Wie ein posthumes Projekt des Verhüllungskünstlers Christo präsentiert sich die Florinskirche zurzeit. Die mächtige Doppelturmfassade mit ihrem charakteristischen Verputz in Weiß und Gelb verbirgt sich unter einer Planenverkleidung, welche die Baugerüste dahinter schon erahnen lässt.
Die Maßnahmen sind Vorboten eines dreiteiligen Sanierungsprojekts, das die gravierenden Mängel in der Statik des zweitältesten Gotteshauses der Stadt Koblenz beheben soll. Seit ein paar Jahren schon schlagen die Alarmglocken angesichts des Zustands der mittelalterlichen Bausubstanz.

Statiker hatten zuletzt die dringende Notwendigkeit einer statischen Sanierung der Florinskirche festgestellt, auf Anweisung der Bauaufsichtsbehörde wurde die Kirche deshalb im September eingerüstet. Ein statisches Monitoring finde derzeit monatlich statt, hieß es in einer Mitteilung der Stiftung Florinskirche im Oktober. Das Schutzgerüst soll das Risiko ausschließen, dass schadhafte Teile vom Dach auf die Straße fallen könnten.
Wie der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt, sollen in einem ersten Bauabschnitt die Dach- und Fassadenarbeiten an Türmen und Mittelbau von Ende 2025 bis 2027 durchgeführt werden. In einem zweiten Bauabschnitt ist die Sanierung des Chores, der Winterkirche und der Taufkapelle vorgesehen, in einem dritten Bauabschnitt die Sanierung der Fassaden und Dächer der Mittel- und Seitenschiffe. Das Schutzgerüst wird laut LBB derweil wohl mindestens bis zum Baubeginn Ende 2025 stehen bleiben.
Stiftung startet Spendenprojekt
Die Kosten für die statische Sanierung werden zum heutigen Stand auf mehr als 12 Millionen Euro geschätzt, die die evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Mitte und das Land Rheinland-Pfalz jeweils zur Hälfte tragen. Aber es gibt ein Problem: Trotz zugesagter Zuschüsse vonseiten des evangelischen Kirchenkreises Koblenz, des Denkmalschutzsonderprogramms des Bundes und der Landesdenkmalpflege übersteigen die zu erwartenden Kosten die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde. Das Bauvorhaben kann aber, das betont der LBB, nur beginnen, wenn die Kirchengemeinde ihren Anteil der Finanzierung sichert. Bei der Sanierung der Türme und der Westfassade bestehe noch eine Deckungslücke von rund 700.000 Euro, teilte die Stiftung Florinskirche zuletzt mit.
Bei dieser Ausgangslage lag es nahe, mithilfe einer Spendenaktion zusätzliche Mittel zu generieren. Mit dem spätgotischen Fenster der Westfassade wurde ein historisch bedeutsames Objekt in den Fokus der zur Spende aufgerufenen Öffentlichkeit gestellt, an dessen Restaurierungskosten die Gemeinde mit 60.000 Euro beteiligt ist.

Mittlerweile sind etwa 30.000 Euro an Spendengeldern eingegangen, von denen die Sparkasse Koblenz allein 20.000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Des Weiteren sind zwei Spendengeber hervorzuheben, die ein Betätigungsfeld in unmittelbarer Nachbarschaft zur Florinskirche gefunden haben. Dabei handelt es sich um Andreas Lukas, Koblenzer Baudezernent, sowie Jan Leis, Bauherr der historischen Gebäude am Florinsmarkt.
Im Rahmen einer Scheckübergabe in Höhe von 6000 Euro an Pfarrerin Birgit Becker demonstrierten Leis und Lukas ihre Solidarität mit dem Sanierungsprojekt Florinskirche. Während der in Ulm ansässige Geschäftsmann Leis 5000 Euro beisteuerte, beteiligte sich Baudezernent Lukas mit 1000 Euro aus privaten Mitteln an den Kosten.
Planungsstand am historischen Gebäude-Ensemble
Leis plant für das Ensemble „Bürresheimer Hof“, „Altes Kaufhaus“ und „Schöffenhaus“ eine Nutzung als Boardinghouse, einem hotelähnlichen Betrieb, ergänzt durch gehobene Gastronomie sowie weitere öffentlich nutzbare Flächen, die etwa die Besichtigung spätantiker Ausgrabungsstücke ermöglichen. Laut Leis wird der Bauantrag für die notwendige Sanierung der historischen Gebäude noch in diesem Jahr eingereicht. Mit der Baugenehmigung rechne er zu Ostern nächsten Jahres, um im Anschluss daran mit der Sanierung der Gebäude starten zu können.
Bereits jetzt bestünden mit allen zukünftigen Nutzern abgeschlossene Verträge, versicherte Leis, der sich mit konkreten Namen noch bedeckt hält. „Wir alle hier am Florinsmarkt haben eine Verantwortung für die historisch bedeutsamen Gebäude. Mein Beitrag zur Restaurierung des Westfensters soll eine fruchtbare Partnerschaft begründen“, formulierte Leis in einer Stellungnahme sinngemäß seine Intention.

Indessen liegt Baudezernent Lukas die Zukunft des Florinsmarkts auf zweifache Art am Herzen. Einerseits plant er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit mithilfe des Landesförderprojekts „Lebendige Innenstadt“ eine Neugestaltung des Florinsmarkts, die 2030 abgeschlossen sein soll. Darüber hinaus ist er als Vorsitzender des Fördervereins der evangelischen Kirche St. Salvator in Nastätten mit Fragen der Akquirierung finanzieller Mittel für eine notwendige Sanierung bestens vertraut. Anhand eines Leitsatzes des Nikolaus von Kues, der einst Dekan des Stifts Sankt Florin war, fasste Lukas in seiner Ansprache das Bestreben nach einem harmonischen Miteinander der neuen Nachbarn zusammen: „Was alle betrifft, muss auch von allen gebilligt werden.“
Wo man spenden kann
Spenden für die Instandsetzung des Westfensters können auf das Konto der Ev. Kirchengemeinde Koblenz-Mitte mit dem Verwendungszweck „Westfenster“ gebucht werden, IBAN: DE97 5776 1591 2900 0899 00.