesse daran, dass in die ambitionierten Pläne Zug reinkommt. Niemand kann wollen, dass ein verwaistes und womöglich dann verfallenes Brauereigelände den ersten Eindruck der Buga-Touristen auf der linken Rheinseite bestimmt. Schon Mitte Mai hatte das Baudezernat die Zielstellung nach unten korrigiert: Demnach soll das Brauereigelände zur Buga-Eröffnung in viereinhalb Jahren keine Großbaustelle sein, und zumindest beim Wohnquartier will man „vorangekommen“ sein.

Ein gravierendes Problem aus Sicht der Stadt Koblenz ist, sagt Lukas: „Herrn Seitz gehört das komplette Gelände links und rechts der B9. Er hat es von privaten Voreigentümern erworben, ohne dass die Stadt Miteigentümer war.“ Ergo hat die Stadt kein Rückkaufrecht, das sie sich sonst beim Verkauf städtischer Immobilien stets geben lässt und das sie nun gegenüber Seitz anwenden könnte, um Zugriff auf das Gelände zu bekommen.

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