Volle Kanne Karneval
Schwerdonnerstag in und um Koblenz fest in Frauenhand
Ihre Tollitäten lassen sich in Mülheim-Kärlich durch die Menge an Narren und Jecken fahren.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Olau, Helau, Alaaf: Der Straßenkarneval hat begonnen. Immer wieder kommt die Sonne raus an diesem närrischen Feiertag, als sich bunt gekleidete Fußgruppen durch die Straßen in Koblenz und der Region schlängeln. Rathäuser sind nun fest in Frauenhand.

Aus Frauensicht ist es der höchste närrische Feiertag, und das haben wieder Tausende (auch Männer) in Koblenz und der Region bewiesen: Bei Umzügen an Rhein und Mosel, bei Dutzenden Veranstaltungen, in Kneipen und auf der Straße haben feiernde Närrinnen und Narren an Weiberfastnacht friedlich die Macht an sich gerissen, haben geschunkelt, gesungen, getanzt, gelacht.

Bunt, fröhlcih, friedlich: Der Weiberfasching zeichnet sich Jahr für Jahr durch gute Stimmung und viele lachende Gesichter aus.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Ausgelassen gefeiert wird natürlich auch in Mülheim-Kärlich. Schließlich hat hier der größte Möhnenclub Deutschlands seine Wirkungsstätte. Mit mehr als zwei Dutzend Gruppen – viele zu Fuß, einige motorisiert – schlängelt sich der Mülheim-Kärlicher-Möhnenumzug durch die Straßen der Stadt (siehe Seiten 26 und 27). Eröffnet wird der Zug von der Band „HOTSPOT“, die von ihrem Karnevalswagen herunter ein Best-off von jecken Liedern spielen.

So beginnt das närrische Spektakel gleich mit viel guter Laune. Es folgen gut gelaunte Möhnen in Blumenoutfits und royaler Besuch aus den Vereinigten Staaten – das Prinzenpaar der German American Mardi Gras Association, Prinz Timothy und Prinzessin Barbara, ist aus Las Vegas angereist. Natürlich gibt es zudem viele bunte und kreative Kostüme. „Zwei Jahre lang hatten wir an Schwerdonnerstag Regen, heute haben wir Sonne“, sagt die Präsidentin des Möhnen-Clubs Mülheim, Martina Niepagen. „Alle sind heute wahnsinnig fröhlich. Solche Tage wie heute braucht es, um Energie zu tanken.“

Beim Möhnenumzug in Mülheim-Kärlich werden natürlich traditionell Kamelle geworfen, aber vor allem wird gute Laune verbreitet, etwas, was man gerade in härteren Zeiten sehr gut brauchen kann, findet Martina Niepagen, die erste Vorsitzende der Möhnen.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Weitersburg bleibt das Epizentrum der Weiberfastnacht auf der rechten Rheinseite (siehe Seite 28). Alleine die Zahlen beeindrucken mit etwa 400 Kostümierten, zwei Dutzend Gruppen, mehreren Prunkwagen und Musikkapellen. Die Stimmung ist – wie könnte es anders sein – ausgelassen, fröhlich, friedlich. Die Ortseingänge blieben abgesperrt, um die Sicherheit der Narren zu gewährleisten.

Eine prächtige Unterwasserwelt präsentiert die Weitersburger Kirmesgesellschaft.
Winfried Scholz

In Koblenz ist der große Umzug erst am Montag. Aber Weiberfastnacht wird auch bei vielen Möhnensitzungen, Partys und in der Altstadt gefeiert. Gut gelaunt stapft schon kurz nach 11 Uhr eine sechsköpfige Frauengruppe die Braugasse in Koblenz herauf: „Ja, wir sind wild entschlossen zu feiern“, sagen sie lachend, sie sind extra aus Boppard gekommen, um in der Koblenzer Altstadt den Schwerdonnerstag zu genießen. Natürlich sind sie mit dem Zug gekommen, bekräftigen sie. „Und jetzt tschüss, wir wollen weiter!“

Möhnensitzung der Kesselemmer Wiertschjer in der Hermann Höfer Halle. Seit 77 Jahren sind sie Aktiv im Karneval. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Auf dem Plan und im Zelt an der Liebfrauenkirche singen schon am Morgen vereinzelte Gruppen lauthals mit, vier Metternicher tanzen am Platzrand. „Wir sind echte Karnevalisten“, sagt einer der beiden Männer. „Und ich finde es wichtig, dass man sich auch in diesen Zeiten das Feiern nicht nehmen lässt.“ Das sehen viele andere ebenso: Am Nachmittag ist es auf den Plätzen und in den Kneipen rappelvoll, es wird getanzt, die Stimmung ist bestens. Nur jede Menge Security-Leute und dicke Poller beispielsweise in der Löhrstraße erinnern daran, dass wir in unruhigen Zeiten leben. Die Möhnen in den Stadtteilen und bei der großen Sitzung der Gülser Seemöwen in der Rhein-Mosel-Halle feiern drinnen. So sind sie wetterunabhängig – trocken geht es hier zumeist aber auch nicht zu.

Die Rhein-Mosel-Halle leuchtet lila-rosa bei der Damen Prunksitzung der Gülser Seemöwen.
Sascha Ditscher

In der Stadt Rhens startet der Tag mit der Rathauserstürmung durch die Möhnen von Scharfen Turm. Kapitän Jörg Schüller, sonst bekannt als Stadtbürgermeister, lädt die Jecken zu einer närrischen Traumschiffreise auf der M.S. Königsstuhl ein. Bevor man mit dem „Narrenschiff“ in See stechen kann, muss die 1. Vorsitzende, Roswitha Frickel, mehrere Herausforderungen meistern (Seite 24).

Das Thema "Pfau" hat sich eine Gruppe beim Möhnenumzug in Rhens ausgesucht.
Stefanie Braun

Ab 14.30 Uhr heißt es dann Rhäss Helau, als rund 20 Rhenser Jeckengruppen beim Umzug durch die Straßen ziehen: Egal ob das Motto „Unter dem Meer“, „Weltall“, „Feuer und Flamme“ oder schlicht „Pfau“ heißt, der närrische Lindwurm schlängelt sich mit Begeisterung vom Heiligenhäuschen vorbei an Kirche und Rathaus zurück zum Bahnhof. Den einzigen Motivwagen lenkt die KG Rhens, die ihr 100-jähriges Bestehen feiert, die beiden Wägen der Möhnen mussten aufgrund neuer Auflagen verschrottet werden, erzählen diese mit Bedauern.

Damit ist es nun offiziell, Stadtchef Schüller muss den Schlüssel der Stadt Rhens an die Närrinnen und Narren bei morgendlichen Rathauserstürmung am Schwerdonnerstag übergeben.
Stefanie Braun

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