Zum Weihnachtsgeschäft stellen etliche Firmen Zusatzkräfte ein - Die RZ hörte sich in Koblenz um
Saisonarbeit: Gibt es in Koblenz einen Wettstreit um Mitarbeiter?
Im Weihnachtsgeschäft werden beim Onlineversandhändler Amazon besonders viele Bestellungen abgewickelt. Deutschlandweit stellt das Unternehmen 10.000 Saisonarbeitskräfte ein.
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Die Weihnachtszeit ist für viele Geschäfte und Firmen die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Einige Unternehmen müssen dafür zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Die RZ hörte sich bei Unternehmen in Koblenz sowie bei der Agentur für Arbeit um.

Aktualisiert am 17. Dezember 2021 10:10 Uhr

Deutschlandweit muss der Onlineversandriese Amazon 10.000 zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um das Weihnachtsgeschäft zu bewältigen. 1000 Kollegen unterstützen dabei den Standort Koblenz. Normalerweise arbeiten dort 1900 Mitarbeiter. Intern wird das Weihnachtsgeschäft, das bei Amazon zwischen September und Oktober beginnt und bis Ende Dezember anhält, „Peak“ (Gipfel) genannt, die „volumenstärkste Zeit“, erläutert Pressesprecher Thorsten Schwindhammer.

Diese Arbeitskräfte müssen keinen Beruf erlernt haben, erklärt Schwindhammer. Sie müssen lediglich die Bereitschaft zu körperlicher Arbeit mitbringen. Ihre Aufgaben sind es, Pakete und Produkte einzulagern, zusammenzustellen oder zu verpacken. Grundkenntnisse in Deutsch oder Englisch seien hilfreich. Probleme, die Stellen zu besetzen habe Amazon nicht, da das Unternehmen attraktive Löhne zahle. Der Einstiegslohn liegt bei 12,40 Euro brutto die Stunde, außerdem gibt es Extras und etwa einen Busshuttleservice, der den Weg zur Arbeit erleichtert, erläutert Thorsten Schwindhammer. Der Pressesprecher erläutert, dass es bei Amazon Aufstiegsmöglichkeiten gebe, die auch Saisonarbeitskräften durchaus Perspektiven auf eine langfristige Beschäftigung bieten. Amazon habe viele Menschen eingestellt, die während Corona ihren Job verloren haben, etwa aus der Gastronomiebranche. „Manche sind auch länger oder ganz da geblieben“, sagt Thorsten Schwindhammer.

Doris Litz, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, erklärt, dass sie die „Leute am liebsten dauerhaft in die Beschäftigung bringen würde“. Aber es sei normal, dass Firmen Spitzen beziehungsweise Peaks abdecken müssten. Daher unterstütze die Arbeitsagentur auch bei Unterbringung in Saisonarbeit. Ein Problem sei allerdings, sagt Litz, dass nicht alle Unternehmen mit der Agentur zusammenarbeiten würden. Gerade für Langzeitarbeitslose könne eine Saisonbeschäftigung eine gute Möglichkeit bieten, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Litz sagt: „Jemand, der lange arbeitslos war, der muss Schritt für Schritt zurückkehren. Eine Saisonbeschäftigung kann ein Schritt sein.“

Dynamic Parcel Distribution (DPD), ehemals Deutscher Paketdienst, antwortet auf die Frage nach dem Weihnachtsgeschäft: Saisonarbeitskräfte gebe es einige. „Je nach Tagesbedarf können wir vor Ort bis zu 30 zusätzliche Touren aufschalten“, erläutert Pressesprecher Sebastian Zeh. Das entspreche einer Steigerung von rund 15 Prozent für den Standort Koblenz. Die zusätzlich eingestellten Kollegen seien mit Transportern des Paketdienstes unterwegs, nicht mit privaten Pkw. Normalerweise arbeite DPD mit Menschen, die schon in den Jahren zuvor für das Unternehmen gearbeitet haben, sodass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereits kennen.

Gibt es so etwas wie einen Konkurrenzkampf um Saisonarbeitskräfte? Das hat DPD laut Zeh bisher nicht feststellen können. Was aber ins Gewicht falle, das sei ein genereller Fachkräftemangel. „Die reduzierte Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach körperlich anstrengender Arbeit“, spiele dabei eine große Rolle, außerdem die demografische Entwicklung.

Doris Litz von der Agentur für Arbeit erklärt: „Menschen, die einen qualifizierten Beruf haben, können in aller Regel arbeiten, bei wem sie wollen.“ Dadurch entstehe sowieso ein Konkurrenzdruck. Es liege am Arbeitgeber, ob er die Arbeitsbedingungen so gestaltet, dass es sich lohnt, für ihn zu arbeiten. Als Beispiele nennt Litz etwa Fitnessstudios für die Arbeitskräfte, Kinderbetreuung auf dem Gelände oder einen Fahrservice für die Mitarbeiter. „Die Leute suchen sich ganz individuell aus, was ihnen attraktiv scheint“, weiß Doris Litz.

Es gibt allerdings auch andere Modelle. So erläutert der Fahrradhersteller Canyon auf Nachfrage beispielsweise, dass sein Bedarf an Fachkräften generell sehr hoch sei. Mit Saisonarbeitskräften arbeite das Unternehmen jedoch nicht zusammen, da es kein klassisches Weihnachtsgeschäft habe. Die Produktion sei über das Jahr geplant, dadurch entstünden zur Weihnachtszeit keine Peaks wie bei anderen Unternehmen.

Mangel an Fachkräften versucht das Unternehmen durch Zeitarbeitsfirmen auszugleichen. „Der Prozess ist aber so ausgelegt, dass die Mitarbeiter der Zeitarbeitsfirmen bald in die Firma Canyon integriert werden“, erläutert Pressesprecher Jörg Röttgen. Auch bei dem Koblenzer Fahrradhersteller kann sich also aus einem zeitlich begrenzten ein langfristiges Arbeitsverhältnis entwickeln.

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