Der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) und der Landrat des Kreises Mayen-Koblenz, Alexander Saftig (CDU), ließen es am Dienstagvormittag immer wieder durchblicken: Einfach waren die Gespräche über die Zukunft des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GKM) in den vergangenen Wochen nicht.
Koblenz und der Kreis MYK sind die Hauptgesellschafter des finanziell angeschlagenen Klinikverbundes, in nicht öffentlicher Sitzung mussten Mitglieder des Kreistages und des Stadtrates teils kurzfristig folgenreiche Entscheidungen treffen – was nicht ohne Kritik aus der Kommunalpolitik geblieben sei, so Langner. In der Gesellschafterversammlung des Klinikums sei die Entscheidung für die Sanierung des Klinikverbundes am Montagabend dafür nun relativ einmütig gefallen. „Es ist Zeit, uns den Begebenheiten anzupassen“, sagte der Oberbürgermeister.
Die Leitplanken haben Langner und Saftig, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzer der Versammlung, am Dienstag während einer Pressekonferenz gemeinsam mit den GKM-Geschäftsführern Christian Straub und Florian Distler vorgestellt. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse für die Standorte in Koblenz und Mayen.
1 Die Ein-Standort-Lösung in Koblenz: Wenig überraschend, aber dennoch wichtig: Die Sanierungspläne sind ein Bekenntnis zur Ein-Standort-Lösung, die das Fundament des Klinikumbaus ist. In den kommenden Jahren sollen der Kemperhof und das Evangelische Stift in Koblenz in Moselweiß zu einem modernen Krankenhaus verschmelzen, wofür ein großer Neubau in dreistelliger Millionenhöhe anberaumt wird. „Ein Maximalversorger, der vieles unter einem Dach vereint“, so Straub.
Ein „beschleunigter Neubau“ in zwei Bauabschnitten solle erste positive Synergieeffekte mit sich bringen. Nach dem ersten Abschnitt kann das Stift wohl bereits in einigen Jahren umziehen. Angedacht seien ein „Gebäude für die Aufnahme der Fachabteilungen aus dem Evangelischen Stift, eine erweiterte Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte, eine Funktionsdiagnostik und OP-Säle“, so Straub.
100 Millionen Euro sollen zunächst fließen. Die Gesellschafter hoffen darauf, im kommenden Jahr in detaillierte Planungen einsteigen zu können. Auf eine Antwort auf die Frage, wann die Bagger rollen könnten, wollte Straub sich aber nicht einlassen. Zumal das Land Rheinland-Pfalz über eine Förderung den Großteil der Kosten tragen wird, die Förderung muss aber noch bewilligt werden.
Indes verriet er, dass bereits einige kleine und mittelgroße Maßnahmen laufen, die mit Blick auf die Zukunft der Koblenzer Häuser ausgerichtet sind. Unter anderem wird die Allgemeinchirurgie bald komplett in den Kemperhof umziehen, die Unfallchirurgie ins Stift. Derzeit gibt es beide Abteilungen noch in beiden Häusern, auch wenn sie bereits gemeinsam geführt werden. Auch will man am Klinikum zeitnah Personalkosten, Sachkosten und mehr reduzieren, indem „Doppelstrukturen“ vermieden und „Wahlleistungsangebote“ optimiert werden. Generell wird das neue große Klinikum in Koblenz Dreh- und Angelpunkt des künftigen Gemeinschaftsklinikums werden, an dem vieles gebündelt wird, zusammenläuft.
2 St. Elisabeth in Mayen: Einige Diskussionen hatte es in den vergangenen Wochen um die Zukunft des Krankenhauses St. Elisabeth in Mayen gegeben. In kommunalpolitischen Kreisen hieß es, basierend auf dem Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung von Roland Berger, die Viszeralchirurgie und die Gastroenterologie stünden zur Debatte – und sollten gegebenenfalls komplett nach Koblenz verlagert werden. Das ist nun aber so nicht geplant: „Beide Teilbereiche bleiben am Standort St. Elisabeth Mayen erhalten“, heißt es hierzu von Kerstin Macher, Leiterin der GKM-Unternehmenskommunikation.
„Komplexe Viszeralchirurgische Behandlungen sollen zukünftig im GK Mittelrhein am Standort Kemperhof konzentriert werden“, ergänzt sie, „onkologische Behandlungen werden bereits zunehmend in zertifizierten Organkrebszentren durchgeführt.“
Insofern würden zukünftig eine Reihe von Eingriffen am Standort Kemperhof erbracht. Ziel sei eine erfolgreiche Kooperation wie es beispielsweise das zertifizierte Brustkrebszentrum Kemperhof Koblenz und St. Elisabeth Mayen ist.
Dass am Standort St. Elisabeth erheblicher baulicher Sanierungsbedarf besteht, es geht um etliche Millionen Euro, brachte Straub zum Ausdruck. Auch hier setzt man auf Landesfördermittel.
In einer Mitteilung des GKM heißt es, es gehe „in erster Linie darum, eine neue bedarfsgerechte und wirtschaftlich sinnvolle Zielplanung aufzulegen“. Das heiße konkret, dass nicht alle Fachabteilungen in gleicher Art und Weise bestehen bleiben können. Sicher seien aber Geburtshilfe und Kinder- und Jugendmedizin.
3 Praxen und Seniorenhäuser: Im Sanierungsgutachten von Roland Berger war als Option genannt, die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und die Seniorenhäuser von Seniocura abzuwickeln. Hier gibt es jeweils aber noch keine Entscheidung. Für die MVZ – 17 dieser zum GKM gehörenden Praxen gibt es in der Region, mehrere davon in Koblenz – soll die Geschäftsführung bis Ende 2024 ein tragfähiges Konzept entwickeln.
Straub und Distler machten klar, dass die Versorgungszentren nicht grundsätzlich defizitär seien. Eher könnten wohl einzelne Standorte auf den Prüfstand kommen. Zu den Senioreneinrichtungen von Seniocura heißt es, es gebe „noch keine Entscheidungen, ob die Leistung weiterhin unter dem Dach des GK Mittelrhein erfolgt, oder sie gegebenenfalls in ein anderes erfolgreich etabliertes Unternehmen integriert“ werde. Am Rande der Pressekonferenz machte Straub klar, es gehe hierbei weniger um finanzielle Aspekte allein. Auch Strukturen spielen eine Rolle und die Frage, wie gut die Leistungen etwa bei Seniorica ins weitere GKM-Portfolio passen und sich Synergien erzeugen lassen.